[Rohstoffpreis-Information – Ausgabe 12/2024]
Im November 2024 stiegen die Weltrohstoffpreise auf Dollarbasis um 1,0 %. In Inlandswährung betrug der Anstieg aufgrund der Abwertung des Euro zum US-Dollar 3,6 %. Wesentlicher Treiber waren stark anziehende Gaspreise, während die meisten Industriemetalle eher seitwärts tendierten und Rohöl im Monatsmittel verlor. Wir erwarten bis Mitte 2025 eine Bewegung des Wechselkurses zur Marke von 1,02 US-$/€.
Die folgenden Seiten beschreiben die Entwicklungen für einzelne Rohstoffe. Wir weisen explizit darauf hin, dass es bei metallischen Rohstoffen, abweichenden Legierungen sowie sonstigen Kunststoffsorten zu anderen Preisbewegungen kommen kann. Zudem beobachten wir bei einigen Rohstoffarten größere regionale Preisabweichungen.
Weltrohstahlproduktion bis Oktober 2024 rückläufig: China bleibt Haupttreiber des Minus
Bis Ende Oktober 2024 lag die Weltrohstahlproduktion mit 1,6 % unter Vorjahresniveau. Wesentlicher Treiber ist weiterhin das Minus von 3 % in China. Auch in Japan, den USA, Russland und Südkorea lag die Produktion unter Vorjahr. Im Gegensatz dazu verzeichnete Indien ein Wachstum von 5,6 % und bleibt damit auf Expansionskurs. Der Zuwachs von 12,4% in der Türkei ist vor dem Hintergrund der Erdbebenkatastrophe im Vorjahr zu bewerten. Innerhalb der EU weist Deutschland mit einem Plus von 5,0 % eine überproportionale Erholung auf; die Tonnage bewegt sich allerdings auf historisch niedrigem Niveau. Die Nachfrage nach Stahlprodukten wird insbesondere durch die schwache Bau- und Automobilkonjunktur belastet. Die globale Rohstahlproduktion dürfte das Jahr 2024 nach der Stagnation im Vorjahr mit einem leichten Minus abschließen.
Geringe Nachfrage und schwache Konjunktur belasten Alt- und Neuschrottmärkte
Die Preise für Alt- und Neuschrotte haben sich auch im November 2024 nicht erholt und sind den vierten Monat in Folge gesunken. Aufgrund der weiterhin sehr verhaltenen Nachfrage der Stahlwerke im In– und benachbarten Ausland fiel auch das Handelsvolumen sehr gering aus, die Lagerhaltung wird angesichts der konjunkturellen Lage auf das Nötigste beschränkt. Auch von den Exporten in die Türkei und nach Übersee gehen derzeit keine Impulse aus. Die negativen Entwicklungen in der Automobilindustrie belasten sowohl das Angebot als auch die Nachfrage nach Neuschrott, das Aufkommen an Altschrott ist ohnehin seit Monaten durch die schwache Baukonjunktur belastet. Mit einer Belebung der Schrottpreise ist erst in der ersten Jahreshälfte 2025 zu rechnen.
Schwache Baukonjunktur belastet Preise für Walzdraht und verzinkte Bleche weiterhin
Die Stahlpreise tendierten im Monatsmittel November 2024 seitwärts und könnten in den kommenden Wochen in eine Bodenbildung übergehen. Die Preise für Warmbreitband entwickelten sich nach den Rückgängen der Vormonate leicht positiv, schlossen zum Monatsende aber auf Vormonatsniveau. Bei schwächeren Zinknotierungen entwickelten sich auch die Preise für verzinkte Bleche leicht negativ. Die Notierungen für Walzdraht blieben gegenüber dem Vormonat nahezu unverändert und wurden insbesondere durch die schwache Baukonjunktur belastet. Nachdem die Eisenerzpreise in der ersten Monatshälfte noch schwächelten, lagen sie am Monatsende November mit rund 97 $/t sogar leicht über dem Vormonatswert. Auch die Preise für Kokskohle notierten zum Monatsende leicht positiv, während die Entwicklung im Monatsmittel gegenüber dem Vormonat leicht negativ ausfiel; sie verteidigten somit die Marke von 200 $/t. Die weiterhin schwache Konjunktur wird auch in den kommenden Wochen kaum Impulse für die deutschen Stahlpreise liefern. Eine Trendumkehr ist erst im späteren Verlauf der ersten Jahreshälfte 2025 zu erwarten.
