[Rohstoffpreis-Information – Ausgabe 06/2019]

Allgemeine Tendenzen: Trumps Tweets drücken Preise

Die Weltrohstoffpreise gaben im Mai 2019 um 2,7 % nach. Infolge der leichten Aufwertung des US-Dollar zum Euro fiel der Rückgang in Inlandswährung mit nur 2,2 % etwas geringer aus. Für den Wechselkurs des US-Dollar zum Euro sehen wir bis Ende September 2019 eine Bewegung um die Marke von 1,12 US-$ / €.

Die folgenden Seiten beschreiben die Entwicklungen für einzelne Rohstoffe. Wir weisen explizit darauf hin, dass es bei metallischen Rohstoffen, abweichenden Legierungen sowie anderen Kunststoffsorten zu anderen Preisbewegungen kommen kann. Zudem beobachten wir bei einigen Rohstoffarten größere regionale Preisabweichungen.

 

Stahlpreistrend

Die Weltrohstahlproduktion expandierte bis Ende April 2019 um 4,8 %. Für das Gesamtjahr sehen wir jedoch einen deutlich geringeren Zuwachs. Das Produktionsniveau in Europa sank um 2 %, während es in Nordamerika um 3,5 % anzog. In der Türkei musste infolge der geopolitischen Effekte ein Einbruch von gut 10 % hingenommen werden. Allerdings sehen wir in der Türkei in den nächsten Monaten eine Besserung. In Deutschland erwarten wir im Gesamtjahr eine Tonnage von bis zu 42 Mio. t. Der Absatz im Inland fiel infolge des Austauschs einer Stranggussanlage bei einem Anbieter geringer aus. Das Produktionsniveau im Inland dürfte jedoch ebenfalls in der zweiten Jahreshälfte wieder anziehen. Umlenkungen von Lieferungen, die ursprünglich für den US-Markt bestimmt waren, stellen weiter ein potenzielles Absatzrisiko dar.

 

Im Verlauf des Mai 2019 gaben die Schrottpreise um durchschnittlich 10 €/t nach. Die türkischen Abnehmer orderten deutlich weniger Mengen, was die geringere türkische Stahlproduktion widerspiegelt. Niedrigere europäische Exportpreise drücken letztendlich auch die Inlandspreise. Einzelne Stahlwerke planen im Sommer längere Stillstände von Öfen, was einen geringeren Schrottbedarf impliziert. Allerdings ist das Aufkommen bei Neuschrotten aus der Automobilindustrie gesunken, während Altschrotte aufgrund der guten Baukonjunktur weitgehend normal anfallen. Die Eisenerz-Spotpreise zogen im Mai weiter deutlich an. Sie bewegten sich in Richtung der Marke von 100 US-$/t. Grund sind u. a. die Investitionsauflagen der brasilianischen Regierung nach dem Dammbruch bei Vale in Brasilien, deren Umsetzung bis ins Jahr  2022 gehen werden. Eine Belebung der Schrottpreise sollte nach der Sommerpause erfolgen.

Die Spotmarktpreise für Eisenerz frei China erhöhten sich im Monatsmittel des November 2018 um gut 3 US-$ je t, wohingegen die Kokskohlenotierungen seitwärts tendierten. Die europäischen Rohstahlpreise entwickelten sich divergierend: Während die Preise für Warmbreitband im Durchschnitt um 9 €/t nachgaben, verbilligten sich Verzinkte Bleche infolge des gesunkenen Zinkpreises um 3,5 %. Walzdraht legte dagegen um 1 €/t zu. Bei den europäischen Stahlpreisen erwarten wir einen leichtes Absinken im ersten Quartal 2019, falls sich die Logistiksituation verbessert. Der saisonübliche Rückgang des Baustahlabsatzes dürfte zu einem stärkeren Rückgang der Walzdrahtpreise führen. Infolge der US-Einfuhrzölle auf Stahl für ausländische Lieferungen gehen wir weiter davon, dass die Türkei und Russland versuchen werden, ihre Lieferungen nach Europa auszuweiten. Ob die von der EU ergriffenen Schutzmaßnahmen insgesamt ausreichen, muss abgewartet werden.

