[Rohstoffpreis-Information – Ausgabe 12/2019]
Allgemeine Tendenzen: Belebung im 1. Quartal 2020 erwartet
Die Weltrohstoffpreise zogen im Verlauf des November 2019 um 4,4 % sowohl in Dollar wie auch Inlandswährung gerechnet an; hauptursächlich dafür waren die festeren Energiepreise. Für den Wechselkurs des US-Dollar zum Euro sehen wir bis Ende des ersten Quartals 2020 eine Bewegung um 1,10 US-$/€.
Die folgenden Seiten beschreiben die Entwicklungen für einzelne Rohstoffe. Wir weisen explizit darauf hin, dass es bei metallischen Rohstoffen, abweichenden Legierungen sowie anderen Kunststoffsorten zu anderen Preisbewegungen kommen kann. Zudem beobachten wir bei einigen Rohstoffarten größere regionale Preisabweichungen.
Stahlpreistrend
Die Weltrohstahlproduktion zog bis Ende Oktober 2019 um 3,2 % an. Für das Gesamtjahr sehen wir jedoch einen geringeren Zuwachs auf 1,81 Mrd. Rohstahl, dem 2020 eher eine Seitwärtsbewegung folgen wird. Chinas Stahlausstoß lag um 7,4 % über dem Vorjahreswert. Das Produktionsniveau in Europa sank um 3,6 %, während es in Nordamerika stagnierte. In der Türkei musste infolge der geopolitischen Effekte ein Einbruch von gut 10 % hingenommen werden. In Deutschland erwarten wir im Gesamtjahr eine Tonnage von max. 41 Mio. t. Das Produktionsniveau im Inland dürfte im Jahr 2020 leicht anziehen. Umlenkungen von Lieferungen, die ursprünglich für den US-Markt bestimmt waren, stellen weiter ein potenzielles Absatzrisiko dar. Daher sehen wir unverändert Handlungsbedarf im Sinne von Safeguard-Maßnahmen der EU.
Im Verlauf des November 2019 kam es zu einer so nicht erwarteten kräftigen Erholung der Schrottpreise. Diese zogen zwischen 25 und 30 € je t an. Hauptgrund war das extrem niedrige Aufkommen bei den meisten Schrottsorten – vor allem auch bei Neuschrotten aus der Automobilindustrie. Obwohl die Baukonjunktur noch gut läuft, war witterungsbedingt der Anfall von Altschrotten deutlich unter dem üblichen Niveau. Zudem zog der Export in die Türkei wieder an. Die Türkei dürfte aufgrund anziehender chinesischer Stahlpreise in der Golfregion wieder wettbewerbsfähiger werden. Die Eisenerz-Spotpreise gaben allerdings im November wieder leicht nach. Sie bewegen sich nun wieder unter der Marke von 90 US-$/t. Bei weiter knappem Schrottaufkommen sehen wir im Dezember trotz größerer Werksferien der Stahlhersteller eine Seitwärtsbewegung und eine Belebung der Schrottpreise im Januar 2020.
Da die Spotmarktpreise für Eisenerz frei China leicht sanken, nahm dies etwas den Druck von den Stahlpreisen. Sie liegen allerdings immer noch rund 50 % über dem Niveau vom Jahresanfang. Die europäischen Rohstahlpreise entwickelten sich weiter unterschiedlich: Die Preise für Warmbreitband gaben im Durchschnitt um 8 €/t entsprechend 2 % nach. Verzinkte Bleche reduzierten sich bei volatilem Zinkpreis ebenfalls um 2 %. Walzdraht gab dagegen deutlich stärker nach. Allerdings hatte sich dieser infolge der stabilen Baukonjunktur bisher gut behauptet; nun gaben diese bis zu 25 €/t bzw. 5 % ab. Bei den europäischen Stahlpreisen erwarten wir ein leichtes Anziehen im ersten Quartal 2020. Insbesondere sind die Stahlhersteller bestrebt, die höheren Rohstoffpreise weiterzugeben. Da jedoch der Importdruck von osteuropäischen und asiatischen Anbietern anhält, dürfen die von der EU ergriffenen Schutzmaßnahmen vorerst nicht gelockert werden.