Globale Nickelproduktion wächst dynamisch: 3,52 Mio. t erwartet für 2024 (+4,5 %)
Seit 2010 ist ein dynamisches Wachstum der globalen Nickelproduktion zu beobachten. Für 2024 wird eine weltweite Nickelproduktion von 3,52 Mio. t (+4,5 % gegenüber 2023) gesehen, welche 2025 nochmals um 3,5 % anziehen wird. Damit ergibt sich trotz deutlich höherer Produktion von rostfreiem Stahl ein Angebotsüberschuss von 170.000 t (2024) bzw. 135.000 t (2025). Hauptträger der Produktionsausweitung ist Indonesien. Die Lagerstände an der LME sind in Q4 24 weiter gestiegen und lagen Ende November bei knapp 160.000 t, an der SHFE bei 33.000 t. Die Märkte sind damit sehr gut versorgt. Mittelfristig ist jedoch ein weiterer Ausbau der Förderung notwendig, um die Anforderungen aus der Elektromobilität, der Batterietechnologie sowie dem Defense-Sektor bedienen zu können. Der Nickelpreis dürfte sich bis Ende Q1 25 in einem Band von +5.000 US-$ um die Marke von 17.000 US-$/t bewegen und hat im Jahresverlauf 2025 Aufwärtspotenzial.
Ferrochrom-Markt auf Wachstumskurs: Verdopplung auf 39 Mrd. US-$ bis 2037 erwartet
Nach einer aktuellen Studie vom Herbst 2024 wird der Weltmarkt für Ferrochrom im Jahr 2024 auf gut 20 Milliarden US-Dollar geschätzt und soll sich bis 2037 auf rund 39 Milliarden US-Dollar nahezu verdoppeln. Der Nachfrageanstieg wird vor allem von der globalen Stahlindustrie getragen. In Europa wird bis Ende 2026 ein Anstieg in der Ferrochromnachfrage von 10 % gesehen, was ebenfalls vor allem auf die Erholung der europäischen Rostfrei-Produktion zurückzuführen ist. Spannend wird jedoch sein, wie sich der Wegfall des Ferrochrom-Benchmark-Preises (zwischen südafrikanischen Minen und europäischen Verarbeitern) mittel- und langfristig auswirken wird. Bis Ende Q1 25 erwarten wir ein Oszillieren des Ferrochrompreises um die Marke von 1,25 US-$/lb.
Europa steigert Molybdännachfrage auf 33 Mio. lb, während US-Verbrauch stagniert
Nach einem Angebotsdefizit der weltweiten Molybdänproduktion von 7,4 Mio lb in Q1 24 schloss auch Q2 24 mit einem leichten Defizit von 1 Mio lb. Weltweit stieg die Produktion in Q2 24 um 5 % gegenüber dem Vorjahr auf 159,2 Mio. lb an, während der Verbrauch um 1 % auf 160,2 Mio. lb anzog. Träger war China, dessen Produktion um 10 % und dessen Verbrauch um 11 % wuchs. Zweitgrößter Abnehmer war Europa mit gut 33 Mio. lb (+1%), während der Verbrauch in den USA stagnierte. Mit der weiteren Belebung der Rostfrei-Produktion steigt auch die Nachfrage nach Ferromolybdän. Wir erwarten daher, dass sich der Molybdänpreis bis Ende Q1 25 um die Marke von 54 US-$/kg bewegen wird.
Produktion von rostfreiem Stahl wächst weltweit: +6,3 % auf 30,4 Mio. t im ersten Halbjahr 2024
Im ersten Halbjahr 2024 zog die Produktion von rostfreiem Stahl um 6,3 % auf 30,4 Mio. t an. Zuwächse waren in allen Regionen zu verzeichnen, selbst in Europa, dessen Produktion im Q1 24 noch unter dem Vorjahresniveau gelegen hatte. China erzeugte 62 % der globalen Produktion (+6%). Die höchsten Zuwächse verzeichnete nach vorläufigen Zahlen Indonesien, welches seine eigene Rostfrei-Produktion deutlich hochfährt. In Europa belasten weiterhin die hohen Energiekosten. Im Gesamtjahr 2024 wird das Produktionsniveau bei rund 59,5 Mio. t liegen. Eine Ausweitung der Produktion auf über 60 Mio. t ist für 2025 zu erwarten, 2030 werden mindestens 63 Mio. t benötigt. Treiber des steigenden Verbrauchs sind neben der Konsumgüter- und Medizinindustrie vor allem auch die Batterietechnik und die Automotive-Industrie.
