Die Fakten im Überblick:
- Der Anstieg der spezifischen Investitionskosten und größere Anlagen führen zu einem höheren Kapitalbedarf.
- Gestiegene Zinsen und sinkende Marktwerte reduzieren die Schuldentragfähigkeit von Solar- und Windenergie-Projekten.
- Geringere Projektfinanzierungsvolumina erfordern Finanzierungslösungen für zusätzliches Eigenkapital.
- Die steigende Projektanzahl belastet die Kapazitäten der etablierten Projektfinanzierungspartner.
Steigende Investitionskosten bei Solaranlagen und Windenergieprojekten
Projektentwickler waren in den vergangenen Jahren mit gestiegenen Projektkosten konfrontiert. Seit der Corona-Pandemie führten Lieferkettenprobleme zu steigenden Kosten, auf allen Stufen der Wertschöpfungskette. Ursache sind eine schlechtere Verfügbarkeit von Komponenten und Vormaterialien und längere Lieferzeiten.
Bei Solarprojekten gibt es mittlerweile Entlastung bei den Projektkosten, denn die Modulpreise für Solaranlagen sind wegen der chinesischen Überkapazitäten deutlich gefallen. Im Bereich der Windenergie dagegen steigen die Preise der Windenergieanlagenhersteller kontinuierlich. Zudem bleiben die Kosten für den Netzanschluss hoch und wichtige Komponenten wie Transformatoren sind knapp. Bei Windenergieprojekten kommt hinzu, dass die einzelne Anlage in den vergangenen Jahren immer größer und damit teurer geworden ist. Nach Zahlen von Deutsche Windguard hatten im ersten Halbjahr 2024 in Deutschland errichtete Windenergieanlagen eine um neun Prozent höhere Anlagenleistung als im Vorjahreszeitraum.
Höherer Kapitalbedarf und sinkende Finanzierungsvolumina
Neben den steigenden Investitionskosten wirken sich auch höhere Zinsen und sinkende Marktwerte für den Strom aus Windkraftanlagen und Solarparks negativ auf die Cash-Flows der Projekte aus. Dies belastet die Schuldendiensttragfähigkeit der Unternehmen. Die sinkenden Anteile der Projektfinanzierung an den Investitionskosten führen zu einem höheren Bedarf an Eigenkapital. Projektentwickler, die eigene Wind- und/oder Solarparks auf- oder ausbauen und betreiben möchten, sind gezwungen, mehr Projekte extern zu verkaufen, um entsprechende Liquidität zu generieren. Alternativ können sie auf Instrumente der Unternehmensfinanzierung zurückgreifen.
Herausforderungen durch Überangebot an grünem Strom
Die gesunkenen Marktwerte sind auch Ausdruck einer zunehmenden Kannibalisierung der Stromproduktion aus Wind- und Solarparks. Getrieben wird sie durch den massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien und gleichzeitig noch fehlender Flexibilitäten im Strommarkt. Das zeitweise Überangebot an (grünem) Strom führt immer häufiger zu mehrstündigen Phasen negativer Spotmarktpreise – ein zusätzliches Risiko für die Vergütung der Stromeinspeisung aus neueren Windenergieanlagen und Solarparks und damit auch für die Projektfinanzierung. Projektentwickler reagieren darauf, indem sie bei der Freiflächen-Photovoltaik vermehrt Batteriespeicher in ihre Planungen integrieren. Diese Projekte werden dann in den Innovationsausschreibungen der Bundesnetzagentur eingereicht. Der gegenüber der Ausschreibung für Solar Freifläche erzielbare höhere Zuschlagswert ist abzuwägen gegen die Nutzungseinschränkungen des Batteriespeichers aufgrund des Ausschlusses der Teilnahme am Strom- oder Regelenergiemarkt.
Bedeutung der EEG-Vergütung und Auswirkungen des Solarpakets I
Die EEG-Vergütung bleibt für die Wirtschaftlichkeit von Projekten in beiden Segmenten essenziell. Ohne diese Förderung gibt es kaum langfristige Stromabnahmeverträge (PPAs) zu auskömmlichen Preisen. Entspannung könnte die beihilferechtliche Genehmigung der mit dem Solarpaket I beschlossenen dauerhaften Erweiterung der Projektgröße von 20 MW auf 50 MW installierter Leistung durch die Europäische Kommission bringen. Allerdings würde dies den ohnehin starken Wettbewerb in den Ausschreibungen erhöhen und voraussichtlich zu weiter fallenden Zuschlagswerten führen.
Engpässe bei der Projektfinanzierung und mögliche Lösungen
Wenn es gelingt, auf dieser Basis in Zukunft ausreichend Projekte zu entwickeln, um den im EEG 2023 vorgesehenen Ausbaupfad für Windenergie an Land und Photovoltaik zu erfüllen, könnten einzelne Projektierer auf Engpässe bei Angeboten für Projektfinanzierungen stoßen. Denn etablierte Banken stoßen wohlmöglich an ihre Kapazitätsgrenzen. Der Bedarf an weiteren Kontokorrent- und Avallinien steigt mit den Projektvolumina ohnehin. Daher wird es wichtig, den Kreis der finanzierenden Banken rechtzeitig zu erweitern und zu diversifizieren. Hierfür bietet die IKB mit dem Finanzierungsmarktplatz eine geeignete Plattform.
Zur Finanzierung des Bedarfs an zusätzlichem Eigenkapital für den Auf- und Ausbau des Eigenbestands an Wind- und Solarparks kommen verschiedene Finanzierungsinstrumente und -strukturen in Betracht. Für ihre Kunden erarbeitet die IKB bereits seit Jahren individuelle Lösungen. Kontaktieren Sie uns gerne!
Dennis Rheinsberg ist Direktor und Head des Sektorteams Energy, Utilities & Resources. Dort ist er verantwortlich für die Bereiche Energie, Rohstoffe und Metalle und involviert in Projekt- und Unternehmensfinanzierungs- sowie Corporate Finance-Transaktionen der Bank. Zu den von ihm betreuten Unternehmen gehören insbesondere Projektentwickler und Investoren in Erneuerbare Energien sowie die metallerzeugende und -verarbeitende Industrie. Nach dem Studium der Volkswirtschaft an der Universität zu Köln hat er seine ersten sechs Berufsjahre als Unternehmensberater absolviert, bevor er 2011 zur IKB stieß.
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