Preistrends Legierungsmetalle: Nickel, Chrom, Molybdän
Der globale Nickelmarkt wurde zuletzt durch die Ankündigung Indonesiens, ab 1.1.2020 keine Nickelerze mehr zu exportieren, bestimmt. Daher soll Chinas NPI-Produktion (Nickel Pig Iron) 2020 nach Jahren des Wachstums sinken. Der globale Nickelmarkt wird 2019 ein Angebotsdefizit von bis zu 80.000 t aufweisen, könnte 2020 aber infolge neuer Kapazitäten in Indonesien ausgeglichen sein. Der Abbau der Nickel-Lagerbestände an der LME hat sich auf 68.000 t Ende November 2019 fortgesetzt. Zudem befinden sich noch 36.000 t an der SHFE. Der höhere Bedarf in diesem und dem nächsten Jahr resultiert primär aus dem erneuten Anstieg der Produktion von rostfreiem Stahl. Wir sehen den Nickelpreis vor dem Hintergrund der aktuellen Ankündigung von Exportverboten bis Mitte 2020 in einem Band von +5.000 US-$ um 18.000 US-$/t.
Im Gesamtjahr 2019 sehen wir eine leicht anziehende globale Rostfrei-Produktion. Dadurch steigt auch der Bedarf an Ferrochrom. Trotzdem weist der Markt 2019 ein hohes Überangebot infolge der Kapazitätserhöhung in China im Vorjahr auf. Für das vierte Quartal 2019 wurde der europäische FeCr-Benchmarkpreis um 2 ct. reduziert: Er sank auf 1,02 US-$/lb. Dies dürfte allerdings der Beginn der Trendwende sein: Wir erwarten einen höheren Benchmark-Preis für 2020. Im Verlauf des ersten Halbjahres 2020 wird der Bedarf leicht stärker ausfallen, die chinesischen Überkapazitäten werden sukzessive abgebaut. Wir prognostizieren für den Ferrochrompreis daher bis Ende des ersten Quartals 2020 eine Bewegung um 8,00 US-$/kg Reinchromgehalt.
Nachdem das erste Quartal 2019 noch einen Angebotsüberschuss von gut 1 Mio. lb. aufwies, verbuchte Q2 ein Defizit von 6 Mio. lb. Einer nur leicht höheren weltweiten Molybdänproduktion stand eine um 9 % angezogene Molybdännachfrage gegenüber. China war sowohl der führende Produzent wie auch Verbraucher und schloss mit einem Angebotsdefizit von 4 Mio. lb. ab. Ursache dürfte der deutliche Anstieg der Rostfrei-Produktion im zweiten Quartal 2019 gewesen sein. Da die Rostfrei-Erzeugung im Gesamtjahr anzieht, dürfte auch das Gesamtjahr mit einem – allerdings kleineren – Angebotsdefizit abschließen. Zudem könnte mittelfristig eine größere Nachfrage aus der Batterietechnologie kommen. Wir prognostizieren bis Ende Q1 2020 den Ferromolybdänpreis bei rund 26 US-$/kg mit einer Bandbreite von +6,00 US-$ je kg.
Preistrends rostfreier Stahl
Im ersten Halbjahr 2019 zog die globale Produktion von rostfreiem Edelstahl um 1,9 % an. Für das Gesamtjahr sehen wir einen Anstieg auf knapp 52 Mio. t. Einmal mehr war China mit seiner Produktionsausweitung um 8,5 % der Hauptträger dieser Entwicklung. Die neuen Kapazitäten in Indonesien gaben ebenfalls Impulse. Weltweit könnten sich 2020 erhebliche Veränderungen ergeben, falls es China nicht gelingt, eine ausreichend hohe Nickelproduktion mit Hilfe philippinischer Nickelerze aufrecht zu erhalten. Erste Prognosen gehen von einer sinkenden Nickelerzeugung aus. Da die europäischen Stahlwerke in starkem Maße Edelstahlschrotte einsetzen, könnten diese eventuell leichte Marktanteilsgewinne erzielen. In Deutschland sehen wir nur ein geringes Produktionswachstum.