Prognose Q1 2025: Anstieg der Legierungszuschläge bei stabilen Basispreisen
Rostfreie Edelstähle des Typs 1.4301 bestehen zu rund 10 % aus Nickel und 18 % aus Chrom. Deren Preisentwicklung bestimmt daher die Preise dieser Güten. Bei einem leichteren Ferrochrompreis und zuletzt wieder stabileren Nickelnotierungen verminderten sich die Legierungszuschläge für Lieferungen im Dezember 2024 je nach Güte um durchschnittlich 30 €/t gegenüber dem Vormonat. Im Verlauf von Q1 25 sind jedoch wieder anziehende Legierungszuschläge zu erwarten. Die Basispreise bewegten sich auch im bisherigen Verlauf von Q4 24 weitgehend seitwärts. Bei einer leicht anziehenden Nachfrage nach rostfreiem Stahl werden die Basispreise auch bis Ende Q1 25 weitgehend stabil bleiben.
Edelstahl Typ 1.4401: Legierungszuschläge sinken im Dezember 2024 um 17 €/t
Edelstähle des Typs 1.4401 enthalten rd. 12 % Nickel, 17 % Chrom sowie etwa 2 % Molybdän. Auch hier folgen die Preise der Entwicklung dieser Legierungsmetalle. Während der Ferrochrompreis zuletzt weiter nachgab, zogen die Molybdännotierungen im Verlauf des November 2024 an, während sich die Nickelpreise eher seitwärts bewegten. Insgesamt gaben die Legierungsmetallzuschläge für Lieferungen im Dezember um durchschnittlich 17 €/t gegenüber dem Vormonatsniveau nach. Die Basispreise erhöhten sich im bisherigen Verlauf des Q4 24 geringfügig. Im Verlauf von Q1 25 dürfte jedoch die Marke von 1.700 €/t überschritten werden. Derzeit belastet in Europa die schwache Nachfrage aus dem Maschinen- und Anlagenbau. Die Nachfrage aus der Öl- und Gasexploration tendiert aber schon fester.
Globale Primäraluminiumproduktion wächst 2024 um 2,8 %: China und Asien treiben den Anstieg
Die weltweite Primäraluminiumproduktion lag bis Ende Oktober 2024 um 2,8 % über dem Vorjahresniveau. Die chinesische Primäraluminiumproduktion war um knapp 4 % höher; diejenige im übrigen Asien lag 3,3 % über dem Vorjahreswert. Auch in Europa zeichnet sich nach den energiepreisbedingten Einbrüchen wieder ein positiver Trend ab: Bis Ende Oktober stieg die Produktion um 3,7 %. Sowohl der russische als auch der nordamerikanische Output konnten in diesem Jahr weiter gesteigert werden. Da die Minenauslastung schon jetzt ein hohes Niveau erreicht hat, sind Outputsteigerungen nur noch in geringerem Maße möglich. Eine Ausweitung des Aluminium-Recyclings ist deshalb notwendig, um die Bedarfe zu decken. Auch unter ökologischen Gesichtspunkten ist Recycling notwendig.
LME-Aluminiumlager schrumpfen im November 2024 um 6 % auf 696.000 t
Die Aluminium-Lagerbestände an der LME sind im November um knapp 6 % gesunken und lagen zum Monatsende bei 696.000 t. Der Lagerabbau ist seit Anfang Mai zu beobachten, nachdem die Bestände stark angestiegen waren. Auch an der SHFE sind die Lagerbestände im Laufe des Novembers geschrumpft. Die Bestände lagen dort zum Ende des Monats um gut 17 % niedriger als zum Ende des Vormonats. Die SHFE-Vorräte sind jedoch doppelt so hoch wie im Vorjahr. An der Comex lagerten Ende November knapp 30.000 t Aluminium; der Bestand von Recyclingaluminium an der LME liegt bei 1.600 t. Durch die Rückgänge der Vorräte hat sich die Versorgungslage etwas verschlechtert.
Primäraluminiumpreis stagniert im November: Recyclingaluminium mit leichtem Plus von 1 %
Der Preis für Primäraluminium stagnierte im November mit einer leicht rückläufigen Tendenz. Auch die Recyclingnotierung bewegte sich im Laufe des Novembers kaum: Im Durchschnitt stieg der Preis um 1 %. In den letzten Tagen gab es Unsicherheiten im globalen Aluminiummarkt: Die chinesische Regierung kündigte an, den bestehenden Mehrwertsteuerrabatt auf Aluminiumexporte abzuschaffen. Dies würde insbesondere die Preise für verarbeitete Aluminiumprodukte auf dem europäischen Markt treffen. Es wird befürchtet, dass dies zu einem Rückgang der Exportmengen führen könnte. Die Zahl der Handelskontrakte fiel im November um knapp 20 %. Für den Primäraluminiumpreis sehen wir eine Bewegung von +300 US-$ um den Wert von 2.600 US-$/ t bis zum Ende Q1 2025; den Preis für Aluminium Alloy sehen wir um gut 400 US-$/ t darunter.
