[Industrials, Mobility & Construction vom 5. Juli 2024]

Nach der Einführung von Strafzöllen auf den Import von E-Autos (Synonym für batterieelektrische Fahrzeuge – BEVs) aus China durch die USA, hat die EU vorläufige Zölle ab Anfang Juli eingeführt. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir mögliche Auswirkungen dieser Maßnahme auf die Branche.

1. Preissteigerungen und Absatzrückgänge:

Die Strafzölle führen zu einer erheblichen Verteuerung von E-Autos aus China, was sich negativ auf Nachfrage und Absatz auswirkt. Dies trifft europäische und chinesische Hersteller (Synonym für Original Equipment Manufacturer – OEM) gleichermaßen. Im Jahr 2023 war das Verhältnis der Exporte aus China zwischen westlichen Herstellern und chinesischen Herstellern gemessen an den Stückzahlen nahezu ausgeglichen. 2024 werden chinesische Hersteller voraussichtlich einen größeren Anteil einnehmen. Für deutsche Hersteller wie BMW und Mercedes Benz bedeutet die Maßnahme zusätzlichen Margendruck, wenn die EU-Flottengrenzwerte mit lokal produzierten E-Autos erreicht werden müssen.

2. Auswirkungen auf die Lieferketten:

Für das Jahr 2024 werden 950 Tausend bis 1 Millionen produzierte Fahrzeuge in China für den Export in die EU prognostiziert. Wir erwarten, dass mehr als die Hälfte dieser Fahrzeuge von chinesischen Herstellern produziert wird, jedoch immer noch mit einem bedeutenden Anteil von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Die Zulieferer werden sich insbesondere auf die Serienbelieferungen von E-Autos fokussieren, die für den Export in die USA und Europa bestimmt sind.

3. Local-for-local Produktion wird fortgesetzt:

Durch die Krisen der letzten Jahre und die zunehmenden geopolitischen Spannungen hat sich die Strategie der „Local-for-Local“-Produktion, also die Belieferung der Hersteller durch lokale Standorte der Zulieferer bereits verfestigt. Die Zölle werden das Wachstum chinesischer Marken voraussichtlich verlangsamen. Gleichzeitig verstärken sie die Bestrebungen der chinesischen Hersteller, europäische Produktionsstätten aufzubauen. Dies bietet neue Potentiale für Zulieferer, wenngleich chinesische Hersteller wie BYD deutlich stärker vertikal integriert sind.

4. Lokalisierung der Batteriewertschöpfung:

Bestimmend für die Wirtschaftlichkeit der E-Autos ist die Batterieherstellung. Während 2024 ca. die Hälfte der Batteriekapazität für die in Europa hergestellten Fahrzeuge aus Europa kam, soll dieser Anteil bis 2030 auf circa 90 % wachsen. Zusätzliche Skaleneffekte, durch lokale Produktion chinesischer Hersteller, unterstützen die Wirtschaftlichkeit der neu zu schaffenden Kapazitäten. Jedoch bedeutet die Regionalisierung der Batterieproduktion nicht die Regionalisierung der Subkomponenten. Hhier bestehen weiterhin hohe Abhängigkeiten zu China wie bei den (verarbeiteten) Rohstoffen.

Fazit:

Die Strafzölle auf E-Autos aus China haben auch weitreichende Folgen auf den europäischen Markt. Neben negativen Auswirkungen auf Preise, Absatz und Klimaziele bieten sich aber auch Chancen für die europäischen Hersteller. Kurzfristig bilden die Zölle eine Markteintrittsbarriere, insbesondere für junge Hersteller, die auf rasche Internationalisierung und Wachstum angewiesen sind. Mittel- bis langfristig wird ein steigender Marktanteil der größeren chinesischen Hersteller nicht zu verhindern sein. Zudem birgt ein verstärkter Handelskonflikt zusätzliche Risiken, insbesondere durch Abhängigkeiten in der Wertschöpfungskette wie bei der Batterieproduktion.

 

 

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Sven Anders, CFA
Abteilungsdirektor
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