Rostfreie Edelstähle des Typs 1.4301 bestehen zu rund 10 % aus Nickel und 18 % aus Chrom. Daher bestimmt deren Preisentwicklung die Preise für diese Güten. Die zuletzt sinkenden Nickelnotierungen und der nochmals niedrigere Ferrochrom-Benchmarkpreis haben niedrigere Legierungsmetallzuschläge zur Folge. Die Basispreise gingen im Verlauf des Novembers 2019 zurück. Allerdings dürften diese im Verlauf des ersten Halbjahres 2020 eine deutliche Erholung verzeichnen. Der Exportbann Indonesiens führt zudem zu höheren Nickelnotierungen. Da wir von einer weiterhin stabilen Edelstahlnachfrage ausgehen, sehen wir deshalb für die Basispreise von Flachstahl bis Ende Q1 2020 eine Preisbewegung um 900 € je t. Hinzuzurechnen sind jedoch die Legierungszuschläge, welche im Dezember 2019 im Vergleich zum Vormonat um gut 150 €/t je Sorte geringer ausfallen.
Rostfreie Edelstähle des Typs 1.4301 bestehen zu rund 10 % aus Nickel und 18 % aus Chrom. Daher bestimmt deren Preisentwicklung die Preise für diese Güten. Die zuletzt sinkenden Nickelnotierungen und der nochmals niedrigere Ferrochrom-Benchmarkpreis haben niedrigere Legierungsmetallzuschläge zur Folge. Die Basispreise gingen im Verlauf des Novembers 2019 zurück. Allerdings dürften diese im Verlauf des ersten Halbjahres 2020 eine deutliche Erholung verzeichnen. Der Exportbann Indonesiens führt zudem zu höheren Nickelnotierungen. Da wir von einer weiterhin stabilen Edelstahlnachfrage ausgehen, sehen wir deshalb für die Basispreise von Flachstahl bis Ende Q1 2020 eine Preisbewegung um 900 € je t. Hinzuzurechnen sind jedoch die Legierungszuschläge, welche im Dezember 2019 im Vergleich zum Vormonat um gut 150 €/t je Sorte geringer ausfallen.
Aluminiumpreistrend
Die globale Primäraluminiumproduktion unterschritt bis Ende Oktober 2019 das Vorjahresniveau leicht. Wir prognostizieren für das Gesamtjahr 2019 eine Erzeugung von knapp 64 Mio. t sowie 13 Mio. t Recyclingaluminium. China unterschreitet derzeit das Niveau seiner Vorjahresproduktion um 1,5 %. Im übrigen Asien stagnierte die Produktion und in der Golfregion erfolgte ein Anstieg von knapp 5 %. In Europa insgesamt war eine geringere Produktion zu beobachten. In Nordamerika zog die Erzeugung nach Jahren stark rückläufiger Erzeugung leicht an, während sie in Lateinamerika nochmals um 10 % geringer ausfiel. Die Aussichten in den führenden Abnehmerbereichen sind weiterhin positiv: Der Trend zum Leichtbau – nicht nur in der Automobilindustrie – sichert weitere Absatzgewinne.
Die Lagerbestände von Primäraluminium an der LME haben sich wieder über die 1 Mio.-t-Marke bewegt: Diese betragen nun 1,27 Mio. t. An der SHFE sanken die Bestände kräftig auf noch knapp 246.000 t. In den Lagern der Comex befinden sich dagegen nur 20.000 t. Damit ist eine gute Versorgung gegeben. Die LME-Bestände an Recyclinglegierungen machen lediglich 6.600 t aus. Die Vorräte entsprechen dem Gesamtverbrauch (Primär- und Recyclingaluminium) von insgesamt 8 Tagen. Mittelfristig sehen wir den Aufbau weiterer Kapazitäten für Recyclingaluminium zur langfristigen Versorgungssicherheit als erforderlich an. Bis zur Jahresmitte 2020 dürfte sich der Lagerabbau bei Primäraluminium weiter fortsetzen. Die US-Zölle auf Aluminiumeinfuhren konnten bisher weitgehend an die dortigen Endverbraucher durchgereicht werden..