 

Preistrends Legierungsmetalle: Nickel, Chrom, Molybdän

Der sprunghafte Anstieg der Rostfrei-Produktion im Jahr 2018 erhöhte den Nickelverbrauch auf 2,33 Mio. t, welcher 2019 auf 2,47 Mio. t anziehen sollte. Das Angebotsdefizit von 146.000 t (2018) sollte sich jedoch im laufenden Jahr auf 85.000 t reduzieren. Der Abbau der Nickel-Lagerbestände an der LME ist auf unter 160.000 t Ende Mai 2019 weitergegangen. Zudem befinden sich nur noch knapp 10.000 t an der SHFE. Der höhere Bedarf resultiert primär aus dem erneuten Anstieg der Produktion von rostfreiem Stahl sowie zukünftig auch aus dem Einsatz in Nickel-Ionen-Batterien. Für das laufende Jahr wird ebenfalls eine steigende Produktion von Nickel Pig Iron (NPI, Nickelerze mit niedrigem Metall) gesehen. Dies solle die Versorgung verbessern. Wir sehen den Nickelpreis bis Ende September 2019 in einem Band von +2.000 US-$ um 12.000 US-$/t.

 

Infolge der anziehenden globalen Rostfrei-Produktion steigt auch der Bedarf an Ferrochrom. Im Gesamtjahr 2019 kommt erstmals die 2018 durchgeführte Kapazitätserhöhung von 600.000 t in China voll zum tragen. Deshalb ist 2019 ein erneutes Überangebot möglich. Für das zweite Quartal 2019 wurde der europäische FeCr-Benchmarkpreis um rund 7 % angehoben: Er stieg auf 1,20 US-$/lb. Aktuell existieren Stromversorgungsprobleme in Südafrika, dem zweitgrößten Produzenten, welche bisher nicht aktiv angegangen werden. Wir prognostizieren für den Ferrochrompreis bis Ende Q3 2019 eine Bewegung um 11,00 US-$/kg Reinchromgehalt. Zudem erwarten wir einen höheren Benchmark-Preis für das dritte Quartal 2019.

 

 

Das Jahr 2018 hat nur einen Anstieg der weltweiten Molybdänproduktion von rund 1 % gebracht. Da die globale Molybdännachfrage um 4 % anzog, kam es zu einem Angebotsdefizit von rd. 12 Mio. Unzen (rund 2 % des globalen Angebots). Impulse kamen aus der Rostfrei-Produktion, dem Eisenguss und von Super-Alloys. Außerdem zogen auch die Investitionen der Öl- und Gasexploration, die ein Sechstel des Verbrauchs abnimmt, an. Derzeit sind keine größeren neuen Minenkapazitäten in der Entwicklung. Deshalb dürfte sich in den nächsten Jahren die eher knappe Marktversorgung fortsetzen. Daher sind neue Minenprojekte notwendig, zumal wir erwarten, dass der Markt auch 2019 mit einem Angebotsdefizit schließen wird. Vorerst sehen wir bis Ende September 2019 den Ferromolybdänpreis bei rund
30 US-$/kg mit einer Bandbreite von + 5,00 US-$ je kg.

