[Rohstoffpreis-Informationen – Ausgabe 10/2019] Die Weltrohstoffpreise zogen im September 2019 um 4,2 % an. Infolge der weiteren leichten Abwertung des Euro zum US-Dollar fiel der Anstieg in Inlandswährung mit 5,3 % leicht stärker aus. Ursächlich hierfür waren die erheblichen Schwankungen des Rohölpreises im Monatsverlauf. Nachdem es zu einem Raketenangriff auf die größte saudi-arabische Rohölverarbeitung gekommen war, was zu einem temporären Produktionsrückgang von 5,7 mbd (= million barrel per day) führte, sprang der Rohölpreis auf bis zu 70 US-$ je Barrel Brent hoch. Immerhin entsprach der Ausfall über 5 % der globalen Ölnachfrage. Die Sorge über einen möglichen Angriff auf iranische Felder, die zu weiteren Ausfällen geführt hätte, zeigt wie nervös der Weltrohölmarkt derzeit ist, obwohl immer noch eine gute Versorgung gegeben ist. Mittlerweile steht schon ein Teil der saudischen Volumina wieder zur Verfügung. Trotz einer sich leicht abschwächenden Weltwirtschaft zieht die globale Nachfrage nach Rohöl weiter an und wird 2019 im Durchschnitt die Marke von 100 mbd erreichen. Wir sehen daher den Rohölpreis weiter in einem Band um die Marke von 60 US-$ je Barrel Brent. Geopolitische Risiken sind aber unverändert gegeben und können temporär zu Ausschlägen bis deutlich über 70 US-Dollar führen. Die Versorgung mit Erdgas in Europa ist weiterhin auf hohem Niveau trotz sinkender deutscher Inlandsförderung. Da wir vorerst eher sich stabilisierende Rohölpreise sehen, hat der Grenzübergangspreis für Erdgas kein nennenswertes Abwärtspotenzial mehr. Die letzte Ankündigung von neuen Zöllen auf europäische Einfuhren durch Präsident Trump dürfte die Rohstoffnotierungen insgesamt weiter unter Druck setzen.
Für den Wechselkurs des US-Dollar sehen wir bis Jahresende 2019 eine Bewegung um die Marke von 1,10 US-$ je €. Erst im Verlauf von 2020 hat der Euro wieder etwas Aufwertungspotenzial.
Stahlpreise
Da die chinesische Stahlproduktion bis Ende August 2019 um über 9 % zulegte, zog die globale Stahlproduktion um 5 % an. Im Gesamtjahr 2019 sehen wir erstmals mehr als 1,8 Mrd. t Rohstahl. Deutschland erzeugt 41 bis 42 Mio. t. Die Schrottpreise brachen im September d. J. um rd. 25 €/t ein, das Angebot ist weiter knapp. Die Eisenerzpreise stabilisierten sich im Monatsdurchschnitt auf dem August-Niveau und somit 50 % über Jahresanfang. Die europäischen Preise für Warmbreitband, verzinkte Bleche sowie Walzdraht gaben im September um durchschnittlich 10 €/t nach.
Tendenz: Die Schrottpreise gehen im Oktober 2019 leicht zurück. Die Stahlpreise dürften nach der Stabilisierung der Erzpreise nochmals um rund 20 €/t absinken; Belebung in 2020.
Preise für Öl und Gas
Bis Ende September 2019 verminderten sich die Rohölvorräte der USA leicht auf 422,6 Mio. Barrel. Die Bestände an Benzin und den übrigen Destillaten bewegten sich um das Niveau des Vorjahres. Die Propanvorräte dagegen übersteigen den Vorjahreswert um rund ein Fünftel. Somit ist die Rohölversorgung weiter auf hohem Niveau. Die um 16 % gesunkene deutsche Erdgasförderung ist durch um ein Viertel höhere Importe überkompensiert worden. Der Grenzübergangspreis für Erdgas gab zuletzt um weitere 300 € nach und unterschreitet das Vorjahresniveau um 30 %.
Tendenz: Wir erwarten bis Ende 2019 eine Bewegung des Rohölpreises um 60 US-$ je Barrel Brent. Aktuell bestehen jedoch hohe geopolitische Preisrisiken. Der Grenzübergangspreis für Erdgas dürfte eher seitwärts tendieren.
Aluminiumpreise
Bis Ende August 2019 lag die globale Primäraluminiumproduktion leicht unter Vorjahr; diese sank in China um 0,7 %. Für 2019 erwarten wir insgesamt einen Ausstoß von bis zu 64,5 Mio. t. Hinzu kommen noch maximal 13 Mio. t Recycling-aluminium. Die Lagerbestände an den Börsen reduzierten sich leicht: An der LME liegen diese bei 0,91 Mio. t, an der SHFE betragen sie noch 0,32 Mio. t. Für 2019 rechnen wir mit einem um 1,5 % steigenden Aluminiumverbrauch. Insbesondere die E-Mobility induziert eine höhere Aluminiumnachfrage. Die investive Nachfrage erhöhte sich um ein Viertel.
Tendenz: Bis Ende Dezember bewegen sich die Primäraluminiumpreise in einem Band von +250 US-$ um 1.900 US-$/t, die Preise für Aluminium Alloy liegen um bis zu 600 US-$/t niedriger.
Kupferpreise
Im ersten Halbjahr 2019 sank die globale Kupferminenproduktion um 1,4 %, während die Raffinadeproduktion und der Verbrauch sich um je 1 % verminderten. Der Markt insgesamt wies ein erneutes Angebotsdefizit aus. Daher erwarten wir für das Gesamtjahr ein Defizit von bis zu 200.000 t. Die Produktion zieht jedoch auf rd. 25 Mio. t an. Impulse kommen aus allen wichtigen Abnehmerbereichen einschließlich der Bauindustrie. Die Lagerbestände an den Metallbörsen reduzierten sich bis Ende September kräftig. Allerdings gab die investive Nachfrage den kompletten Anstieg des Vormonats wieder ab.
Tendenz: Bei aktuell noch ausreichender Versorgung bewegt sich der Kupferpreis um die Marke von 5.900 US-$/t in einem Band von 600 US-$.e t zuzüglich der Legierungszuschläge. Allerdings sind auch hier Safeguard-Maßnahmen notwendig.
Dr. Heinz-Jürgen Büchner ist Direktor und Head of Industrials & Automotive zuständig für die Metallbranche und verantwortlich für die Rohstoffanalysen der Bank. Der promovierte Volkswirt hat nach seinem Studium Lehr- und Assistententätigkeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität ausgeübt und war vor der IKB bei einer anderen Bank tätig. Er schreibt zu aktuellen Metall- und Rohstoffthemen und hält Vorträge auf internationalen Branchenveranstaltungen.
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