[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 20. Juli 2021]

Die europäische Chemieindustrie hat sich auf die Fahne geschrieben, ihren Beitrag zur Klimaneutralität des Kontinents zu leisten. Speziell in Deutschland, wo die Energiepreise sehr hoch sind und die Innovationskraft groß, haben die Unternehmen in den vergangenen Jahren aus ökonomischen Gründen viel Kapital in die Energieeffizienz der Produktionsanlagen investiert. Eine Auswertung der IKB zeigt: die Treibhausgasintensität (THG-Intensität) der deutschen Unternehmen ist über die letzten vier Jahre weitgehend konstant geblieben. Die Treibhausgasintensität wird als Tonnen CO2-Equivalente pro 1.000 € Umsatz gemessen. Einzelne Unternehmen wie LANXESS konnten ihre THG-Intensität deutlich minimieren; dies lag jedoch in erster Linie an Veräußerungen von Unternehmensteilen. Zukäufe können die Entwicklung in die andere Richtung verändern, wie am Beispiel der Übernahme von Versum Materials durch Merck im Jahr 2020 zu sehen ist. Durchschnittlich zeigen die hier betrachteten zwölf deutschen Chemieunternehmen eine Treibhausgasintensität von 29,2 %, wobei Brenntag mit 2,0 % die niedrigste und K+S mit 70,3 % die höchste Intensität ausweist. Linde ist als irisches Unternehmen einsortiert und weist eine THG-Intensität von 137,7 % aus.

Deutsche Chemieindustrie auf breiter Front effizienter als der Wettbewerb

Im internationalen Vergleich schneiden die deutschen Chemieunternehmen sehr gut ab. US-amerikanische Unternehmen zeigen beispielsweise aktuell eine durchschnittliche THG-Intensität von 53,4 %. Daten von chinesischen Unternehmen stehen noch kaum zur Verfügung. Fünf ostasiatische Unternehmen, von denen entsprechende Daten zur Verfügung stehen, zeigen eine durchschnittliche THG-Intensität von 41,5 %. Betrachtet man lediglich die großen, integrierten Chemieunternehmen, so zeigen sich auch hier die deutschen Unternehmen mit einer THG-Intensität von 44,2 % deutlich effizienter als der internationale Wettbewerb mit einem Durchschnitt von 119,5 %. Die Zahlen bestätigen die Vermutung, dass bei deutschen Chemieunternehmen mit reinen Effizienzmaßnahmen keine große Verminderung der THG-Intensität mehr zu schaffen ist. Neue Technologien und Geschäftsmodelle sind hier vonnöten, um Klimaneutralität zu erreichen. Diese Erkenntnisse scheinen auch auf der höchsten politischen Ebene angekommen zu sein, da nun sehr hohe Beträge in die Förderung von Dekarbonisierungsprojekten investiert werden.

Einige Segmente schwer zu dekarbonisieren

Während das Bild der Regionen schon sehr unterschiedlich ausfällt, so zeigen sich im Blick auf die unterschiedlichen Segmente der Chemieindustrie noch größere Unterschiede. Industriegase weisen die höchste THG-Intensität mit einem Durchschnitt von 193,0 % auf. Dahinter folgen vertikal integrierte Produzenten mit 98,8 %, Düngemittel mit 94,7 % und Kunststoffhersteller mit 70,4 %. Am unteren Ende der Skala landen Hersteller von Hygieneprodukten mit 4,1 %, Farben und Lacke mit 5,0 %, Agrochemieunternehmen mit 5,1 % und Life Science Unternehmen mit 12,9 %. Dies zeigt wo die größten Potenziale liegen und auf welche Prozesse sich die politische Förderung konzentrieren sollte, da hier die Hebel am vielversprechendsten sind.

Die THG-Intensitäten der deutschen und der internationalen Chemikalienhersteller gehen stark auseinander. Dies liegt zum einen an Portfolioeffekten – die Deutschen setzen verstärkt auf Spezialisierung – und zum anderen an den Energiepreisen in Deutschland und Europa. In Zukunft werden in einigen Sektoren kaum noch signifikante Effizienzeffekte zu erreichen sein, weshalb technologische Disruptionen im Fokus stehen. Hier gibt es einige Sektoren, in denen die Potenziale noch deutlich größer sind als in anderen Branchen. Wasserstoff, e-Cracker und chemisches Recycling sind nur einig Technologien, die eine größere Rolle spielen werden.

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