[Rohstoffpreis-Informationen – Ausgabe 06/2020]
Die Weltrohstoffpreise zogen primär infolge des festeren Rohölpreises im Mai 2020 um gut 20 % an. Infolge des weitgehend stabilen Wechselkurses des US-Dollar zum Euro fiel der Anstieg in Inlandswährung in der gleichen Größenordnung aus. Für den Wechselkurs des US-Dollar zum Euro sehen wir bis Ende September 2020 eine Bewegung um die Marke von 1,10 US-$ / €.
Die folgenden Seiten beschreiben die Entwicklungen für einzelne Rohstoffe. Wir weisen explizit darauf hin, dass es bei metallischen Rohstoffen, abweichenden Legierungen sowie anderen Kunststoffsorten zu anderen Preisbewegungen kommen kann. Zudem beobachten wir bei einigen Rohstoffarten größere regionale Preisabweichungen.
Stahlpreistrend
Die Weltrohstahlproduktion sank bis Ende April 2020 um 4 %. Für das Gesamtjahr sehen wir jedoch einen Rückgang von gut 2 %. Das Produktionsniveau in der EU sank um 12 %, während es in Nordamerika um 10 % einbrach. Die Coronavirus-Shutdowns in Italien, Spanien und Frankreich führten zu Einbrüchen zwischen 18 und 21 %. Die Türkei hielt ihre Stahlerzeugung auf Vorjahresniveau. China steigerte seine Produktion um 1,3 %. Für Deutschland erwarten wir im Gesamtjahr eine Tonnage von bis zu 40 Mio. t. Der Absatz im Inland fiel bisher mit knapp 7 % im europäischen Vergleich geringer aus. Etliche deutsche Produzenten profitierten von dem Ausfall südeuropäischer Wettbewerber. Das Produktionsniveau im Inland dürfte jedoch ebenfalls in der zweiten Jahreshälfte wieder anziehen. Allerdings könnten ab Sommer Lieferungen aus Italien nach Deutschland strömen.
Im Verlauf des Mai 2020 zogen die Schrottpreise um durchschnittlich 5 €/t an. Die türkischen Abnehmer orderten deutlich mehr Mengen, was nicht zuletzt die stabile türkische Stahlproduktion widerspiegelt. Allerdings kam es auch in der Türkei von Anfang April bis Mai zu Produktionsunterbrechungen. Die türkischen Orders stützten das europäische Preisniveau, obwohl gerade auch die deutschen Stahlwerke zuletzt nur mit geringer Kapazitätsauslastung agierten. Allerdings ist das Aufkommen bei Neuschrotten aus der Automobilindustrie auf sehr geringem Niveau, während Altschrotte etwas besser, aber auch nicht auf Normalniveau anfallen. Die Eisenerz-Spotpreise zogen infolge von Preisanhebungen australischer Minen im Monatsmittel Mai um über 5 US-$/t an. Sie bewegten sich in Richtung der Marke von 100 US-$/t. Eine Belebung der Schrottpreise sollte nach der Sommerpause erfolgen.
Die höheren Spotmarktpreise für Eisenerz frei China dürften auch im Juni und Juli noch Bestand haben. Die europäischen Rohstahlpreise entwickelten sich weiter unterschiedlich: Die Preise für Warmbreitband gaben im Durchschnitt des Mai um 28 €/t nach. Die Preise für Verzinkte Bleche reduzierten sich bei deutlich anziehendem Zinkpreis sogar um 35 €/t. Walzdraht verbilligte sich aufgrund der noch nicht eingebrochenen Baukonjunktur und der deutlich reduzierten Angebotsmenge aus Südeuropa dagegen nur um weniger als 8 €/t. Bei den europäischen Stahlpreisen sehen wir ein leichtes Anziehen erst nach der Sommerpause. Wir erwarten in den nächsten Monaten verstärkte Versuche südeuropäischer Anbieter, auf den deutschen Markt zu drängen. Dies begrenzt die Preisanhebungsspielräume.