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Preistrends rostfreier Stahl

Im Jahr 2018 expandierte die globale Produktion von rostfreiem Edelstahl um 5,5 % auf erstmals 50,7 Mio. t. Alle Regionen zeigten Zuwächse: Während der Ausstoß in Europa und den USA nur leicht zulegte, erhöhte China seine Erzeugung um 8,5 %. Vor allem zog das übrige Asien kräftig an. Im Verlauf des Jahres 2017 neu in Betrieb genommene Kapazitäten in Indonesien sind voll im Einsatz und geben entsprechend starke Impulse. Weltweit dürfte 2019 ein Zuwachs der Produktion auf rund 52 Mio. t erfolgen. China wird seine dominierende Position mit einem Marktanteil von über 50 % weiter ausbauen und rd. 27 Mio. t produzieren. Um 2019 weiter zu wachsen, ist China auf die Lieferungen von Nickel Pig Iron angewiesen. Allerdings wird die Erzeugung durch neue Umweltauflagen teurer. In Deutschland sehen wir nur ein geringes Produktionswachstum.

 

Rostfreie Edelstähle des Typs 1.4301 bestehen zu rund 10 % aus Nickel und 18 % aus Chrom. Daher bestimmt deren Preisentwicklung die Preise für diese Güten. Die tendenziell sinkenden Nickelnotierungen wurden nur zum Teil von dem höheren Ferrochrom-Benchmarkpreis kompensiert und hatten niedrigere Legierungsmetallzuschläge zur Folge. Die Basispreise gingen im Verlauf des Mai 2019 seitwärts (Preisrückgang nur um 1,50 € / t). Allerdings dürften diese in den nächsten drei Monaten leicht anziehen und den Rückgang kompensieren. Bei einer weiterhin festen Edelstahlnachfrage sehen wir deshalb für die Basispreise von Flachstahl bis Ende September 2019 eine Preisbewegung um 1.000 € je t. Hinzuzurechnen sind jedoch die Legierungszuschläge, welche im Juni 2019 im Vergleich zum Vormonat um rund 70 €/t je Sorte niedriger ausfallen.

 

Edelstähle des Typs 1.4401 enthalten rund 12 % Nickel, 17 % Chrom sowie etwa 2 % Molybdän. Auch hier folgen die Preise der Entwicklung dieser Legierungsmetalle. Obwohl zuletzt sowohl die Nickelnotierungen wie auch die Ferrochrom- und Ferromolybdännotierungen niedriger ausfielen, ermäßigten sich die Legierungszuschläge nicht. Für Lieferungen im Juni 2019 liegen diese auf dem Niveau des Maiwertes. Die Nachfrage der Güten 1.4401 im Jahr 2019 sollte weiter von den positiven Aussichten im Maschinen- und Anlagenbau profitieren. Sollte es allerdings zu einer weiteren Eskalation des Handelskrieges zwischen den USA und China kommen, dürften die Basispreise auch hier nachgeben. Für die Basispreise sehen wir bis Ende Q3 2019 bei Warmbreitband ein Preisniveau um 1.400 € je t zuzüglich der Legierungszuschläge.

 

Aluminiumpreistrend

Die weltweite Primäraluminiumproduktion liegt bis Ende April 2019 nur knapp auf dem Vorjahresniveau. Wir prognostizieren für das Gesamtjahr 2019 eine leicht höhere Erzeugung von rund 64,8 Mio. t sowie weitere 11 Mio. t Recyclingaluminium. China hat seine Produktionsdelle vom Januar 2019 infolge von Abschaltungen um das chinesische Neujahrsfest schon überkompensiert. Im übrigen Asien erfolgte ein Anstieg (+1 %). In Europa insgesamt war eine geringere Produktion zu beobachten. In Nordamerika stabilisierte sich die Erzeugung nach Jahren stark rückläufiger Erzeugung, während sie in Lateinamerika nochmals um über ein Fünftel geringer ausfiel. Die Aussichten in den führenden Abnehmerbereichen sind weiterhin positiv: Der Trend zum Leichtbau nicht nur in der Automobilindustrie sichert einen Absatzanstieg.

