Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft scheint sich zu stabilisieren – auf einem niedrigen Niveau. Die Konjunktur wird im Jahr 2025 jedoch kaum nennenswerte Impulse liefern. Denn bis auf den privaten Konsum ist der Ausblick für die BIP-Komponente wie Exporte und Investitionen gerade im Kontext globaler Unsicherheiten mit erhöhtem Risiko behaftet. So bleibt eine grundsätzliche Stimmungsaufhellung am Standort Deutschland in erster Linie eine politische Verantwortung. Die IKB erwartet ein BIP-Wachstum von 0,4 % im Jahr 2025.

Stimmung: Bodenbildung gefunden
Die Stimmung in der europäischen Wirtschaft und in der Industrie insbesondere scheint sich weiter zu stabilisieren. So kletterte der PMI-Indikator für die Euro-Zone im Januar wieder über die Expansionsschwelle, jedoch fiel das Plus (50,2 Punkte) nur minimal aus. Auch das ifo Geschäftsklima für die deutschen Unternehmen konnte zumindest die Hoffnung auf eine Bodenbildung bestätigen. Da die deutsche Wirtschaft im Gegensatz zu anderen Euro-Ländern schon seit geraumer Zeit stagniert, ist die relative Verschlechterung der Stimmung am Standort Deutschland nicht überraschend.
Deutliche Stimmungsaufhellung 2025 unwahrscheinlich
Das ifo Geschäftsklima und europäische Stimmungsindikatoren werden aktuell von zwei gegenläufigen Einflüssen getrieben. Zum einen sollten sinkende Zinsen der Stimmung Auftrieb geben. Eine jüngste Studie der Bundesbank (Januar 2025) zeigt zudem, dass niedrigere Zinsen auch zu einer höheren Risikobereitschaft führen, weshalb die Geldpolitik durchaus einen Einfluss auf Investitionen haben sollten. In Deutschland und vor allem im deutschen Verarbeitenden Gewerbe sollte dieser Effekt jedoch nicht überbetont werden. Die strukturellen Probleme sind bekannt, und die Stimmung ist schon länger in einer Abwärtsspirale gefangen. Da wird eine Zinssenkung auf 2,0 % bis Mitte 2025 nicht die entscheidende Wende bringen.
Zum anderen wird die Stimmung durch Unsicherheiten und Risiken, die von den USA ausgehen, belastet. Zollanhebungen, erhöhter Wettbewerbsdruck auf Drittmärkte, sich eintrübende globale politischen Beziehungen werden in den kommenden Monaten die konjunkturelle Zuversicht zunehmend prägen. Eine IKB-Studie hat jedoch gezeigt, dass weniger US-Zollanhebung selbst, sondern vielmehr der Gesamteinfluss aktueller protektionistischer Strebungen auf die Weltkonjunktur das deutsche Exportwachstum belasten.
Exporte weiter unter Druck
Dennoch haben die Exporte den früheren Rückenwind verloren: Der reale effektive Wechselkurs, der zwischen 1995 und 2012 mit rund 20 % abwertete (s. Zukunft des deutschen Exportmodells: Wen interessieren Zölle?), verläuft seither eher stabil. Zum einen deutet dies auf einen anhaltenden preislichen Wettbewerbsvorteil hin. Zum anderen hat sich dieser jedoch nicht weiter verbessert. Allerdings könnte die aktuelle Euro-Schwäche für erneute Entlastung sorgen.
Das andere Thema ist China. Schon seit mehreren Jahren stagnieren die chinesischen Importe und damit die Nachfrage nach globalen, aber auch deutschen Gütern. Gleichzeitig setzt China aktuell und im Umfeld einer schwachen Binnennachfrage vor allem auf eine Strategie des Exportwachstums. Laut einer Bundesbank Studie drängen sie vor allem in Marktsegmente mit höherer Wertschöpfung, die traditionell von deutschen Unternehmen besetzt waren. Wächst der Kuchen nicht ausreichend durch globales Wachstum, werden Marktanteilsverluste die deutschen Exporte weiter belasten.
Warten auf Konjunkturbelebung nicht ausreichend
Grundsätzlich besteht in Deutschland eine erhöhte politische Unsicherheit. Diese wird auch nicht unbedingt nach der Wahl beendet sein. Doch erhöhte Planungssicherheit ist absolut notwendig, um Vertrauen und damit auch die Investitionsbereitschaft aus der aktuellen Stagnation zu lösen. Die deutsche Wirtschaft stagniert seit zwölf Quartalen, und das ifo Geschäftsklima zeigt seit 2018 einen negativen Trend.
Was wird also im Jahr 2025 das Bruttoinlandsprodukt aus der Stagnation befreien? Die IKB wie auch die Bundesbank gehen von einem BIP-Wachstum im Jahr 2025 von 0,4 % aus. Hierfür bedarf es in den kommenden Quartalen einer gewissen Belebung. Erwartet wird jedoch vor allem ein leichter Anstieg des Konsums. Weder Investitionen noch Exporte können aktuell als Wachstumstreiber überzeugen.
Ein alleiniges Warten auf konjunkturellen Rückenwind ist nicht ausreichend. Denn die Nachfrage wird durch die globale Entwicklung belastet, während die Angebotsseite nur infolge von Reformen reagieren wird. Doch auch wenn alle politischen Parteien vorgeben, die Probleme angehen zu wollen, bleibt die Durchschlagskraft einzelner Parteivorschläge bei dem breiten Spektrum an strukturellen Themen eher überschaubar – vor allem wenn Koalitionsverhandlungen aktuelle Ambitionen relativieren sollten, wovon durchaus auszugehen ist.
So mag es vielleicht sogar als positiv gesehen werden, wenn sich das ifo Geschäftsklima nur langsam erholt. Schließlich sollte der Politik keine Hoffnung gemacht werden, dass die konjunkturelle Belebung sie von ihrer Verantwortung entbindet.
Dr. Klaus Bauknecht ist als Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG verantwortlich für die volkswirtschaftlichen Analysen, Prognosen und Einschätzungen der Bank. Er schreibt zu aktuellen und übergeordneten Konjunktur-, Volkswirtschafts- und Marktthemen. Zudem kommentiert er regelmäßig konjunkturelle Entwicklungen in renommierten Wirtschaftsmedien und ist mit seinen pointierten Präsentationen häufiger Gast bei Verbänden und Unternehmen. Zuvor arbeitete Klaus Bauknecht in verschiedenen leitenden Positionen anderer Banken und im südafrikanischen Finanzministerium.
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