Preistrends Legierungsmetalle: Nickel, Chrom, Molybdän
Der weitere Anstieg der Rostfrei-Produktion im Jahr 2019 erhöhte den Nickelverbrauch auf 2,47 Mio. t, welcher zu einem Angebotsdefizit von rd. 80.000 t korrespondierte. Für 2020 erwarten wir einen Verbrauchsrückgang auf 2,4 Mio. t und zumindest einen balancierten Markt. Die Nickel-Lagerbestände an der LME haben sich weiter leicht erhöht auf 233.000 t Ende Mai 2020. Zudem befinden sich noch 27.000 t an der SHFE. Für 2021 sehen wir wieder einen höheren Bedarf primär aus dem Anstieg der Produktion von rostfreiem Stahl sowie zukünftig auch aus dem Einsatz in Nickel-Ionen-Batterien. Unverändert beschränkt Indonesien seine Nickelerz-Ausfuhren und versucht auf dem Inlandsmarkt, Mindestpreise durchzusetzen. Dies verengt die Versorgung. Wir sehen den Nickelpreis bis Ende September 2020 in einem Band von +2.500 US-$ um 12.500 US-$/t.
Trotz der 2019 höheren globalen Rostfrei-Produktion und dem damit steigenden Bedarf an Ferrochrom gerieten die Preise gegen Jahresende 2019 infolge von Kapazitätserhöhungen in China unter Druck: 2019 wies ein erneutes Überangebot auf. Für das zweite Quartal 2020 wurde der europäische FeCr-Benchmarkpreis nach langen Verhandlungen um rund 13 % angehoben: Er stieg auf 1,14US-$/lb. Im laufenden Jahr dürften Kapazitätsreduktionen aufgrund des niedrigen Preisniveaus durchgeführt werden. Wir prognostizieren für den Ferrochrompreis bis Ende Q3 2020 eine Bewegung um 7,00 US-$/kg Reinchromgehalt. Allerdings erwarten wir einen leicht höheren Benchmark-Preis für das dritte Quartal 2020.
Im Jahr 2019 hat nach vorläufigen Erhebungen die weltweite Molybdänproduktion um knapp 1 % zugelegt. Dagegen sank die Nachfrage schon um 2,5 %. Für 2020 wird infolge der Coronavirus-Krise ein Rückgang der Erzeugung erfolgen: Erste Schließungen sind angekündigt. Wir sehen daher nur ein Produktionsvolumen von etwa 240.000 t. Da ein Teil der Produktion als By-Produkt u. a. zu Kupfer erfolgt, ist ein stärkerer Rückgang nicht zu erwarten. Die aktuellen Rohölpreise begrenzen die Nachfrage aus der Öl- und Gasexploration. Entscheidend ist, wie schnell die chinesische Stahlproduktion wieder auf ihren Wachstumspfad zurückfindet. Sollten die Produktionskürzungen bei Molybdän stärker ausfallen, sind jedoch leichte Preisanhebungen möglich. Vorerst prognostizieren wir bis Ende September 2020 den Ferromolybdänpreis bei rund 20 US-$/kg mit einer Bandbreite von 5,00 US-$ je kg.
Preistrends rostfreier Stahl
Im Jahr 2019 expandierte die globale Produktion von rostfreiem Edelstahl um 2,9 % auf 52,2 Mio. t. Dies war jedoch allein auf den Zuwachs von 10 % in China zurückzuführen, welches erstmals 29,4 Mio. t erzeugte. Damit hält China einen Anteil von 56 % an der globalen Rostfrei-Produktion. Alle anderen Regionen zeigten Rückgänge: Während der Ausstoß in Europa und den USA um jeweils gut 7,5 % sank, verminderte sich dieser in den übrigen Regionen um 2 bis 3 %. Weltweit dürfte 2020 ein Abschmelzen der Produktion auf rund 51,5 Mio. t erfolgen. China wird jedoch seine dominierende Position weiter ausbauen und rd. 29 Mio. t produzieren. Allerdings ist China auf die Lieferungen von Nickel Pig Iron angewiesen. Zudem behindert das Exportverbot für Nickelerze aus Indonesien. Selbst in China wird die Erzeugung durch neue Umweltauflagen teurer. In Deutschland sehen wir eine geringe Produktionseinbuße.