 

Die Lagerbestände von Primäraluminium an der LME gingen seitwärts: Diese betragen nun 1,1 Mio. t. An der SHFE sanken dagegen die Bestände kräftig auf noch gut 500.000 t. In den Lagern der Comex dagegen befinden sich nur 122 t. Damit ist eine gute Versorgung gegeben. Die LME-Bestände an Recyclinglegierungen machen lediglich 6.400 t aus. Die Vorräte entsprechen unverändert dem Gesamtverbrauch (Primär- und Recyclingaluminium) von knapp 8 Tagen. Der Aufbau weiterer Kapazitäten für Recyclingaluminium sichert die langfristige Versorgung. Im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 2019 dürfte sich der Lagerabbau bei Primäraluminium weiter fortsetzen. Die US-Zölle auf Aluminiumeinfuhren wurden weitgehend an die dortigen Endverbraucher durchgereicht und haben das Preisniveau erhöht.

 

Auch die Primäraluminiumpreise litten im bisherigen Jahresverlauf 2019 erheblich unter den geoplitischen Sorgen (Brexit, Handelskrieg China / USA, Zölle auf US-Autoimporte). Im Gesamtjahr 2019 erwarten wir infolge einer stabilen physischen Nachfrage ein Angebotsdefizit. Obwohl die Automobilkonjunktur aktuell eine leichte Delle erfährt, steigt der Aluminiumeinsatz im Pkw an. Die investive Nachfrage reduzierte sich kräftig: Die Zahl der Handelskontrakte sank im Verlauf des Mai um 18 %. Bis Q3 2019 erwarten wir eine Preisbewegung für Primäraluminium um die Marke von 1.900 US-$ je t in einem Band von +300 US-$ je t. Die Notierung von Recyclingaluminium an der LME dürfte sich dagegen um rund 500 US-$ je t unter diesen Werten bewegen. Zum Jahresende 2019 sehen wir höhere Notierungen.

 

Preistrends Zink und Blei

Die Zink-Lagerbestände an der LME zogen bis Ende Mai 2019 auf gut 100.000 t an. Damit haben sich diese in den letzten drei Monaten nur vordergründig etwas verbessert: Der Lagerbestand an der SHFE halbierte sich auf 59.000 t, derjenige an der Comex liegt bei 2.400 t – somit sind letztere vernachlässigbar. Die Bestände entsprechen dem Verbrauch von gut 4 Tagen. Insgesamt ist die Versorgung weiter knapp. Im Jahr 2019 dürfte sich ein Angebotsdefizit von rund 125.000 t ergeben. Die Bleivorräte an der LME liegen bei 70.000 t, die Bestände an der SHFE machen gut 69.000 t aus. Die Vorräte an der Comex sind mit 750 t weiterhin unbedeutend. Das absolute Niveau der Bleivorräte entspricht dem Verbrauch von gut 4 Tagen. Damit ist die Versorgungssituation bei Blei eng. Der Markt könnte jedoch 2019 einen Angebotsüberschuss verzeichnen.

 

Im ersten Quartal 2019 stieg die Zinkminenproduktion um 1,8 %. Dies ist das Resultat der Hochlaufphase etlicher neuer Minenkapazitäten. Für 2019 ist jedoch ein Zuwachs von etwa 6 % realistisch. Die Raffinadeproduktion sank in Q1 2019 um 3 %, dürfte im Jahr 2019 aber um über 3 % zulegen. Der Verbrauch unterschritt das Vorjahresniveau um 1,5 %, was vor allem in einem leichten Rückgang in China und der Türkei begründet war, während andere Verbrauchsregionen zulegten. Impulse erhält Zink primär von verzinkten Blechen und der Zinkchemie. 2019 dürfte der globale Bedarf um 1 % anziehen, was mit einem Angebotsdefizit von 125.000 t einhergeht. Wir prognostizieren für den Zinkpreis bis Ende September 2019 weiter eine Bewegung um eine Marke von 2.700 US-$/t mit einer Schwankungsbreite von +500 US-$.