Die Entwicklung der Primäraluminiumpreise wurde 2019 primär von der nachlassenden Automobilkonjunktur geprägt. Daneben belasteten geopolitischen Sorgen (Brexit, Handelskrieg China/USA). Im Gesamtjahr 2019 zeichnet sich trotzdem ein Angebotsdefizit ab. Die chinesische Produktion dürfte um bis zu 1,5 % sinken, soll dann aber 2020 wieder um 2,5 % ausgeweitet werden. Im laufenden Jahr waren die chinesischen Kapazitäten nur mit rd. 90 % ausgelastet (u.a. wegen Instandhaltungsarbeiten). Die investive Nachfrage reduzierte sich nochmals: Die Zahl der Handelskontrakte brach im Verlauf des Novembers um ein Drittel ein. Bis Ende Q1 2020 erwarten wir eine Preisbewegung für Primäraluminium um die Marke von 1.800 US-$ je t in einem Band von +300 US-$ je t. Die Notierung von Recyclingaluminium an der LME dürfte sich um rund 500 US-$ je t unter diesen Werten bewegen. Gegen Jahresende 2020 sehen wir höhere Notierungen.
Preistrends Zink und Blei
Die Zink-Lagerbestände an der LME bewegten sich bis Ende November 2019 bei gut 59.000 t. Damit gingen diese in den letzten drei Monaten seitwärts. Der Lagerbestand an der SHFE sank kräftig auf 46.000 t, derjenige an der Comex betrug 400 t – somit sind letztere vernachlässigbar. Die Bestände entsprechen dem Verbrauch von 3 Tagen. Dies bedeutet eine sehr enge Versorgung, zumal sich 2019 insgesamt ein größeres Angebotsdefizit ergeben wird. Die Bleivorräte an der LME liegen bei 67.000 t, die Bestände an der SHFE machen nur noch 36.000 t aus. Die Vorräte an der Comex sind mit 750 t weiterhin unbedeutend. Das absolute Niveau der Bleivorräte entspricht dem Verbrauch von etwas mehr als 3 Tagen! Damit ist auch die Versorgungssituation bei Blei sehr knapp. Der Markt könnte 2019 gleichwohl einen kleinen Angebotsüberschuss verzeichnen.
In den ersten drei Quartalen 2019 stieg die Zinkminenproduktion um 2 %. Dies ist das Resultat der Hochlaufphase neuer Minenkapazitäten. Für 2020 ist ein Zuwachs von 4 % realistisch. Die Raffinadeproduktion expandierte bisher um 2 %, dürfte im Gesamtjahr 2019 leicht stärker zulegen und 2020 um 3 % anziehen. Der Verbrauch überstieg das Vorjahresniveau um 1 %: Ein geringerer Verbrauch in Europa wurde von anderen Ver-brauchsregionen überkompensiert. Impulse erhält Zink primär von verzinkten Blechen und der Zinkchemie. 2019 dürfte der globale Bedarf stagnieren und 2020 um 1 % anziehen. Daraus resultiert ein Angebotsdefizit von ca. 190.000 t. Wir prognostizieren für den Zinkpreis bis Mitte 2020 weiter eine Bewegung um eine Marke von 2.400 US-$/t mit einer Schwankungsbreite von bis zu +500 US-$.