Verbesserte Versorgungssituation: Zink deckt 8 Tage, Blei 9 Tage Bedarf
Die Zink-Lagerbestände an der LME stiegen im November 2024 durchschnittlich um gut 12 % an. Die Differenz zum Monatsbeginn betrug gut 20.000 t. An der SHFE lagerten zum Monatsende 77.000 t; damit lagerten dort knapp 1,5 % weniger Zinkbestände als im Vormonat. Die Bleivorräte an der LME machten zur Monatsmitte einen Sprung: Sie stiegen um 50.000 t auf 272.000 t an. Der Anstieg seit Monatsanfang betrug 43.500 t. Rückläufig waren dagegen die Bestände an der SHFE, die um gut 20 % abnahmen. Ende November lagen die Bestände bei 48.500 t. An der Comex lagerten Ende November 5.500 t Zink und die Bleivorräte an der Comex beliefen sich unverändert auf 1.350 t. Die Versorgungssituation hat sich durch den Lageraufbau an der LME verbessert: Die Zinkbestände decken den Bedarf von 8 Tagen und die Bleibestände von 9 Tagen.
Zinkminenproduktion 2024 rückläufig: -1,4 %, Erholung um 6,6 % für 2025 prognostiziert
Die Zinkminenproduktion wird in diesem Jahr weiter zurückgehen. Nach dem Rückgang von 2,1 % in 2023 wird für dieses Jahr ein Produktionsrückgang um 1,4 % erwartet. In 2025 wird jedoch eine Erholung um 6,6 % erwartet. Die chinesische Zinkminenproduktion fällt dabei schwach aus. Im Rest der Welt wird ein Anstieg der Minenproduktion von 8,9 % prognostiziert. Dazu tragen insbesondere Australien, Mexiko und die Demokratische Republik Kongo bei. Die europäische Produktion wird in diesem Jahr stark zurückgehen, sich aber bis 2025 wieder erholen.
Für die Produktion von raffiniertem Zink wird in diesem Jahr ein Rückgang um 1,8 % gesehen. Grund dafür ist die limitierte Verfügbarkeit von Konzentraten. Auch bei der Raffinadeproduktion wird China in diesem Jahr einen sinkenden Output sehen. Für der Zinkverbrauch wird ein leichter Anstieg um 1,8 % erwartet und damit auch ein leichter Nachfrageüberhang. Bis Ende Q1 2025 sehen wir den Zinkpreis bei 3.000 US-$/t in einer Bandbreite von +500 US-$.
Globale Bleiminenproduktion 2024 wächst um 1,7 %: Anstieg 2025 auf 2,1 % erwartet
Für die globale Bleiminenproduktion wird ein Anstieg von 1,7 % erwartet, für das nächste Jahr soll der Anstieg mit 2,1 % etwas stärker ausfallen. Dabei fällt der Anstieg in China mit 0,5 % in diesem Jahr deutlich geringer aus. Die Minenproduktion in Mexiko, Australien und Schweden überkompensiert die schwache chinesische Produktion jedoch. Die Raffinadeproduktion soll für dieses Jahr leicht rückläufig ausfallen. Auch hier ist die schwache chinesische Produktion ausschlaggebend. Für 2025 wird wieder ein Anstieg der Raffinadeproduktion erwartet, der dann erneut von China getragen wird. Der Bleiverbrauch wird in 2024 mit 0,2 % nur leicht auf 13,3 Mio. t anziehen. Für das nächste Jahr wird dann mit einem Verbrauchsanstieg um knapp 2 % gerechnet. Für das Gesamtjahr 2024 wird ein Angebotsüberhang erwartet. Bis Ende Q1 2025 sehen wir eine Bewegung des Bleipreises um die Marke von 2.000 US-$/t in einer Bandbreite von +400 US-$.
Kupferminenproduktion bis September 2024 um 1,8 % gestiegen: DRC und Indonesien treiben Wachstum
Die Minenproduktion von Kupfer lag bis Ende September 2024 um rund 1,8 % höher als im Vorjahreszeitraum. Betriebsstörungen, die die Minenproduktion im letzten Jahr insbesondere in Chile, Indonesien und den USA belastet hatten, konnten größtenteils beseitigt werden und führten zusammen mit Kapazitätsausweitungen vor allem in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) zu dem gesteigerten Output. Dort betrug das Plus 10 %, in Chile 3 % und in Indonesien 24 %. Zwar stieg die Kapazitätsauslastung der Minen in den letzten Monaten wieder an, sie lag in den ersten neun Monaten allerdings noch 1,8 Prozentpunkte unter der des Vorjahres. Die Raffinadeproduktion zog mit 4,1 % deutlicher an als die Minenproduktion. Insbesondere Kapazitätserweiterungen führten in China und der DR Kongo zu einem Anstieg von 5,5 % bzw. 13%. Beide Länder stehen zusammen für 54 % der globalen Kupferraffinadeproduktion, wobei China zuletzt vor allem die schrottbasierte Sekundärproduktion ausgebaut hat. Rückläufige Produktionszahlen gab es in Chile, den USA und der EU.