 

Die Bleiminenproduktion zog bis Ende März 2019 um 6,9 % an, im Gesamtjahr werden es nur 2 % sein. Heute stammen jedoch 60 % der gesamten Bleiproduktion aus Recyclingmaterial. Die Raffinadeproduktion expandierte um 9,8 %, 2019 halten wir gut 11,9 Mio. t (+2,5 %) für möglich. Der Verbrauch wuchs um fast 9 %. Für 2019 erwarten wir einen kleinen Verbrauchsanstieg auf 11,95 Mio. t. Neben neuen Anwendungen wie Energiespeicherung bestimmt auch weiter die Nachfrage aus der Batterieproduktion den Bedarf. Insgesamt gehen wir davon aus, dass der Markt 2019 weitgehend balanciert bzw. mit einem kleinen Angebotsüberschuss abschließen könnte. Daher sehen wir für den Bleipreis bis Q3 2019 eine Bewegung um 1.900 US-$/t mit einer Bandbreite von +300 US-$ je Tonne.

 

Kupferpreistrend

Die globale Kupferminenproduktion sank bis Ende Februar 2018 um 1,8 %. Die Kapazitätsauslastung der Kupferminen reduzierte sich ebenfalls um über 1 %. Die geringere Erzeugung ist primär auf Chile und Indonesien zurückzuführen. In Indonesien ist dies ein temporärer Effekt, da bei Minen neue Abschnitte erschlossen werden, weshalb im Gesamtjahr kein großer Rückgang anfallen wird. Die Raffinadeproduktion stagnierte dagegen bei einer geringeren Kapazitätsauslastung. Der weltweite Verbrauch ging seitwärts. Ein Nachfrageanstieg von 4 % in China wurde durch geringere Verbräuche in anderen Regionen (USA, Japan, EU) kompensiert. Insgesamt dürfte der Markt 2019 infolge der schwächer als erwarteten Produktionsentwicklung nun ein kleineres Defizit aufweisen.

 

 

Die Kupfervorräte an der LME gaben zuletzt wieder leicht nach: Insgesamt betrugen diese Ende Mai 2019 rund 212.000 t. Die Lagerbestände an der SHFE reduzierten sich nach dem chinesischen Neujahrsfest auf nun 165.000 t. Die Bestände der Comex sanken bis Ende Mai 2019 auf unter 32.000 t. Ein Großteil der Volumina dient der Absicherung von Finanztransaktionen. Die weltweiten Vorräte reichen für den Bedarf von knapp 6 Tagen. Falls die Umstrukturierungsarbeiten in Indonesien länger dauern, könnte sich die Versorgung leicht verschlechtern. Da die Gefahr eines harten Brexits größer geworden ist, könnte sich für deutsche Verarbeiter von Kupferschrott der Import aus UK nach dem Brexit erschweren.

 

 

Der Kupferpreis gab im Verlauf des Mai 2019 um rund 400 US-$/t nach. Allerdings ist die physische Nachfrage weiter ungebrochen. Die angestrebte Energiewende in Europa treibt die Nachfrage zusätzlich an. Der Kupferverbrauch für den Netzanschluss von 300 MW Windkraft ist wesentlich höher als diejenige für die gleiche Erzeugungskraft über Gasturbinen. Der Trend zur E-Mobility und ein vermehrter Elektronikeinsatz im Pkw – etwa für autonomes Fahren und Fahrerassistenzsysteme – bewirken ebenfalls eine überproportionale Nachfrage. Der Markt erhielt zudem Impulse von der investiven Nachfrage: Die Zahl der Handelskontrakte zog im Mai 2019 um ein Viertel an. Für den Kupfermarkt sehen wir auch 2019 ein weiteres Defizit, welches bis zu 200.000 t betragen dürfte. Bis Q3 2019 erwarten wir ein Preisniveau von 6.200 US-$/t mit einer Bewegung in einem Band von +500 US-$ je t um diese Marke.