Die Bleiminenproduktion stagnierte bis Ende September 2019, im Gesamtjahr könnte sich ein Zuwachs von 1,5 % ergeben. Heute stammen jedoch gut 60 % der gesamten Bleiproduktion aus dem Recycling. Die Raffinadeproduktion sank um 0,8 %, im Gesamtjahr 2019 halten wir rund 11,8 Mio. t (-0,5 %) für möglich. Der Verbrauch sank um 0,2 %. Für 2019 insgesamt erwarten wir einen Verbrauch von 11,8 Mio. t, dem 2020 ein Nachfrageanstieg auf 11,9 Mio.t folgt. Insgesamt gehen wir davon aus, dass der Markt 2019 mit einem kleinen Angebotsüberschuss von etwa 45.000 t abschließen könnte. Für 2020 zeichnet sich ein vergleichbares Niveau ab. Daher sehen wir für den Bleipreis bis Mitte 2020 eine Bewegung um 2.000 US-$/t mit einer Bandbreite von +300 US-$ je Tonne.
Kupferpreistrend
Bis Ende August 2019 sank die globale Kupferminenproduktion um 0,5 %. Die Kapazitätsauslastung der Kupferminen reduzierte sich ebenfalls um 0,5 %. Die geringere Erzeugung ist primär auf Chile, den Kongo und Indonesien zurückzuführen. In Indonesien ist dies ein temporärer Effekt: In zwei Minen werden neue Abschnitte erschlossen. Die Raffinadeproduktion stagnierte bei einer um 2,5 % geringeren Kapazitätsauslastung. Der weltweite Verbrauch wuchs hingegen um 0,5 %. Ein Nachfrageanstieg von 2,4 % in China sowie in anderen Ländern wurde durch geringeren Verbrauch in anderen Regionen (Japan, EU) abgeschmolzen. Bis Ende August ist ein Angebotsdefizit von 330.000 t entstanden, welches sich jedoch im Gesamtjahr noch leicht reduzieren dürfte. 2020 könnte ein kleiner Angebotsüberschuss auftreten.
Die Kupfervorräte an der LME bildeten sich zuletzt wieder zurück: Insgesamt betrugen diese Ende November 2019 rund 210.000 t. Die Lagerbestände an der SHFE reduzierten sich leicht auf nun 120.000 t. Die Bestände der Comex stiegen bis Ende November 2019 auf 40.000 t an. Ein Großteil der Volumina dient der Absicherung von Finanztransaktionen. Die weltweiten Vorräte reichen für den Bedarf von 5,5 Tagen. Sollte es Indonesien nicht gelingen, die Umstrukturierungs- und Neuerschließungsarbeiten im vorgesehenen Zeitraum abzuschließen, könnte sich die Versorgung stark verschlechtern. Zwar ist die Gefahr eines harten Brexits geringer geworden, für deutsche Verarbeiter von Kupferschrott könnte der Import aus UK nach dem Brexit dennoch schwieriger werden.
Der Kupferpreis bewegte sich ab Mitte Oktober 2019 weiter in einem Band zwischen 5.800 und 6.000 t je t. Die physische Nachfrage ist ungebrochen. Neben dem vermehrten Bedarf von Kupfer im Automobil infolge von autonomem Fahren und E-Mobility bedingen die Energiewende und der Ausbau der Digitalisierung einen weiteren Kupferbedarf. In Asien bestimmt die ITK-Industrie die Nachfrage. Der Markt erhielt negative Impulse von der investiven Nachfrage: Die Zahl der Handelskontrakte sank im November um 37 % auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Da wir für den Kupfermarkt 2019 ein Defizit oberhalb der Marke von 300.000 t sehen, erwarten wir bis Ende Q1 2020 ein Preisniveau von 6.000 US-$/t mit einer Bewegung in einem Band von +600 US-$ je t um diese Marke.
