[Rohstoffpreis-Information – Ausgabe 07/2020] Die Weltrohstoffpreise zogen im Juni auf Dollar-Basis um 18,7 %, in Euro gerechnet dank eines festeren Wechselkurs des Euro zum US-$ um nur 15 % an. Die wichtigsten Industriemetalle verteuerten sich im Monatsverlauf. Zu größeren Erholungen kam es vor allem bei Kupfer und Nickel. Eine leicht anziehende höhere Nachfrage wirkt hier stabilisierend. Den stärksten Einfluss auf die Weltrohstoffpreise hatten die festeren Rohölpreise infolge der durchgeführten Förderkürzungen. Unter Einbeziehung der Auswirkungen des Shutdowns im Zuge der Covid-19-Pandemie rechnet man für 2020 im Jahresdurchschnitt mit einem um rund 10 % absinkenden Rohölbedarf auf nur noch 90,6 mbd (= million barrel per day). Der Rückgang betrifft alle wichtigen Regionen inklusive China. Da die Nicht-OPEC-Länder jedoch ihre Förderung nur um 3,2 mbd absenken (den Großteil steuert die geringere Förderung der USA bei), reduziert die OPEC ihre Rohölausbringung auf lediglich noch 28,8 mbd. Davon entfallen 5,2 mbd auf NGL-Sorten (= Natural Gas Liquids). Ein Großteil der notwendigen Kürzungen ist bereits umgesetzt, wobei Saudi-Arabien und die VAE (Vereinigte Arabische Emirate) das Gros übernahmen. Damit gelang es, den Rohölpreis deutlich anzuheben. Allerdings hat die OPEC momentan auch kein Interesse an einer zu starken Erhöhung: Ein Preis über 50 US-$ je Barrel macht Fracking in den USA wieder attraktiver. Wir sehen den Rohölpreis bis Ende September 2020 in einem Band von +8 US-$ um die Marke von 43 US-$ je Barrel Brent. Auch die Erdgasversorgung in Europa ist weiterhin sehr gut. Infolge der teilweisen Ölpreisbindung ist der Gaspreis im April kräftig gefallen, im Zuge der wieder festeren Rohölnotierungen sollte es jedoch zu einem leichten Anstieg des Grenzübergangspreises für Erdgas kommen.
Für den Wechselkurs des US-Dollar zum Euro prognostizieren wir bis Ende 2020 eine Bewegung um die Marke von 1,12 US-$/€. Gegen Jahresende 2020 ist eine leichte Aufwertung des Euro möglich.
Stahlpreise
Preise für Öl und Gas
Aluminiumpreise
Kupferpreise
Dr. Heinz-Jürgen Büchner ist Direktor und Head of Industrials & Automotive zuständig für die Metallbranche und verantwortlich für die Rohstoffanalysen der Bank. Der promovierte Volkswirt hat nach seinem Studium Lehr- und Assistententätigkeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität ausgeübt und war vor der IKB bei einer anderen Bank tätig. Er schreibt zu aktuellen Metall- und Rohstoffthemen und hält Vorträge auf internationalen Branchenveranstaltungen.
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