Angebotsüberhang von 360.000 t in den ersten neun Monaten: Abbau bis Jahresende unwahrscheinlich
Die Kupfer-Lagerbestände an der LME lagen Ende September 2024 mit 271.000 t mit -2,1 % nur geringfügig unter dem Niveau des Vormonats, aber über 50 % über dem Vorjahreswert. An der SHFE hingegen sind die Bestände im November um ein Drittel auf den niedrigsten Stand seit Mitte Februar dieses Jahres gefallen. In den Lagerhäusern der Comex befinden sich nach dem Lageraufbau in den letzten Monaten gut 90.000 t Kupfer. Damit decken die Kupferbestände an den Börsen den Bedarf von gut 6,3 Tagen, womit der Kupfermarkt gut versorgt ist. Entsprechend ist in den ersten neun Monaten ein Angebotsüberschuss von gut 360.000 t aufgelaufen, der im letzten Quartal nicht mehr vollständig abgebaut werden dürfte.
Kupferpreis im November 2024 um 5 % gefallen: Über 17 % unter Mai-Höchstständen
Der Kupferpreis fiel im November 2024 im Einklang mit der guten Marktversorgung um rund 5 % und hat sich damit um über 17 % von seinen im Mai erreichten Höchstständen entfernt. Zudem war die Schwäche getrieben durch schwache chinesische Konjunkturdaten und die Aufwertung des US-Dollars. Trotz Ausbaus der Produktionskapazitäten ist mittel- bis langfristig von weiter steigenden Kupferpreisen auszugehen. Neben einer Aufhellung der globalen Konjunktur im kommenden Jahr stellen Makrotrends Preistreiber dar. Kupfer erfährt als eines der wichtigsten Metalle für die Energiewende, die Elektromobilität und die Digitalisierung eine nachhaltig erhöhte Nachfrage. Die investive Kupfernachfrage folgte der Entwicklung im Vormonat und ging im November um 14 % zurück. Für den Kupferpreis erwarten wir bis Ende Q1 2025 wieder höhere Notierungen mit einer Bewegung von +1.000 US-$/t um die Marke von 9.500 US-$/t.
Kobaltproduktion 2024 steigt um 11 % auf 245.000 t: DR Kongo und Indonesien als Treiber
Nach einer Kobaltproduktion von rund 232.000 Tonnen im Jahr 2023 wird für 2024 ein Anstieg der Produktion um 11 % auf 245.000 Tonnen erwartet, der auf Erweiterungen in der Demokratischen Republik Kongo und in Indonesien zurückzuführen ist. Der chinesische Bergbaukonzern CMOC, weltweit größter Kobaltproduzent, steigerte seine Produktion im ersten Halbjahr 2024 um 178 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Nachfrage stieg um 14 % auf 226.000 Tonnen im Jahr 2024, vor allem aufgrund des Elektrofahrzeug-Sektors und der steigenden Nachfrage nach Batterien. Dennoch bleibt der Markt überversorgt, mit einem prognostizierten Überschuss von 25.000 t im Jahr 2024 und 21.000 t für 2025. Die Preise – zuletzt bei 24.300 US-$/t, dem niedrigsten Stand seit 2016 – verdeutlichen dies. Bis Ende Q1 2025 erwarten wir einen Preis um 24.000 US-$/t mit einer Bandbreite von +2.000 US-$/t. Eine nachhaltige Erholung könnte erst in der zweiten Jahreshälfte 2025 einsetzen, wenn die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und erneuerbarer Energie wieder bzw. weiter an Fahrt gewinnt. Langfristig prägen geopolitische Faktoren und der Batterie- und Elektrofahrzeugmarkt die Entwicklung.