Preistrends Kobalt / Magnesium / Titan
Nachdem im Jahr 2018 die weltweite Kobaltproduktion um über 6 % wuchs, sollte diese im Jahr 2019 um nochmals um 9.000 t und 2020 um weitere 5.000 t zulegen. Der Ausstoß beträgt dann rd. 140.000 t. Dagegen zog die Nachfrage laut Weltverband deutlich geringer an. Mittelfristig zieht die Nachfrage nach Kobalt jedoch vor allem seitens der Batterieproduzenten weiter an. Allerdings bleiben die Produktionszahlen für Elektromobilität immer noch unter den ursprünglichen Erwartungen. Daher hat Glencore angekündigt, Kapazitäten über 25.000 t temporär (für bis zu 2 Jahre) aus dem Markt zu nehmen. Die Demokratische Republik Kongo wird 2019 für drei Viertel der Gesamtproduktion stehen. Wir erwarten bis Mitte 2020 einen Kobaltpreis um 40.000 US-$/t mit einer Bandbreite von +10.000 US-$/t.
Die weltweite Nachfrage nach Magnesium wird auch für die nächsten zehn Jahre mit durchschnittlich gut 5 % p.a. zulegen. China bleibt mit 85 % der Weltproduktion weiter dominierend. Die Kapazitäten sind nur gut zur Hälfte ausgelastet. Die Impulse der nächsten Jahre kommen primär aus dem Druckguss für die Automotive-Industrie sowie der anziehenden Nachfrage aus der Aluminiumproduktion, in der es als Legierungszuschlag dient. Mittlerweile ist Europa der Hauptabnehmer von chinesischem Magnesium, die USA hat ihre Bezüge im Zuge des Handelskonflikts reduziert. Wir sehen für den Magnesiumpreis bis Mitte 2020 kein nennenswertes Anstiegspotenzial und erwarten diesen weiter um das Niveau von 2.300 US-$/t mit einem Band von +300 US-$/t.
Der weltweite Markt für Titan profitiert die nächsten Jahre von der zu erwartenden Nachfrage nach rund 45.000 neuen Zivilflugzeugen bis 2038. Die aktuellen Probleme bei Boeing lassen das Jahr 2019 insgesamt ein schwächeres Jahr werden. Neben der Zivilluftfahrt zieht auch der Bedarf des Defense Sektors an. Der Nachfragetrend in anderen Abnehmerindustrien (Chemie, Meerwasserentsalzung) wächst leicht. Allerdings wird die Kapazitätsauslastung in der Titanschwammproduktion maximal auf drei Viertel geschätzt. Der Nachfrageanstieg der nächsten fünf Jahre kann gut bedient werden. Dies begrenzt unseres Erachtens bis Juni 2020 den Titanpreis auf rund 5,00 US-$/kg mit einem Band von +1,00 US-$/kg.
Preistrends Edelmetalle: Gold, Silber, Platin/Palladium
Die globale Goldnachfrage zog in den ersten drei Quartalen 2019 um 7 % an. Ursächlich war vor allem der starke Ankauf der Zentralbanken. Die Schmucknachfrage sank dagegen um 4,6 % insbesondere wegen niedriger Käufe in Indien. Die industrielle Nachfrage fiel um 3 %. Bezogen auf die investive Nachfrage wurden die Bestände der ETF’s (Exchange Traded Funds) gerade in Q3 2019 massiv ausgeweitet, während die Nachfrage nach Barren und Münzen stark zurückging. Angebotsseitig ist ein kleiner Rückgang der Minenproduktion erfolgt, der jedoch von einer Ausweitung des Goldrecyclings überkompensiert wurde. Insgesamt ist die Marktsituation primär von den geopolitischen Konflikten und den Handelskriegen geprägt. Sie dürften die investive Nachfrage weiter stimulieren. Wir sehen den Goldpreis bis Ende Juni 2020 um die Marke von 1.500 US-$/oz. mit einer Bandbreite von +300 US-$.
Im Jahr 2019 könnte der Weltsilbermarkt nach Jahren von Angebotsdefiziten einen kleinen Überschuss aufweisen. Allerdings verringert sich gegenüber 2018 nochmals die Minenproduktion (-0,5 %), die zum Teil durch vermehrtes Recycling sowie geringer Verkäufe durch Regierungen kompensiert wird. Bei einer stärkeren Produktionsunterbrechung in Südafrika in Q4 2019 würde allerdings doch ein Defizit auftreten. Dagegen wird trotz globaler konjunktureller Abschwächung für 2019 ein Anstieg der gesamten Silbernachfrage von rund 1 % erwartet. Während die industrielle Nachfrage (Chemie, Solarindustrie etc.) stagniert, die Schmucknachfrage sowie die Besteckindustrie zieht an. Positive Impulse kommen primär von der investiven Nachfrage der ETF’s. Wir sehen den Silberpreis bis Ende Juni 2020 in einer Preisbewegung um rund 17,50 US-$/oz. mit einem Band von +3,00 US-$.
