[Rohstoffpreis-Information – Ausgabe 10/2020]
Die Weltrohstoffpreise sanken im September 2020 um gut 2 %. Infolge des etwas leichteren Wechselkurses des Euro zum US-Dollar fiel der Rückgang in Inlandswährung mit 1,8 % geringer aus. Ursächlich hierfür waren neben den erheblichen Schwankungen des Rohölpreises im Monatsverlauf vor allem die Sorgen um eine Verschärfung des Handelskrieges der USA mit Partnerländern (China, EU etc.) sowie die Furcht vor einer zweiten großen Covid-19-Pandemiewelle. Dies hat zuletzt die Rohstoffpreise wieder von ihren zwischenzeitlich erreichten Werten abbröckeln lassen. Der Rohölpreis kam zudem leicht unter Druck, als es Gerüchte über ein stärkeres Ausscheren des Irak aus der OPEC-Disziplin gab. Für das Gesamtjahr 2020 wird im Durchschnitt eine Rohölnachfrage von 90,5 mbd (= million barrel per day) gesehen, ein Rückgang von 9,5 % gegenüber 2019. Ein großer Teil des Rückgangs muss die OPEC schultern, da die Non-OPEC-Länder nur geringe Rückgänge hinnehmen wollen. Zuletzt lag die OPEC-Produktion noch deutlich über dem erforderlichen Bedarf, zumal auch Saudi-Arabien wieder etwas mehr Rohöl förderte. Bis Ende 2020 sehen wir daher den Rohölpreis in einem Band um die Marke von 45 US-$ je Barrel Brent fluktuieren. Geopolitische Auseinandersetzungen – u. a. im Aserbeidschan/Armenien-Konflikt – können zu kurzfristigen Ausschlägen führen, wie auch der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl. Für 2021 wird eine um 7 bis 8 % höhere Rohölnachfrage erwartet. Die Versorgung mit Erdgas in Europa ist weiterhin auf hohem Niveau trotz sinkender deutscher Inlandsförderung. Da wir vorerst eher eine Seitwärtsbewegung der Rohölpreise sehen, hat der Grenzübergangspreis für Erdgas nur ein leichtes Aufwärtspotenzial.
Für den Wechselkurs des US-Dollar sehen wir bis Jahresende 2020 eine Bewegung um die Marke von 1,18 US-$ je €. Kurzfristige Ausschläge aus geopolitischen Gründen oder nach der US-Präsidentenwahl sind möglich.
Stahlpreise
Preise für Öl und Gas
Aluminiumpreise
Kupferpreise
Dr. Heinz-Jürgen Büchner ist Direktor und Head of Industrials & Automotive zuständig für die Metallbranche und verantwortlich für die Rohstoffanalysen der Bank. Der promovierte Volkswirt hat nach seinem Studium Lehr- und Assistententätigkeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität ausgeübt und war vor der IKB bei einer anderen Bank tätig. Er schreibt zu aktuellen Metall- und Rohstoffthemen und hält Vorträge auf internationalen Branchenveranstaltungen.
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