[Rohstoffpreis-Information – Ausgabe 10/2022]
Die Weltrohstoffpreise gaben primär aufgrund niedriger Energiepreise im Durchschnitt des September in Dollar um 3,9 % nach. Infolge einer weiteren Abwertung des Euro zum US-Dollar betrug der Rückgang in Inlandswährung dagegen nur 1,7 %. Bei weiter knapper Marktversorgung und niedrigen Lagerbeständen der börsennotierten Metalle bestimmten die Rezessionssorgen als Folge des Krieges zwischen Russland und der Ukraine das Marktgeschehen. Der Anschlag auf die beiden Nord-Stream Gaspipelines hat nun das endgültige Aus für den Bezug von russischem Erdgas eingeläutet. Erfreulich ist allerdings, dass die deutschen Erdgasspeicher zu über 90 % gefüllt sind und bis Anfang November könnten es sogar 95 % werden. Bei weiter sinkender Inlandsproduktion und um ein Viertel gesunkenen Importen ist dies insgesamt positiv. Trotzdem sind weitere Verbrauchsreduzierungen erforderlich. Der Erdgaspreis dürfte bis Ende 2022 um die Marke von 200 €/MWh oszillieren. Temporär sind jedoch Preise von 400 €/MWh möglich. Die beschlossene Preisdeckelung für private Haushalte durch die Bundesregierung muss jedoch auch um eine adäquate und ausreichende Umsetzung in der Industrie ergänzt werden. Bei Erdöl war dagegen im bisherigen Jahresverlauf die Versorgungslage deutlich besser. Der Jahresbedarf an Erdöl wird unverändert mit 100,03 mbd (= Million Barrel per Day) gesehen, wovon 65,78 mbd aus Non-OPEC-Ländern kommen sollen. Allerdings bestehen hohe Unsicherheiten über die tatsächliche russische Erdölförderung. Der Bedarf an OPEC-Förderung von 34,25 mbd wird zu 5,39 mbd über NGL (Natural Gas Liquids) gedeckt, sodass nun 28,86 mbd von klassischen Sorten gefördert werden müssten. Hier lag jedoch in Q3 2022 die Förderung deutlich darüber, sodass die OPEC jetzt Förderkürzungen anstrebt. Wir erwarten daher für den Rohölpreis bis Ende 2022 eine Bewegung um die Marke von 92 US-$ je Barrel Brent. Gegen Jahresende sollte es zu einer leichten Preisentspannung kommen. Für 2023 wird im Jahresmittel ein Anstieg der Erdölnachfrage um gut 2,5 mbd erwartet, der eine höhere OPEC-Förderung bedingt.
Für den Wechselkurs des US-Dollar zum Euro sehen wir bis Ende 2022 eine Bewegung um 1,00 US-$/€.
Stahlpreise
Preise für Öl und Gas
Aluminiumpreise
Kupferpreise
Dr. Heinz-Jürgen Büchner ist Direktor und Head of Industrials & Automotive zuständig für die Metallbranche und verantwortlich für die Rohstoffanalysen der Bank. Der promovierte Volkswirt hat nach seinem Studium Lehr- und Assistententätigkeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität ausgeübt und war vor der IKB bei einer anderen Bank tätig. Er schreibt zu aktuellen Metall- und Rohstoffthemen und hält Vorträge auf internationalen Branchenveranstaltungen.
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