Im Jahr 2019 dürfte die physische Platinnachfrage (geringerer Bedarf der Automobilbranche, der Industrie und der Schmucknachfrage) erneut sinken. Nach dem extremen Anziehen der investiven Nachfrage im ersten Halbjahr 2019 wird diese den physischen Rückgang überkompensieren. Der Markt dürfte jedoch einen Angebotsüberschuss von rd. 300.000 oz. aufweisen. Dies drückt auf das Preisniveau. Der Platinpreis bewegt sich daher bis Ende Juni 2020 um die Marke von 900 US-$/oz. in einem Band von +250 US-$. Bei Palladium dürfte es 2019 zu einem kräftigen Angebotsdefizit von wenigstens 1,5 Mio. oz. kommen. Die physische Nachfrage aus der Automobilindustrie ist weiter hoch und führt zu einem höheren Bedarf um 9 %. Das Angebot wächst nur um 2 %. Daher erwarten wir bei Palladium bis Ende Juni 2020 weiter eine Bewegung um 1.900 US-$/oz. in einem Band von +500 US-$.
Preistrends Öl/Gas
Im laufenden Jahr 2019 wird die Weltrohölnachfrage um 1 mbd (Million Barrel per Day) zulegen und erstmals die Schwelle von 100 mbd erreichen. 2020 erfolgt dann ein weiterer Anstieg auf 101 mbd. Neben der Förderausweitung außerhalb der OPEC – welche zu 90 % aus Nordamerika stammt –, ergibt sich 2020 ein Bedarf für eine OPEC-Produktion von 34,4 mbd (davon 4,8 mbd so genannte NGL-Sorten). Die OPEC hat die für 2020 notwendige Fördermenge im Oktober 2019 bereits in etwa eingehalten, sodass sich ein weiterer Vorratsabbau ergab. Vor allem der Iran, aber auch Venezuela fördern deutlich weniger. Aktuell gibt es nur geringe Anzeichen, dass die USA eine Lockerung der Sanktionen gegenüber dem Iran vornehmen. Daher sehen wir den Rohölpreis bis Ende Q1 2020 um 60 US-$ je Barrel Brent in einer Bandbreite von +10 US-$ schwanken. Die amerikanische Referenzsorte WTI liegt um bis zu 8 US-Dollar je Barrel darunter.
Zuletzt hat sich in den USA der Lagerabbau nicht fortgesetzt: Die Rohölvorräte lagen Ende November 2019 auf dem Vorjahresniveau und betrugen insgesamt 447 Mio. Barrel. Die übrigen Destillate lagen mit 119,5 Mio. Barrel rund 5 % unter dem Vorjahreswert. Dagegen überschreitet Benzin mit 230 Mio. Barrel den Vergleichswert um 5 %. In Vorbereitung auf die Heizsaison wurden die Propanbestände im Vergleich zum Jahr 2018 um 15 % aufgestockt. Die Anzahl der aktiven Bohrlöcher hat sich in den USA auf unter 670 zurückgebildet. Die Inlandsförderung liegt aber aufgrund ergiebigerer Bohrlöcher über dem Niveau von 2018 und erlaubte der USA ihre Importe unter das Niveau ihrer Ausfuhren zurückzufahren. Insgesamt reichen die amerikanischen Bestände für den Verbrauch von 3,5 Wochen. Die Versorgung ist damit unverändert sehr gut.
