[Rohstoffpreis-Information – Ausgabe 08/2020]
Die Belebung der Weltrohstoffpreise setzte sich im Juli auf Dollar-Basis weiter fort: Diese stiegen um 5,8 %. Infolge der kräftigen Aufwertung des Euro zum US-Dollar verteuerten sich diese in Inlandswährung gerechnet nur um 3,9 %. Eine leicht anziehende höhere Industrienachfrage wirkte stabilisierend. Edelmetalle profitiertem von der allgemeinen Unsicherheit und dem schwachen US-Dollar. Infolge der durchgeführten Förderkürzungen gelang es der OPEC und ihren Partnern, zuletzt den Rohölpreis nachhaltig über 40 US-Dollar je Barrel Brent zu halten. Zudem wurde selbst unter Einbeziehung der Auswirkungen des Shutdowns im Zuge der Covid-19-Pandemie erstmals wieder der durchschnittliche Jahresverbrauch an Rohöl hochkorrigiert: Für 2020 werden im Jahresdurchschnitt 0,1 Mio. Barrel pro Tag mehr erwartet, dies sind aber mit 90,7 mbd (= million barrel per day) immer noch knapp 10 % weniger Rohölbedarf. Allerdings wird nun für 2021 ein Anstieg der Nachfrage um 7 mbd auf dann 97,7 mbd prognostiziert. Der Rückgang betrifft alle wichtigen Regionen inklusive China. Angebotsseitig wird nun für die Nicht-OPEC-Länder eine Absenkung ihrer Förderung um 3,3 mbd gesehen (über die Hälfte des Rückgangs steuert die USA bei), dem 2021 ein Anstieg um 0,9 mbd folgen wird. Dagegen muss die OPEC ihre Rohölausbringung auf knapp noch 29 mbd bzw. 35 mbd (2021) zurückfahren. Davon entfallen jeweils 5,2 mbd auf NGL-Sorten (= Natural Gas Liquids). Im Durchschnitt des Juni wurden die erforderlichen Fördermengen der OPEC deutlich unterschritten, sodass es zu einem Abbau der Bestände kam. Wir sehen daher den Rohölpreis in den nächsten drei Monaten in einem Band von +8 US-$ um die Marke von 45 US-$ je Barrel Brent. Die Erdgasversorgung in Europa ist unverändert auf sehr hohem Niveau. Infolge der schwächeren Ölpreise ist der Grenzübergangspreis für Erdgas im Mai nochmals gefallen, im Zuge der wieder festeren Rohölnotierungen sollte es jedoch zu einem Anstieg bis Ende September kommen. Für den Wechselkurs des US-Dollar zum Euro prognostizieren wir bis Ende 2020 eine Bewegung um die Marke von 1,16 US-$/€.
Stahlpreise
Preise für Öl und Gas
Aluminiumpreise
Kupferpreise
Dr. Heinz-Jürgen Büchner ist Direktor und Head of Industrials & Automotive zuständig für die Metallbranche und verantwortlich für die Rohstoffanalysen der Bank. Der promovierte Volkswirt hat nach seinem Studium Lehr- und Assistententätigkeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität ausgeübt und war vor der IKB bei einer anderen Bank tätig. Er schreibt zu aktuellen Metall- und Rohstoffthemen und hält Vorträge auf internationalen Branchenveranstaltungen.
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