 

Preistrends Kobalt / Magnesium / Titan

Im Jahr 2018 wuchs die weltweite Kobaltproduktion erneut um 6 %. Dagegen zog die Nachfrage laut Weltverband nur um gut 1 % an. Es kam zu einem geringen Angebotsdefizit. Mittelfristig zieht die Nachfrage nach Kobalt vor allem seitens der Batterieproduzenten weiter an. Aktuell bleiben jedoch die Produktionszahlen für Elektromobilität unter den ursprünglichen Erwartungen. Um die zukünftige Nachfrage zu erfüllen, sind weitere Minenerweiterungen erforderlich. Insgesamt ist 2019 ein balancierter Markt möglich. Sollte es jedoch wieder zu Lieferstörungen aus der Demokratischen Republik Kongo kommen, sind erneute Angebotsdefizite möglich. allerdings sehen wir keine erneute Preisexplosion und erwarten bis Q3 2019 einen Kobaltpreis um 40.000 US-$/t mit einer Bandbreite von +10.000 US-$/t.

 

Die weltweite Nachfrage nach Magnesium hat 2018 erneut angezogen. Es bleibt auch bis 2022 bei einem stabilen leichten Wachstum. China hat jedoch seine Produktion von 1,02 Mio. t im Jahr 2017 auf nur noch 0,85 Mio. t zurückgefahren. Auch für 2019 wird eine weitere Produktionskürzung gesehen. Da aber in der Vergangenheit viele chinesische Anbieter mit einer Kapazitätsauslastung von unter 50 % arbeiteten, sollte dies den Markt stabilisieren. Ein Preisrisiko stellt zudem der Handelskonflikt zwischen China und den USA dar. Die USA beziehen große Teile ihres Magnesiums aus China. 2018 gab es in China transportbedingte Lieferschwierigkeiten. Wir sehen für den Magnesiumpreis bis Q3 2019 nur begrenztes Anstiegspotenzial und erwarten diesen weiter um das derzeitige Niveau von 2.600 US-$/t mit einem Band von +300 US-$/t.

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Der globale Markt für Titan profitiert die nächsten Jahre weiter von der Aerospace-Industrie, auch wenn Boeing 2019 ein schwächeres Jahr haben wird. Der Nachfrageanstieg der zivilen und militärischen Luftfahrtindustrie geht weiter. Andere Abnehmerindustrien wie die Meerwasserentsalzung sollen ebenfalls stark zunehmen. Obwohl immer noch Überkapazitäten in der Titanschwammproduktion (China, Ukraine und Kasachstan) vorhanden sind, haben zuletzt die Sorgen in Bezug auf eine sichere Versorgung mit Ferrotitan zugenommen. Insgesamt war denn auch im bisherigen Jahresverlauf die Nachfrage nach Ferrotitan fester. Gleichwohl sehen wir auch 2019 kein Angebotsdefizit. Dies begrenzt unseres Erachtens bis September 2019 den Titanpreis auf rund 5,00 US-$/kg mit einem Band von +1,00 US-$/kg.

 

Preistrends Edelmetalle: Gold, Silber, Platin/Palladium

Die globale Goldnachfrage erhöhte sich im ersten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 7 %. Die Schmucknachfrage zog infolge starker Käufe in Indien um 1 % an, während die industrielle Nachfrage um 3 % fiel: Der Dentalbedarf brach um 11 % ein, die Elektroniknachfrage sank um 4 %, die übrige industrielle Nachfrage zog an. Bezogen auf die investive Nachfrage wurden die Bestände der ETF’s (Exchange Traded Funds) um 50 % erhöht, während die Nachfrage nach Barren und Münzen leicht zurückging. Die Zentralbankkäufe stiegen um 70 %. Angebotsseitig ist jeweils eine Ausweitung der Minenproduktion (+1 %) sowie des Goldrecyclings (+5 %) erfolgt, während das Producer Hedging stark sank. Die geopolitischen Konflikte dürften die investive Nachfrage weiter stimulieren. Wir sehen den Goldpreis bis Ende Q3 2019 weiter um die Marke von 1.300 US-$/oz. mit einer Bandbreite von +200 US-$.