Rostfreie Edelstähle des Typs 1.4301 bestehen zu rund 10 % aus Nickel und 18 % aus Chrom. Daher bestimmt deren Preisentwicklung die Preise für diese Güten. Die tendenziell festeren Nickelnotierungen sowie der höhere Ferrochrom-Benchmarkpreis führen aktuell zu anziehenden Legierungsmetallzuschlägen. Diese fallen im Juni um 75 bis 100 €/t höher aus. Die Basispreise gingen im Verlauf des Mai 2020 weitgehend seitwärts (Preisrückgang von 2,50 €/t). Allerdings dürften diese in den nächsten drei Monaten leicht anziehen und den Rückgang kompensieren. Bei einer etwas schwächeren Edelstahlnachfrage sehen wir deshalb für die Basispreise von Flachstahl bis Ende September 2020 eine Preisbewegung um 820 € je t. Hinzuzurechnen sind jedoch die Legierungszuschläge, welche im Verlauf des dritten Quartals im Vergleich zum Vorquartal höher ausfallen.
Edelstähle des Typs 1.4401 enthalten rund 12 % Nickel, 17 % Chrom sowie etwa 2 % Molybdän. Auch hier folgen die Preise der Entwicklung dieser Legierungsmetalle. Zuletzt notierten sowohl die Nickelnotierungen wie auch die Ferrochromnotierung fester, die Ferromolybdännotierungen jedoch niedriger. Insofern verwundert der kräftige Anstieg der Legierungszuschläge nicht: Für Lieferungen im Juni 2020 liegen diese zwischen 115 und 125 €/t über dem Niveau des Maiwertes. Die Nachfrage der Güten 1.4401 im Jahr 2020 sollte aber von den schwächeren Aussichten im Maschinen- und Anlagenbau belastet werden. Während die Basispreise im Mai noch weitgehend stabil (+1 €/t) waren, sehen wir bis Ende Q3 2020 bei Warmbreitband ein Preisniveau um 1.150 € je t zuzüglich der Legierungszuschläge.
Aluminiumpreistrend
Die weltweite Primäraluminiumproduktion ist bis Ende April 2020 um rd. 1,5 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Beachtlich ist, dass China nach dem Shutdown infolge der Coronavirus-Krise nun schon wieder einen Anstieg von 1,8 % verzeichnet. Im übrigen Asien setzte sich der Rückgang fort, während in der Golfregion der Zuwachs gut 9 % beträgt. In Europa insgesamt war eine geringere Produktion zu beobachten. Sowohl in Nord- als auch in Lateinamerika ist die Erzeugung um mehr als 4 % angezogen. Trotz des Einbruchs auf der Nachfrageseite stabilisieren die Primäraluminiumproduzenten ihre Ausstoßmengen, während gerade in Europa (Italien) die Recyclingaluminiumproduktion gesunken ist. Wir halten daher unsere Prognose für 2020 mit einer leicht höheren Erzeugung von rund 65 Mio. t sowie 12 bis 13 Mio. t Recyclingaluminium für erreichbar. Eine Nachfragebelebung in den relevanten Abnehmerbranchen infolge des Trends zum Leichtbau wird auch den Aluminiumabsatz weiterhin steigen lassen.
Die Lagerbestände von Primäraluminium an der LME sind aufgrund des Nachfrageeinbruchs in Europa seit Mitte März auf 1,5 Mio. t gestiegen. An der SHFE hingegen ist im gleichen Zeitraum ein Rückgang auf 296.000 t zu verzeichnen, nachdem sich die Lagerbestände in den ersten zweieinhalb Monaten des Jahres von sehr niedrigem Niveau fast verdreifacht hatten. In den Lagern der Comex befinden sich rund 25.000 t. Die LME-Bestände an Recyclinglegierungen machen lediglich 6.700 t aus. Im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 2020 dürfte sich der Lageraufbau bei Primäraluminium an der LME nicht weiter fortsetzen. Primär erwarten wir mit Erholung der asiatischen Recyclingaluminiumproduktion einen Bestandsaufbau in den asiatischen Lagerhäusern.