Magnesiummarkt wächst bis 2030 mit 5–7 % jährlich: Automobil- und Luftfahrtindustrie als Treiber
Die Nachfrage nach Magnesium wird weiterhin von der Automobil-, Luftfahrt- und Elektronikindustrie bestimmt. Es wird erwartet, dass der Markt bis 2030 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 5 % bis 7 % expandiert, angetrieben durch die Nachfrage nach Magnesiumlegierungen zur Verbesserung der Kraftstoffeffizienz. Die Produktion fiel 2023 um etwa 10 %, vor allem wegen des Kapazitätsabbaus in China. Der Preis bewegte sich im Jahr 2024 bislang in einer Bandbreite von 2.500-3.000 US-$/t ohne diese Grenzen jemals zu erreichen. Auf Basis der aktuellen Notierungen von 2.600 US-$/t ist der Magnesiumpreis seit Anfang 2024 um rd. 13 % gefallen. Bis Ende Q1 2025 erwarten wir eine Bewegung um die Marke von 2.700 US-$/t mit einer Bandbreite von ±400 US-$/t. Neue Ansätze wie die kohlenstoffarme Produktion in den USA könnten allerdings langfristig Preisdruck erzeugen und den Markt diversifizieren.
Titanmarkt wächst bis 2028 um 7 % jährlich: Luft- und Raumfahrt und Verteidigung als Haupttreiber
Die Nachfrage nach Titan wird weiterhin maßgeblich von der Luft- und Raumfahrt sowie der Verteidigungsindustrie getrieben. Laut Boeing werden Fluggesellschaften in den nächsten 20 Jahren rund 43.000 neue Flugzeuge in Betrieb nehmen. Um diesen Bedarf zu decken und angesichts der steigenden Bedeutung des Verteidigungssektors wird bis 2028 ein durchschnittliches jährliches Wachstum des Titanmarktes von etwa 7 % erwartet. Für den Ferrotitanmarkt wird bis 2030 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 5 % prognostiziert. Bis Ende Q1 2025 erwarten wir einen Preisanstieg von Ferrotitan auf etwa 7,00 US-$/kg mit einer Schwankungsbreite von ±1,50 US-$/kg, getrieben durch die starke Nachfrage aus der Luft- und Raumfahrt sowie dem Verteidigungssektor, begrenzte Angebotskapazitäten und steigende Produktionskosten.
Hoher Goldpreis belastet Schmucknachfrage: Deutlicher Rückgang im dritten Quartal
Die Goldnachfrage lag im dritten Quartal 2024 um 5 % über dem Vorjahresniveau. Ausschlaggebend für die positive Nachfragebilanz waren auch in diesem Quartal die außerbörslichen OTC-Transaktionen. Der Goldankauf der Zentralbanken schwächte sich aufgrund des hohen Goldpreises ab. Für das Gesamtjahr werden hier schwächere Impulse erwartet als in den letzten beiden Jahren. Auch die Schmucknachfrage leidet unter dem hohen Goldpreis und fällt deutlich geringer aus. Der große Zufluss in goldgedeckte Exchange Traded Funds (ETFs) war der Haupttreiber des Nachfrageanstiegs im dritten Quartal. Angebotsseitig war ein Anstieg um 5 % zu beobachten. Dabei fielen die Goldrecyclingaktivitäten um 1 % höher aus aufgrund des hohen Goldpreises. Der Preisanstieg vor der US-Präsidentenwahl relativierte sich in den letzten Wochen wieder etwas. Wir sehen den Goldpreis bis Ende Q1 2025 in einem Band von +300 US-$ um eine Marke von 2.600 US-$/oz oszillieren.
Silbernachfrage 2024 steigt um 1 % auf 1,21 Milliarden Unzen: Zweithöchste seit 2021
Die globale Silbernachfrage wird 2024 voraussichtlich um 1 % gegenüber dem Vorjahr auf 1,21 Milliarden Unzen steigen und damit den zweithöchsten Stand seit 2021 erreichen. Für die meisten Nachfragesegmente wird in diesem Jahr ein Wachstum prognostiziert; insbesondere die industrielle Nachfrage ist stark. Diese wird in 2024 um 7 % steigen. Nachfrageimpulse kommen aus dem Bereich der Photovoltaik, aber auch in der Automobilindustrie steigt die Silbernachfrage. Die Nachfrage nach Silberwaren und -besteck liegt in diesem Jahr um 4 % höher. Die physische Investmentnachfrage nach Barren und Münzen wird voraussichtlich um 15 % auf ein Vierjahrestief sinken. Börsengehandelte Produkte könnten ihre ersten jährlichen Zuflüsse seit drei Jahren verzeichnen. Die weltweite Minenproduktion wird bis 2024 voraussichtlich um 1 % steigen. Das Silberrecycling wird voraussichtlich um 5 % ansteigen. Insgesamt wird der Silbermarkt auch in diesem Jahr mit einem Defizit abschließen. Wir sehen den Silberpreis bis Ende Q1 2025 bei 30 US-$/oz in einem Band von +3,00 US-$.