 

Nachdem Silber 2018 mit einem Angebotsdefizit von rd. 3 % abgeschlossen hat, wird für 2019 ein Anstieg der gesamten Silbernachfrage von gut 2 % erwartet. Dieser resultiert primär aus der industriellen Nachfrage. Für die Schmucknachfrage wird eher eine Seitwärtsbewegung (Zuwächse in Asien, Rückgänge in Westeuropa) gesehen. Positive Impulse kommen von der Nachfrage nach Barren und Münzen sowie der investiven Nachfrage der ETF’s. Angebotsseitig wird mit einem Rückgang der Minenproduktion (um 2 %) sowie einem leicht anziehenden Silberrecycling gerechnet. Der Markt dürfte jedoch 2019 ein geringes Angebotsdefizit aufweisen. Wir sehen den Silberpreis bis Ende September 2019 in einer Preisbewegung um rund 15,00 US-$/oz. mit einem Band von +1,50 US-$.

 

 

Obwohl 2019 die physische Platinnachfrage (geringerer Bedarf der Automobilindustrie) um 2 % sinken dürfte, soll dies durch ein Anziehen der investiven Nachfrage überkompensiert werden. Es ergibt sich jedoch wieder ein kleiner Angebotsüberschuss. Dieser wird daher weiter das Preisniveau drücken. Der Platinpreis bewegt sich daher bis Ende Q3 2019 um die Marke von 850 US-$/oz. in einem Band von +150 US-$. Bei Palladium kommt es 2019 wieder zu einem hohen Angebotsdefizit. Die physische Nachfrage – vor allem aus der Automobilindustrie – zieht weiter an, auch andere industrielle Nutzer melden einen höheren Bedarf. Zudem haben die investiven Anleger schon massiv Bestände abgebaut, so dass diese nicht mehr als Puffer dienen. Daher erwarten wir bei Palladium bis Ende September 2019 eine Bewegung um 1.400 US-$/oz. in einem Band von +300 US-$.

 

Preistrends Öl/Gas

Nachdem 2018 die Weltrohölnachfrage um 1,4 mbd (Million Barrel per Day) zulegte, wird für das Jahr 2019 mit einem Anstieg von 1,2 mbd gerechnet und erstmals die Schwelle von 100 mbd erreicht. Neben der Förderausweitung außerhalb der OPEC – welche zu 90 % aus Nordamerika stammt – ergibt sich 2019 ein Bedarf für eine OPEC-Produktion von 35,4 mbd (davon 4,8 mbd s.g. NGL-Sorten). Seit dem zweiten Quartal 2018 ist sanktionsbedingt die Förderung des Iran um weit über 1 mbd gesunken. Die OPEC dürfte vorerst ihre im Dezember 2018 beschlossene geringere Förderquote beibehalten, obwohl seitens der USA eine Erhöhung gefordert wird. Die Produktion Venezuelas sinkt weiter rapide. Daher sehen wir den Rohölpreis bis Q3 2019 um 70 US-$ je Barrel Brent in einer Bandbreite von +10 US-$ schwanken. Die amerikanische Referenzsorte WTI liegt um rund 8 US-Dollar je Barrel darunter.

 

Insgesamt hat sich in den USA ein Lageraufbau ergeben: Die Rohölvorräte überschritten Ende Mai 2019 den Vorjahreswert um über 10 % und betrugen insgesamt 483 Mio. Barrel. Die übrigen Destillate wurden mit knapp 130 Mio. Barrel (+10 %) ebenfalls aufgestockt. Benzin unterschreitet dagegen mit 234 Mio. Barrel das frühere Niveau um 2 %. Nach Beendigung der Heizsaison wurden die Propanbestände im Vergleich zu 2018 schon um ein Drittel aufgefüllt. Die Anzahl der aktiven Bohrlöcher hat sich in den USA leicht auf 800 zurückgebildet. Die Inlandförderung liegt aber um 14 % über dem Niveau von 2018 erlaubte der USA ihre Importe zurückzufahren. Insgesamt reichen die amerikanischen Bestände für den Verbrauch von über einem Monat. Die Versorgung ist damit auf einem hohen Niveau.