Im Verlauf des Monats Mai konnten sich die Primäraluminiumpreise zuletzt leicht erholen. Gestützt wurde die Entwicklung auch von der Erwartung seit Anfang April, dass sich mit dem Wiederhochfahren der chinesischen Industrie auch die Nachfrage erholt. Entsprechend erhöhte sich die investive Nachfrage deutlich: Die Zahl der Handelskontrakte stieg im Verlauf des Monats Mai um rund 27 %. Bis Mitte 2020 erwarten wir weiter eine Preisbewegung für Primäraluminium um die Marke von 1.550 US-$ je t in einem Band von +200 US-$ je t. Die Notierung von Recyclingaluminium an der LME dürfte sich dagegen um rund 300 US-$ je t unter diesen Werten bewegen. Im vierten Quartal 2020 sehen wir höhere Notierungen.
Preistrends Zink/Blei
Die Zink-Lagerbestände an der LME zogen bis Ende Mai 2020 auf 101.000 t an. Damit haben sich diese in den letzten drei Monaten um 25.000 t erhöht: Der Lagerbestand an der SHFE reduzierte sich um 30.000t auf 107.000 t, derjenige an der Comex beträgt 200 t – somit sind letztere vernachlässigbar. Die Bestände entsprechen dem Verbrauch von weniger als 6 Tagen. Insgesamt ist die Versorgung nicht mehr ganz knapp. Im Jahr 2020 dürfte sich ein Angebotsüberschuss von rund 250.000 t ergeben. Die Bleivorräte an der LME liegen bei 76.000 t, die Bestände an der SHFE machen nur noch gut 8.000 t aus. Die Vorräte an der Comex sind mit 750 t weiterhin unbedeutend. Das absolute Niveau der Bleivorräte entspricht dem Verbrauch von 2,5 Tagen. Damit ist die Versorgungssituation bei Blei eng. Der Markt wird jedoch 2020 einen Angebotsüberschuss von rund 100.000 t verzeichnen.
Im ersten Quartal 2020 fiel die Zinkminenproduktion um 0,5 %. Dies ist das Ergebnis von geringeren Förderungen in Minen in China und einigen anderen Ländern. Für 2020 ist jedoch ein leichter Zuwachs realistisch. Die Raffinadeproduktion zog in Q1 2020 dagegen um 3,2 % an, dürfte im Gesamtjahr 2020 aber geringer zulegen. Der Verbrauch unterschritt das Vorjahresniveau um 4 %, was vor allem in einem leichten Rückgang in Europa, Japan und den USA begründet war. Die Zinknachfrage wurde primär von der Automobilindustrie negativ tangiert. Infrastrukturprogramme könnten den Absatz verzinkter Bleche für baunahe Anwendungen stimulieren. Wir prognostizieren für den Zinkpreis bis Ende September 2020 weiter eine Bewegung um eine Marke von 2.000 US-$/t mit einer Schwankungsbreite von +500 US-$.
Die Bleiminenproduktion sank bis Ende März 2020 um 3,4 %, im Gesamtjahr erwarten wir einen Rückgang von nur 2 %. Heute stammen jedoch über 60 % der gesamten Bleiproduktion aus Recyclingmaterial. Die Raffinadeproduktion reduzierte sich um 7 %, 2020 halten wir max. 11,5 Mio. t (-3,5 %) für möglich. Der Verbrauch fiel um 7,4 %. Für 2020 erwarten wir daher ein Volumen von 11,4 Mio. t. Neben neuen Anwendungen wie Energiespeicherung bestimmt auch immer noch die Nachfrage aus der Batterieproduktion den Bedarf. Entscheidend dürfte vor allem sein, wie schnell die Erholung der Nachfrage in China erfolgt. Daher sehen wir für den Bleipreis bis Q3 2020 eine Bewegung um 1.800 US-$/t mit einer Bandbreite von +300 US-$ je Tonne.
