[Rohstoffpreis-Information vom 6. Januar 2020] Die Weltrohstahlproduktion zog bis Ende November 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,7 % an. Für das Gesamtjahr 2019 sehen wir jedoch einen geringeren Zuwachs um 1,1 % auf 1,81 Mrd.t Rohstahl, 2020 wird eher eine Seitwärtsbewegung folgen. Allerdings erwarten wir für das Gesamtjahr 2020 eine um rund 1 % höhere Stahlnachfrage. Der Anstieg in Deutschland dürfte mit gut 1,5 % sogar etwas stärker ausfallen und die geringere Nachfrage im Jahr 2019 teilweise kompensieren.

Dafür spricht, dass bei etlichen Stahlproduzenten zuletzt die Auftragseingänge – insbesondere auch aus der Automobilindustrie – angezogen sind. Da auch die Baukonjunktur gerade in den deutschen Ballungszentren noch weitgehend ungebrochen ist, spricht derzeit etliches für eine Belebung.

Doch wie geht es preislich weiter? In der zweiten Jahreshälfte 2019 gerieten die Preise der meisten Stahlgüter erheblich unter Druck. Aktuell hat sich hingegen ein kräftiger Kostendruck ergeben. So liegen die Preise für Eisenerz um rund 50 % über dem Beginn des Jahres 2019. Zwischenzeitlich hatten diese sogar fast doppelt so hoch notiert. Nach dem Dammbruch bei Vale hat die brasilianische Regierung bei allen Minenbetreibern Sicherheitsinvestitionen angeordnet. Die Konzepte mussten bis Spätsommer 2019 eingereicht werden und sind bis Ende 2022 umzusetzen. Die Investitionen haben einen nachhaltigen Effekt auf die mittel- und langfristigen Erzpreise, da auch einige andere Länder mit Sicherheitsauflagen nachziehen. Wir beziffern diesen Effekt auf 10 bis 20 US-$ je t, der auf die Stahlpreise durchschlagen dürfte.

Die mittel- und langfristigen Kokskohlepreise für Spotmarktnotierungen in Australien dürften sich im nächsten Jahr grob in der Range zwischen 135 und 150 US-$ je t bewegen. Dies entspricht in etwa dem gegenwärtigen Niveau. Von daher sehen wir für die Stahlpreise keine zusätzlichen Belastungen durch das Vormaterial Kokskohle.

Die Schrottpreise stiegen im November 2019 stärker als erwartet an und kompensierten die Verluste vom Oktober. Ein Anstieg der Preise setzte sich auch im Dezember fort. Das Angebot ist weiter knapp, zudem belebte sich die Exportnachfrage insbesondere auch aus der Türkei. Im Verlauf des ersten Quartals 2020 ist eine weitere leichte Belebung möglich. Insgesamt ist also ein erheblicher Kostendruck auf die europäischen Stahlhersteller entstanden.

Auf außereuropäischen Märkten hat bereits eine Preisbelebung eingesetzt: So erhöhten amerikanische Anbieter schon zum 1. November 2019 die Preise für Warmbreitband um rund 40 US-$ je t. Dies galt auch für ArcelorMittal, während das Unternehmen zum gleichen Zeitpunkt nochmals leichte Preisreduktionen in Europa vornahm.

Auch in China zogen die Preise auf dem Inlandsmarkt im Verlauf des Novembers an. Zudem erhöhte China die Preise auf dem gerade für die türkischen Stahlhersteller wichtigen Absatzmarkt der Golfanrainerstaaten. Daraus könnte eine kleine Umlenkung von Mengen resultieren, die sonst in den kontinentaleuropäischen Markt gedrückt würden.

Einiges spricht also für anziehende Stahlnotierungen im Verlauf des ersten Quartals bzw. ersten Halbjahres 2020. Zudem ist zu beachten, dass bei vielen Stahlverarbeitern und Stahl Service Centern die Lager weitgehend leer sind, es besteht also Orderbedarf bei vielen Abnehmern. Daher rechnen wir mit einer Preisbelebung bei Stahl.

 

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Dennis Rheinsberg
Direktor und Head des Sektorteams Energy, Utilities & Resources
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