 

Die US-Gasvorräte bewegen sich weiter erheblich unter dem langjährigen Durchschnittswert und unterschreiten nochmals den schon niedrigen Vorjahresbestand. Dies bietet zwar einerseits Preissteigerungspotenzial, andererseits hat die Inlandsförderung angezogen. Ende Mai 2019 lagen die Notierungen im amerikanischen Spotmarkt knapp über dem Wert von 2,5 US-$ je mm btu. Das deutsche Inlandspreisniveau wird damit unterschritten. In Deutschland sank die Inlandsgewinnung von Erdgas bis Ende März 2019 um ein Sechstel, die Importe stiegen dagegen um rund 1 % an. Im März 2019 gaben die Grenzübergangspreise zwar weiter nach, sie erreichten jedoch noch nicht das tiefste Niveau des vergangenen Jahres. Bei festeren Rohölpreisen dürfte der Grenzübergangspreis während des Sommerloches nur geringfügig nachgeben (max. minus 4 %).

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Preistrends Polymer-Vorprodukte und Kunststoffe

Da die Rohölpreise zuletzt infolge der Sorgen um einen Handelskrieg nachgaben, sanken auch die Notierungen für Naphtha. Zuletzt bewegten sich die Weltmarktpreise um 460 US-$/t, was gegenüber dem Jahresbeginn aber noch einen Anstieg bedeutet. Sollten jedoch wie von uns erwartet die Rohölnotierungen wieder anziehen, dürfte der Naphthapreis in Europa im dritten Quartal 2019 die 500 €/t-Marke überschreiten. Dagegen zog der Kontraktpreis für das Folgeprodukt Ethylen (C2) weiter an, eine Force Majeure in den Niederlanden stützte den Preis. Bis Ende Q3 2019 könnten die Preise jedoch um bis zu 50 €/t nachgeben. Auch Propylen profitierte von der Force Majeure. Für die Kontraktpreise (C3) sehen wir im Verlauf des Q3 2019 Preissenkungen um 25 €/t.

 

Bei Benzol stabilisierte sich der Kontraktpreis im Mai 2019 und hat das von uns erwartete Aufwärtspotenzial ausgeschöpft. Das asiatische Angebot drückt im dritten Quartal 2019 auf die Preise. Die Styrolpreise profitierten von einer Produktionsunterbrechung in Asien. Insgesamt werden die Spotmarktpreise für Styrol im Verlauf des dritten Quartals 2019 jedoch nachgeben. Zuletzt war schon ein Abbröckeln der Preise am Spotmarkt zu beobachten. Trotz der anziehenden Vormaterialpreise haben die Polymerpreise dagegen ihren Preishöhepunkt schon teilweise überschritten.

 

Bei HDPE sehen wir aktuell eine Preisstabilisierung bei leicht schwächerer Nachfrage. Bis Ende des dritten Quartals 2019 erwarten wir eine Bewegung um das Niveau von 1.100 €/t. Bei Polypropylen ist der Markt gut versorgt: Der erwartete niedrigere Propylen Kontraktpreis (C3) dürfte voll durchgereicht werden. Daher gehen wir von Preisen knapp unter 1.200 US-$/t aus. Bei Polystyrol zeichnet sich mittelfristig auf einigen Teilmärkten ein knappes Angebot ab: Es sind Preisrückgänge bis zu 50 US-$/t möglich. Bei PVC stützt zwar die gute Baukonjunktur, Preissenkungen von bis zu 25 €/t sind wahrscheinlich. Der Markt für PET ist gut versorgt, die Preise haben Potenzial nach unten (minus 25 €).

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