Kupferpreistrend
Die globale Kupferminenproduktion zog bis Ende Februar 2020 um 2 % an. Die Kapazitätsauslastung der Kupferminen erhöhte sich um gut 1 %. Die höhere Erzeugung ist primär auf Chile und Indonesien zurückzuführen. In Indonesien wurden neue Abschnitte in Minen erschlossen, weshalb im Jahr 2019 dort ein großer Rückgang erfolgte. Die Raffinadeproduktion zog leicht um 0,6 % an, jedoch bei einer 2 % geringeren Kapazitätsauslastung. Der weltweite Verbrauch sank infolge des Shutdowns sogar um
2 %. Ein Nachfragrückgang von 4 % in China konnte durch weitgehend stabile Verbräuche in anderen Regionen (USA, EU) nicht kompensiert werden. Insgesamt dürfte der Markt 2020 infolge der schwächeren Produktionsentwicklung nun einen Angebotsüberschuss aufweisen.
Die Kupfervorräte an der LME zogen zuletzt wieder leicht an: Insgesamt betrugen diese Ende Mai 2020 rund 261.000 t. Die Lagerbestände an der SHFE reduzierten sich kräftig auf nun 145.000 t. Die Bestände der Comex stiegen bis Ende Mai 2020 auf rund 60.000 t. Ein Großteil der Volumina dient der Absicherung von Finanztransaktionen. Die weltweiten Vorräte reichen für den Bedarf von knapp 8 Tagen. Nach dem Angebotsdefizit von 414.000 t im Jahr 2019 dürfte nach Abschluss der Umstrukturierungsarbeiten in Indonesien die Versorgung erheblich besser ausfallen: Ein Angebotsüberschuss von wenigstens 200.000 t ist möglich. Für deutsche Verarbeiter von Kupferschrott könnte sich der Import aus UK nach dem Brexit erschweren.
Der Kupferpreis zog im Verlauf des Mai 2020 um rund 200 US-$/t an, obwohl die physische Nachfrage infolge des ganz langsamen Hochlaufs der Automobilindustrie geringer ausfiel. Die angestrebte Energiewende in Europa treibt mittelfristig die Nachfrage. Der Trend zur E-Mobility und ein vermehrter Elektronikeinsatz im Pkw – etwa für autonomes Fahren und Fahrerassistenzsysteme – bewirken ebenfalls eine überproportionale Nachfrage. Negativ auf den Preis wirkte sich jedoch die investive Nachfrage aus: Die Zahl der Handelskontrakte sank im Mai 2020 um ein Fünftel. Für den Kupfermarkt sehen wir 2020 erstmals seit fünf Jahren einen Angebotsüberschuss, welcher über 200.000 t betragen dürfte. Bis Q3 2020 erwarten wir ein Preisniveau von 5.300 US-$/t mit einer Bewegung in einem Band von +600 US-$ je t um diese Marke.
Preistrends Kobalt/Magnesium/Titan
Im Jahr 2019 sank die weltweite Kobaltproduktion um 8.000 t auf nur noch 140.000 t. Für das laufende Jahr wird jedoch wieder eine Erholung um 5.000 t gesehen. Hauptproduzent war mit 100.000 t unverändert die Demokratische Republik (DR) Kongo. 2019 hatte sich jedoch ein kleiner Angebotsüberschuss ergeben. Hauptursache war, dass die Nachfrage aus der E-Mobility deutlich geringer als ursprünglich erwartet ausgefallen ist. Mittelfristig zieht die Nachfrage nach Kobalt vor allem seitens der Batterieproduzenten weiter an. Insgesamt ist 2020 ein balancierter Markt möglich. Sollte es jedoch wieder zu Lieferstörungen aus der DR Kongo kommen, ist sogar ein Angebotsdefizit möglich. Aber selbst dann sehen wir keine erneute Preisexplosion und erwarten bis Q3 2020 einen Kobaltpreis um 30.000 US-$/t mit einer Bandbreite von +10.000 US-$/t.