Die US-Gasvorräte bewegen sich nach einigen Aufstockungen wieder um den langjährigen Durchschnittswert. Damit übersteigen sie den niedrigen Vorjahresbestand. Außerdem hat sich die Inlandsförderung erhöht. Ende November 2019 lagen die Notierungen im amerikanischen Spotmarkt um den Wert von 2,50 US-$ je mm btu. Das deutsche Inlandspreisniveau wird weiter unterschritten. In Deutschland sank die Inlandsgewinnung von Erdgas bis Ende September 2019 um ein Sechstel, die Importe stiegen dagegen um rund ein Viertel an. Im September 2019 zogen die Grenzübergangspreise um gut 5 % an, sie unterschreiten das Vorjahresniveau um ein Drittel. Bei stabilen Rohölpreisen dürfte der Grenzübergangspreis bis Ende März 2020 ein überschaubares Aufwärtspotenzial von 6 bis 7 % aufweisen.
Preistrends Polymer-Vorprodukte und Kunststoffe
Die wieder festeren Rohölpreise – u.a. wegen der Unsicherheit in der Golfregion, der Syrienintervention der Türkei sowie den Unruhen im Iran – führten zu anziehenden Spotmarkt-Notierungen für Naphtha in Asien. Aktuell liegen die europäischen Spotpreise bei über
500 US-$. Die Notierungen könnten umgerechnet auf 450 €/t fallen. Zudem hat die Beendigung von Force Majeures bei europäischen Anlagen das Angebot wieder vergrößert. Trotzdem zog der Kontraktpreis für das Folgeprodukt Ethylen (C2) schon wieder leicht an: Für Dezember 2019 werden 10 €/t mehr verlangt. Bis Ende Q1 2020 dürften die Preise in kleinem Umfang weiter anziehen. Auch Propylen profitierte teilweise von höheren Notierungen, wenn auch nur von 5 €/t. Für die Kontraktpreise (C3) sehen wir bis Ende März 2020 eher eine Seitwärtsbewegung.
Bei Benzol zogen die außereuropäischer Kontraktpreise für Dezember 2019 leicht an. Der geringe Anstieg von 3,5 % in den USA war erwartet worden. Angekündigte Wartungsarbeiten für das erste Quartal 2020 u.a. in Asien dürften die Preise dann stimulieren. Allerdings blieben die Styrolpreise bisher weiter unter Druck. Insgesamt werden die Spotmarktpreise für Styrol im Jahresauftaktquartal 2019 jedoch eher seitwärts gehen. Der Markt ist noch gut versorgt. Gleichwohl dürfte das Gros der Vormaterialpreise mittlerweile ihren Preistiefpunkt erreicht haben.
Bei HDPE ist der Markt sehr gut versorgt. Importe aus den Golfanrainern erfahren größere Abschläge. Bis Ende Q1 2020 erwarten wir eine Bewegung um das Niveau von 950 €/t. Bei Polypropylen herrscht bei schwacher Nachfrage Importdruck auf dem europäischen Markt: Daher gehen wir nur von Preisen bis 1.000 US-$/t bis Ende März 2020 aus. Der Markt für Polystyrol ist gut versorgt. Knapper ist der europäische Teilmarkt: Es sind weitere Preisrückgänge bis zu 30 US-$/t möglich. Bei PVC stützte zwar bisher die gute Baukonjunktur, zum Jahresauftakt dürften aber weitere Preiszugeständnisse erfolgen. Es sind Preissenkungen von bis zu 25 €/t wahrscheinlich. Der Markt für PET ist überversorgt, Preisrückgänge von 25 €/t möglich.
Dr. Heinz-Jürgen Büchner ist Direktor und Head of Industrials & Automotive zuständig für die Metallbranche und verantwortlich für die Rohstoffanalysen der Bank. Der promovierte Volkswirt hat nach seinem Studium Lehr- und Assistententätigkeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität ausgeübt und war vor der IKB bei einer anderen Bank tätig. Er schreibt zu aktuellen Metall- und Rohstoffthemen und hält Vorträge auf internationalen Branchenveranstaltungen.
Hinterlasse einen Kommentar