Platinnachfrage im Q3 2024 um 11 % gesunken: ETF-Abflüsse belasten Markt
Die Nachfrage nach Platin ging im dritten Quartal 2024 um 11 % zurück. Dies war auf Abflüsse aus platingedeckten ETFs zurückzuführen. Die industrielle Nachfrage fiel stärker aus und konnte die schwache Nachfrage aus dem Automobilsektor kompensieren. Für das Gesamtjahr 2024 wird insgesamt eine Platinnachfrage auf dem Niveau des Vorjahres erwartet. Die Minenproduktion war in 2024 relativ stabil, nach Produktionsstörungen in den letzten Jahren. Trotzdem wird für 2024 wieder ein Angebotsdefizit erwartet. Den Platinpreis sehen wir bis Ende Q1 2025 bei 1.000 US-$/oz in einem Band von +200 US-$. Der Marktanteil von BEVs wächst weiterhin schneller als der Gesamtmarkt, weshalb die Palladiumnachfrage für Autokatalysatoren in diesem Jahr weiter rückläufig sein wird. Wir sehen den Palladiumpreis bis Ende Q1 2025 bei 1.000 US-$/oz in einem Band von +300 US-$.
Weltrohölnachfrage 2024 wächst auf 104,0 mbd: Anstieg um 1,8 mbd erwartet
Für die weltweite Rohölnachfrage wird für das Jahr 2024 noch ein Anstieg um 1,8 mbd (Million Barrel per Day) auf 104,0 mbd erwartet, womit der Anstieg rd, 0,5 mbd geringer ausfallen würde als zu Jahresbeginn prognostiziert. Insbesondere in China und dem übrigen Asien wird der Nachfrageanstieg kleiner ausfallen. Die globale Nachfrage wird vor allem durch den Transportsektor und das Wirtschaftswachstum in einigen Nicht-OECD-Ländern getrieben. Bei einer erwarteten Förderung außerhalb der OPEC+ von 53,1 mbd ist für einen balancierten Markt eine Produktion der OPEC+ von 42,7 mbd notwendig (zuzüglich 8,3 mbd sogenannte NGL-Sorten); im Oktober 2024 lag die Produktion aufgrund der laufenden Förderkürzungen der OPEC+ allerdings nur bei 40,3 mbd. Wir erwarten, dass sich der Rohölpreis bei leicht anziehender Nachfrage bis Ende Q1 2025 in einer Bandbreite von +10 US-$ um 76 US-$ je Barrel Brent bewegen wird. Die amerikanische Referenzsorte WTI liegt um rund 4 US-$ je Barrel darunter.
Benzinvorräte steigen um 2 %, bleiben jedoch 3 % unter langjährigem Durchschnitt
Die Rohöllagerbestände in den USA sind im November 2024 gegenüber dem Vormonat leicht gesunken und lagen am Monatsende mit 423,4 Mio. Barrel um 5,8 % unter dem Vorjahreswert und in ähnlicher Größenordnung unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Benzinvorräte konnten im November um knapp 2 % zulegen und lagen am Monatsende mit 214,6 Mio. Barrel 1,6 % unter dem Vorjahreswert und 3 % unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Bestände an Destillaten liegen nach einem Anstieg um 4,6 % Ende November nur noch leicht unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Propanvorräte sind bis Ende November gegenüber dem Vormonat um über 5 % gesunken, liegen aber immer noch rund 8 % über dem langjährigen Mittel. Die Anzahl der aktiven Bohrlöcher hat sich weiter auf 477 reduziert und liegt damit um 5,5 % unter Vorjahr. Dennoch übertrifft die Inlandsförderung das Vorjahresniveau leicht.
Temperaturbedingt höherer Heizbedarf und steigende LNG-Preise treiben Gaspreise
an
Ende November 2024 lagen die Gasvorräte in den USA 3,5 % über dem Vorjahresniveau und gut 7 % über dem langjährigen Durchschnitt. Der amerikanische Spotmarktpreis (Henry Hub) stieg bis Ende November über 80 % gegenüber dem Ende des Vormonats und notierte oberhalb der Marke von 3 US-$ je mm btu. Auf Basis von Monatsmittelwerten wäre hingegen ein Rückgang zu verzeichnen gewesen. Preistreiber waren insbesondere der temperaturbedingt höhere Heizbedarf und die anziehenden LNG-Notierungen. Die höheren asiatischen LNG-Preise sorgten neben Sorgen um die Gasversorgung aus Südosteuropa für einen Anstieg der europäischen Erdgaspreise im Monatsmittel um gut 10 % gegenüber dem Vormonat auf rund 47 €/MWh Ende November für kurzfristige Lieferungen. Das gesamte Kalenderjahr 2025 wird aktuell zu engen Spreads gehandelt. Daher sehen wir den Erdgaspreis für kurzfristige Lieferungen bis Ende Q1 2025 bei 45 €/MWh in einer Bandbreite von +8 €/MWh.