Die weltweite Nachfrage nach Magnesium soll in der laufenden Dekade um durchschnittlich bis zu 5 % p.a. wachsen. Insbesondere China strebt einen erheblichen Anstieg des Einsatzes im Pkw an. China ist zwar der weltweit führende Produzent, aber trotz Stilllegung einiger veralteter Anlagen dürfte die Auslastung der Kapazitäten nur bei rund 50 % liegen. Im laufenden Jahr dürfte eine weitere Produktionskürzung erfolgen. Da aber die USA im Zuge des Handelskonflikts mit China ihren Magnesiumbezug aus China reduziert haben, ist fraglich, ob diese Kürzungen ausreichen. Wir sehen für den Magnesiumpreis bis Q3 2020 nur begrenztes Anstiegspotenzial und erwarten diesen weiter um das derzeitige Niveau von 2.000 US-$/t mit einem Band von +300 US-$/t.
Der weltweite Markt für Titan dürfte 2020 von der Entwicklung in der Aerospace-Industrie negativ tangiert werden. Der Nachfragerückgang infolge der angekündigten Flottenreduzierungen der zivilen Luftfahrtindustrie aufgrund der Coronavirus-Krise trifft die Branche hart und wird auch nicht voll von dem Defense-Segment kompensiert. Andere Abnehmerindustrien wie die Meerwasserentsalzung sollten mittelfristig zunehmen. Insgesamt soll aber die Nachfrage nach Ferrotitan innerhalb der nächsten 5 Jahre um 3,9 % p.a. anziehen. Auf der Angebotsseite ist es allerdings im Frühjahr 2020 zu Angebotsunterbrechungen infolge der Shutdowns gekommen. Gleichwohl sehen wir für 2020 einen Angebotsüberschuss. Dies begrenzt unseres Erachtens bis September 2020 den Ferrotitanpreis auf rund 4,50 US-$/kg mit einem Band von +1,00 US-$/kg.
Preistrends Edelmetalle: Gold, Silber, Platin/Palladium
Die Covid-19-Pandemie war der Taktgeber der Goldnachfrage im ersten Quartal 2020. Insgesamt stieg die Nachfrage im Jahresvergleich um 1 %. Getrieben war dieser Anstieg vor allem von einer dynamischen investiven Nachfrage nach mit Gold gedeckten Exchange Traded Funds. Diese stieg um mehr als 300 %, was einem Anstieg des verwalteten Vermögens von 23 Mrd. US-$ entspricht. Dementsprechend wurde Gold seinem Ruf als sicheren Hafen abermals gerecht. Gleichzeitig waren Barren und Münzen weniger gefragt (-6 %) und der deutliche Einbruch der Schmuck- (-39 %) und Industrienachfrage (-8 %) ist angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie wenig überraschend. Weiterhin sank im Vorjahresvergleich die Nachfrage der Zentralbanken ebenfalls um 8 %. Angebotsseitig kam es zu Verwerfungen, sodass die Minenproduktion um 3 % auf ein Fünfjahrestief sank. Die Pandemie wird, wenn auch in geringerem Ausmaß, Taktgeber des Marktes bleiben. Wir sehen den Goldpreis in Q3 2020 weiterhin bei der Marke von 1.600 US-$/oz., in einer Bandbreite von 200 US-$.
Die Silbernachfrage stieg im Jahr 2019 um 0,4 %. Ein deutlicher Anstieg bei der investiven Nachfrage in Höhe von 12 % wurde von einer geringeren Schmucknachfrage – hauptsächlich in Indien und China – teilweise ausgebremst. Der industrielle Bedarf an Silber verlief seitwärts und sank leicht um 0,1 %. Bei der industriellen Anwendung ist jedoch ein deutliches Plus von 7 % im Bereich Photovoltaik zu nennen. Im weiteren Verlauf des Jahres rechnen wir aufgrund der Unsicherheiten durch die Covid-19-Pandemie mit einer weiterhin hohen investiven Nachfrage, bei einer sinkenden Schmuck- und Industrienachfrage. Auf der Angebotsseite sank 2019 die Minenproduktion um 1,3 %. Wir sehen den Silberpreis in Q3 2020 weiterhin bei 16,50 US-$/oz. innerhalb eines Bandes von 2,50 US-$.
