Im Verlauf des April 2022 kam es zu einer Korrektur bei den Weltrohstoffpreisen. In Dollar gerechnet betrug der Rückgang rund 12 %. Da der Wechselkurs des Euro zum US-Dollar im Monatsdurchschnitt weiter abwertete, waren es in Inlandswährung nur gut 10 %. Ab Mitte April 2022 gaben vor allem börsennotierte Metalle deutlich nach, obwohl die Lagerbestände der Börsen wei-ter sanken. Es mehren sich die Sorgen, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine länger andauern und zu einer kräfti-gen Rezession vor allem in Europa führen könnte. Bei Stahlrohstoffen (vor allem auch Kokskohle) fehlen zwar auch schon rus-sische Lieferungen, hier sind die Stahlkocher aber auf einem guten Weg in Bezug auf die Ersatzbeschaffung. Angebotsseitig fehlen vor allem auch Grobbleche aus der Ukraine. Da zudem 2021 ThyssenKrupp das Werk in Duisburg stilllegte, fehlen dem Markt erhebliche Volumina. Die Versorgung hat sich aber vor allem bei energetischen Rohstoffen verschlechtert. Nachdem Russland einen Gaslieferstopp für Polen und Bulgarien kurzfristig umsetzte, mehren sich die Sorgen, dass auch anderen euro-päischen Ländern der Gashahn zugedreht werden könnte. Bei Erdöl ist die Versorgungslage entspannter, da der Markt im ersten Quartal 2022 sogar eine leicht höhere OPEC-Produktion als notwendig verbuchen konnte. Unverändert belasten jedoch Trans-portprobleme. Wir erwarten für den Rohölpreis bis Ende Q2 2022 eine Bewegung um die Marke von 100 US-$/Barrel Brent. Sollte es nicht gelingen, die russischen Exporte schnell zu kompensieren, wird der Markt sich wieder in Richtung 120 US-$ be-wegen. Ansonsten sehen wir im Jahresverlauf eine Preisentspannung. Bei Erdgas ist die Versorgungslage bei weiter sinkender inländischer Erdgasproduktion extrem eng: Die Speichersalden haben zuletzt allerdings angezogen. Die Sorge vor einem Em-bargo aufgrund des Ukrainekonfliktes wird den Grenzübergangspreis auf hohem Niveau halten: Wir sehen diesen um die Marke von 15.000 €/TJ oszillieren. Die hieraus resultierenden Belastungen der deutschen Industrie bleiben somit hoch. Für den Wechselkurs des US-Dollar zum Euro sehen wir bis Mitte 2022 eine Bewegung um 1,05 US-$/€.
Stahlpreise
Preise für Öl und Gas
Aluminiumpreise
Kupferpreise

Dr. Heinz-Jürgen Büchner ist Direktor und Head of Industrials & Automotive zuständig für die Metallbranche und verantwortlich für die Rohstoffanalysen der Bank. Der promovierte Volkswirt hat nach seinem Studium Lehr- und Assistententätigkeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität ausgeübt und war vor der IKB bei einer anderen Bank tätig. Er schreibt zu aktuellen Metall- und Rohstoffthemen und hält Vorträge auf internationalen Branchenveranstaltungen.
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