[Consumer & Retail-Information vom 5. September 2019] Die aktuellen Diskussionen um umweltverträglichere und nachhaltigere Verpackungslösungen sowie „Smart Packaging“ werden weitere Dynamik in die Verpackungsbranche bringen. Eine mögliche Erweiterung oder Veränderung der energieintensiven Produktionsprozesse löst dabei größeren Investitions- und Finanzierungsbedarf bei Verpackungsherstellern jedes Integrationsgrades aus.
Neues Verpackungsgesetz verschärft Rahmenbedingungen
Mit dem zum 1. Januar 2019 eingeführten neuen VerpackG wurden die Recyclingquoten für Verpackungsmüll erhöht und das Mehrwegsystem gestärkt. Auslöser für das Gesetz war die seit Jahren zunehmende Müllproduktion der Deutschen – im Jahr 2016 wurden beispielsweise durchschnittlich 220,5 kg Müll pro Person erzeugt, wie das Umweltbundesamt (UBA) veröffentlichte.
Hersteller und Händler sollen nun animiert werden, ihre Produktion zunehmend auf nachhaltige Verpackungen umzustellen und „Erstinverkehrsbringer“ von Verpackungen müssen sich erstmals mit ihren Marken im Verpackungsregister „LUCID“ registrieren – damit wird veröffentlicht, welche Unternehmen ihrer Verantwortung für das Recycling der eigenen Produkte nachkommen. Das Gesetz schafft somit auch Anreize für Hersteller, ihre Verpackungen recyclingfähiger und ressourcenschonender zu gestalten.
Zukünftige Verpackungen sind innovativ und smart
In naher Zukunft werden zunehmend Technologien wie RFID-Chips (Funketiketten), Nahfeldkommunikation (Near Field Communication, abgekürzt NFC: ein auf der RFID-Technik basierender internationaler Übertragungsstandard) oder QR-Codes (Quick Response Code: zweidimensionaler Schwarz-Weiß-Code in Matrixform) den Einsatz digitaler und vernetzter Verpackungen ermöglichen. Die Verpackung wird zum Träger bzw. Erzeuger von Informationen und kommuniziert sowohl mit allen Beteiligten der Lieferkette als auch mit dem Endverbraucher. Weiterhin wird die Einbeziehung von „Augmented Reality“ (computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung z. B. durch Virtual Reality-Brillen) dem Konsumenten bereits vor dem Kauf virtuelle Einblicke in das Produkt ermöglichen. Für Verpackungshersteller ergeben sich somit Digitalisierungspotentiale entlang der kompletten Wertschöpfungskette.
Handlungszwang nicht nur für Hersteller
Allein diese beiden relativ neuen Themen verändern zunehmend die Anforderungen an nahezu die komplette Wertschöpfungskette und werden sich rasch zu Standards ausprägen, welche für die gesamte Verpackungsindustrie gelten. Zum einen wird zukünftig ohne Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsfokus kaum noch Wettbewerbsfähigkeit gegeben sein – sowohl auf nationalem als auch internationalem Terrain. Zum anderen sind beim Thema Smart Packaging Hersteller ebenso wie Händler aufgefordert, den Neuerungen schnellstmöglich zu begegnen, um nicht im Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten bzw., positiv formuliert, um sich neue Markt- und Anwendungsfelder erschließen zu können.

Roland Flicker ist Director in der Industriegruppe Consumer & Retail der IKB. Er betreut Unternehmen aus den Branchen Konsumgüter und Handel und ist involviert in Finanzierungs- und Corporate Finance-Transaktionen der Bank. Herr Flicker besitzt einen MBA der Columbia / New York sowie der London Business School und verfügt über langjährige Erfahrungen im Corporate- und Investmentbanking.
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