[Consumer & Retail-Information vom 28. April 2022]

Nach zwei unsicheren Jahren steht die Sportartikelindustrie auch 2022 vor ungewissen Monaten. Anders als in den vergangenen 24 Monaten prägen nicht mehr mögliche Lockdowns das Tagesgeschäft, sondern die deutlich gesunkene Kauflaune der Konsumenten aufgrund eingetrübter Konjunkturaussichten, großer Inflationsdynamik und der starken Verunsicherung durch den Krieg in der Ukraine. Mit steigenden Preisen sinkt die Anschaffungsneigung. Insbesondere hohe Treibstoff- und Energiekosten sowie zunehmend höhere Lebensmittelpreise haben eine unmittelbare Wirkung auf die Kaufkraft. Aktuell herrscht eine Gemengelage, die dazu führen kann, dass Konsumenten Anschaffungen, die nicht für das alltägliche Leben nötig sind, auf unbestimmte Zeit verschieben bzw. Budgets reduzieren. In Summe bedeuten die aktuellen Rahmenbedingungen ein weiteres schwieriges Jahr für den Konsumbereich insgesamt, aber auch für die Sportartikelindustrie, die bisher gut durch die Corona-Pandemie gekommen ist.

Was bedeutet das für die Freizeitbranche?           

In den vergangen beiden Jahren kam es zu deutlichen Ausschlägen bei der unterjährigen Umsatzentwicklung im Handel mit Fahrrädern, Sport- und Campingartikeln. Deutlichen Einbrüchen im Zuge der beiden Lockdownphasen folgten im Anschluss wieder erhebliche Zuwächse. Insgesamt lag das Umsatzniveau sowohl 2020 als auch 2021über dem der Vorkrisenjahre. Am aktuellen Rand ist die Umsatzentwicklung allerdings wieder rückläufig, befindet sich aber weiterhin auf hohem Niveau. Auch wenn in den kommenden Monaten nicht mehr mit ähnlich starken Ausschlägen zu rechnen ist, bleibt die weitere Entwicklung unsicher. 

Folgende drei Entwicklungen sind verantwortlich für die Unsicherheit:

  • Kaufkraftentzug und sinkende Konsumlaune: Insbesondere die hohe Inflation hat eine direkte Auswirkung auf den deutschen Verbraucher, der traditionell sehr sensibel auf Preissteigerungen reagiert. So hat das ifo-Institut berechnet, dass die Kaufkraft aufgrund der hohen Teuerungsrate im 1. Quartal 2022 um rund 6 Mrd. € gesunken ist. Auf das Gesamtjahr bezogen, kann sich die Kaufkraft um bis zu 30 Mrd. € verringern.
  • Ende der boomenden Entwicklung einzelner Segmente: Angetrieben vom E-Bike-Boom konnten gerade Fahrräder, während der Corona-Pandemie Verkaufsrekorde verzeichnen. Wurden 2019 noch rund 4,3 Mio. Fahrräder verkauft, waren es 2020 und 2021 ca. 5 Mio. bzw. 4,7 Mio. Fahrräder. Auch Lauf- und Wanderschuhe und -ausrüstung sowie Sportgeräte für das Heimtraining haben sich gut entwickelt. Entsprechend ist im aktuellen Umfeld mit Sättigungstendenzen zu rechnen.
  • Lieferschwierigkeiten: Der starke Asienbezug der Branche – insbesondere Sportschuhe und Fahrradkomponenten werden dort produziert – und die Null-Covid-Strategie der Chinesen führen zu Lieferproblemen der Branche. Schließungen chinesischer Häfen verursachen aktuell Chaos und stören die gesamte Lieferkette. In den kommenden Monaten muss mit deutlichen Engpässen gerechnet werden.

Das Jahr 2022 wird für die Sport- und Freizeitartikelbranche sehr holprig verlaufen. Grundsätzlich bewerten wir die mittelfristigen Aussichten für die Branche positiv, getragen vom anhaltenden Gesundheitstrend, weiteren Impulsen für Outdoor-Aktivitäten und dem Verbraucherwunsch nach aktiver Freizeitgestaltung nach den Einschränkungen durch die Coronapandemie.

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Sven Anders, CFA
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