Schwache deutsche Chemiekonjunktur im Q3 2024: Industrienachfrage bleibt impulslos
Die deutsche Chemiekonjunktur erwies sich im dritten Quartal 2024 als überraschend schwach; von der Industrienachfrage aus dem In- und Ausland gingen kaum positive Impulse aus. Der Naphthapreis ist im November 2024 im Zuge der niedrigeren Ölpreise auf 643 US-$/t gefallen. Die Ethylenpreise folgen diesem Trend, der europäische Markt ist nach der Wartungssaison weiterhin lang. Der Kontrakt für Dezember 2024 fiel um 7,50 €/t auf 1.205 €/t. Die Nachfrage in Europa wird auf absehbare Zeit schwach bleiben, so dass wir keine weiteren Aufwärtstendenzen beim Ethylenpreis erwarten. Beim Polyethylen erwarten wir kurzfristig weiter fallende Preise aufgrund von Working-Capital-Maßnahmen der Verarbeiter zum Jahresende.
Verlängerte Winterferien und Lagerabbau dämpfen Nachfrage im Polypropylenmarkt
Der Kontraktpreis für Propylen ist für Dezember 2024 um 10 €/t auf 1.075 €/t gefallen. Die Nachfrage bleibt derzeit schwach und so folgen die Preise dem Naphtha-Preis. Steigendes Angebot zum Ablauf der Wartungssaison trifft auf niedrige Nachfrage der Verarbeiter zum Jahresende. Die schwache Nachfrage nach Polypropylen übt trotz einiger Force-Majeure-Meldungen weiteren Druck aus. Verarbeiter nutzen teilweise verlängerte Winterferien, um Kosten zu reduzieren und die Läger zu leeren. Wir gehen davon aus, dass die Polypropylenpreise weiter unter Druck bleiben werden, da die Nachfrage sehr schwach ist, aber der Spread zu Propylen derzeit signifikant ist.
Benzolkontrakt für Dezember 2024 sinkt um 49 €/t: Geringe Nachfrage und ausreichendes Angebot
Die Benzolpreise sind im Kontrakt für Dezember 2024 um 49 €/t gesunken und folgen damit dem Naphtha-Preis. Das Angebot in Europa ist derzeit mehr als ausreichend, um die geringe Nachfrage zu bedienen. Die Nachfrage der folgenden Wertschöpfungsstufen bleibt gering. Die Styrol-Referenz fiel für Dezember um 7 €/t. Auch wenn die meisten Anlagen in Europa gedrosselt gefahren werden, drücken mögliche US-Importe auf die Preise. Die strukturelle Krise im Markt dämpft die PET-Preise. Einige europäische Anbieter mit hohen Lagerbeständen haben Ware mit Abschlägen verkauft, um preislich mit Importen mithalten zu können. Die inflationsbedingte Konsumzurückhaltung macht sich bemerkbar.
PVC-Preise steigen leicht: Schwache Nachfrage trifft auf festere Ethylenpreise
Die PVC-Preise haben wegen schwacher Nachfrage und gleichzeitig festeren Ethylen-Preisen nur leicht höher tendiert. Die Nachfrage zeigt sich durch die Bank schwach. Produzenten versuchen Marge zu verteidigen und geben in Preisverhandlungen trotz gedrosselter Produktion kaum nach. Verarbeiter ziehen teilweise Ferien vor und bauen Läger ab. Großbritannien hat Ende November Anti-Dumping-Zölle auf PVC-Importe aus den Vereinigten Staaten verhängt. Die Auswirkungen auf die europäischen Hersteller sind noch nicht klar absehbar. Wir erwarten eine weitere Konsolidierung der Preise auf derzeitigem Niveau.
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Sven Anders, CFA
Abteilungsdirektor
Head of Industrials, Mobility & Construction
Telefon: +49 211 8221-4529
E-Mail: Sven.Anders@ikb.de
Dennis Rheinsberg ist Direktor und Head des Sektorteams Energy, Utilities & Resources. Dort ist er verantwortlich für die Bereiche Energie, Rohstoffe und Metalle und involviert in Projekt- und Unternehmensfinanzierungs- sowie Corporate Finance-Transaktionen der Bank. Zu den von ihm betreuten Unternehmen gehören insbesondere Projektentwickler und Investoren in Erneuerbare Energien sowie die metallerzeugende und -verarbeitende Industrie. Nach dem Studium der Volkswirtschaft an der Universität zu Köln hat er seine ersten sechs Berufsjahre als Unternehmensberater absolviert, bevor er 2011 zur IKB stieß.
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