[Consumer & Retail-Information vom 19. Juni 2023] 

Wie in vielen anderen Branchen fällt auch im Segment Fahrräder, Sport- und Campingartikel die Orientierung über die aktuelle Lage nicht ganz leicht. Grundsätzlich bewerten wir die mittelfristigen Perspektiven positiv, insbesondere getragen vom anhaltenden Gesundheitstrend, stetigen Produktinnovationen im Fahrrad- und Outdoorbereich und dem Verbraucherwunsch nach aktiver Freizeitgestaltung. Allerdings sind die kurzfristigen Aussichten gedämpft. Dafür sind insbesondere zwei Faktoren verantwortlich: Nach den schwierigen Pandemiejahren, in denen die stark gestiegene Nachfrage 2020 und 2021 auf Lieferengpässe traf, setzten Händler und Produzenten alles daran, ausreichend Ware für den erwarteten Nach-Corona-Boom vorzuhalten. In der Folge füllten sich die Läger, die Nachfrage blieb allerdings hinter den Erwartungen zurück. Der Krieg in der Ukraine verunsicherte die Konsumenten abermals, hohe Treibstoff- und Energiekosten sowie zunehmend höhere Lebensmittelpreise entzogen Kaufkraft.

Die Umsatzentwicklung im Handel mit Fahrrädern, Sport- und Campingartikeln zeigt für 2022 zwar eine gute Performance, allerdings ist das Umsatzwachstum im Wesentlichen preisgetrieben. Dies führte dazu, dass nach einer anfänglichen Unsicherheit, mit rückläufigen Umsätzen im zweiten und dritten Quartal, die Freizeitbranche im vierten Quartal deutlich zulegen konnte. Ein weiterer wesentlicher Faktor für diese Entwicklung ist der Umsatzrekord im Segment Fahrräder, respektive E-Bikes, der auf rund 7,4 Mrd. Euro gestiegen ist, was einem Plus von 12 % entspricht.

Die vorliegenden amtlichen Daten zeigen seit Anfang 2023 deutlich sinkende Umsätze, wenn auch von einem hohen Niveau kommend. Händler und Hersteller vermelden rückläufige Verkaufszahlen, selbst der erfolgsverwöhnte Fahrradsektor muss hohe Rabatte gewähren, um die Nachfrage zu stimulieren, aber auch, um die aufgebauten Lagerbestände zu reduzieren. Auch für die Monate Mai und Juni erwarten wir eine rückläufige Entwicklung, da die Freizeitbranche wegen eines kühlen Frühlings und dem daraus resultierenden verspäteten Saisonstart zusätzlich Gegenwind hatte.

2023 wird insgesamt ein holpriges Jahr für die Branche, wobei sich der Absatz in den Sommermonaten stabilisieren sollte. Mit einer deutlichen Erholung rechnen wir aber nicht. Trotz sinkender Inflation bleibt das Niveau 2023 mit einer Inflationsrate zwischen 5,5 % und 6,0 % weiterhin zu hoch, um die Kaufkraft der privaten Haushalte zu erhöhen bzw. die Konsumneigung zu verbessern. 

Über 2023 hinaus wird der Sektor seine positive Entwicklung wieder aufnehmen, jedoch gehen wir nach dem Boom 2020/21 von einem Einschwenken auf ein Trendwachstum, das sich in einem Korridor von 3 % bis 5 % p. a. bewegen sollte, aus. Insgesamt erwarten wir in Zukunft weniger starke Ausschläge, da die wieder funktionierenden Lieferketten Planungen vereinfachen und somit auch zu einem absatzkonformeren Orderverhalten führen.

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Sven Anders, CFA
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