Die Platinnachfrage aus der Automobil- und Schmuckindustrie wird 2020 aufgrund der Coronavirus-Krise deutlich zurückgehen. Dagegen gehen wir davon aus, dass die investive Nachfrage weiter anziehen und die Rückgänge teilweise kompensieren wird. Wir sehen den Platinpreis daher bis Oktober 2020 bei 800 US-$/oz., in einem Band von +200 US-$. Der Palladiumpreis war im Zuge der aktuellen Krise auf zwischenzeitlich 1.600 US-$/oz. eingebrochen, konnte sich inzwischen aber wieder erholen. Wir sehen eine Begrenzung des Angebotsdefizits, welches im Wesentlichen durch eine deutlich niedrigere Nachfrage aus der Automobilindustrie getrieben sein wird. Wir erwarten für den Palladiumpreis bis Oktober 2020 eine volatile Bewegung um 2.000 US-$/oz. in einem Band von +500 US-$.
Preistrends Öl/Gas
2020 dürfte die Weltrohölnachfrage im Jahresdurchschnitt um über 10 % fallen. Im April 2020 überstieg das Angebot die Nachfrage sogar um gut 20 %. Wir erwarten jedoch eine Nachfragebelebung im zweiten Halbjahr. Der niedrige Preis ließ die Frackingproduktion in den USA einbrechen: Die Anzahl der aktiven Bohrlöcher sank von 682 (Anfang März 2020) auf nur noch 222 (Ende Mai 2020). Die USA tragen daher stark zur Angebotsreduktion bei. Die OPEC dürfte ihre gemeinsam mit Partnern vorerst beschlossene geringere Förderquote beibehalten. Möglicher Ausreißer aus der Kartelldisziplin könnte allerdings in geringem Umfang der Iran werden. Wir sehen den Rohölpreis bis Q3 2020 um 37,50 US-$ je Barrel Brent in einer Bandbreite von +12 US-$ schwanken. Die amerikanische Referenzsorte WTI liegt um 4 bis 5 US-Dollar je Barrel darunter.
Insgesamt hat sich in den USA der Lageraufbau fortgesetzt: Die Rohölvorräte überschritten Ende Mai 2020 den Vorjahreswert um rund 10 % und betrugen insgesamt 532 Mio. Barrel. Die übrigen Destillate wurden mit 174 Mio. Barrel (plus ein Drittel) ebenfalls aufgestockt. Benzin übersteigt das frühere Niveau um 9 %. Nach Beendigung der Heizsaison wurden die Propanbestände bereits um 5 % aufgefüllt. Die Vorratserhöhung ist aber primär das Ergebnis eines geringeren Verbrauchs infolge des Coronavirus bedingten Shutdowns. Die Inlandsförderung von Rohöl lag zuletzt um 23 % unter dem Vorjahresniveau. Angesichts des Rückgangs der Anzahl der aktiven Bohrlöcher ist dies nicht verwunderlich. Die Versorgung ist damit auf einem sehr hohen Niveau.
Die US-Gasvorräte erhöhten sich im Verlauf des Mai nochmals und überschreiten den langjährigen Durchschnittswert als auch den Vorjahresbestand. Infolge der Coronavirus-Krise bedingten Shutdowns brach der Export von LNG ein. Dies drückte das Preisniveau weiter. Ende Mai 2020 lagen die Notierungen im amerikanischen Spotmarkt für den Referenzwert Henry Hub um den Wert von 1,8 US-$ je mm btu. Das deutsche Inlandspreisniveau wird damit weiter deutlich unterschritten. In Deutschland sank die Inlandsgewinnung von Erdgas weiter, dagegen stiegen die Importe um 6,5 % %. Im März 2020 gaben die Grenzübergangspreise nochmals leicht nach. Bei stabileren Rohölpreisen dürfte der Grenzübergangspreis während des Sommerloches noch leicht nachgeben (max. minus 3 %).
Preistrends Polymer-Vorprodukte und Kunststoffe
Die Rohölpreise erholten sich von ihrem Tief im April d. J kräftig, was auch zu entsprechend höheren Notierungen für Naphtha führte. Zuletzt bewegten sich die Preise in den USA um 300 US-$/t, in Europa um 250 US-$/t. Sollten jedoch wie erwartet die Rohölnotierungen nochmals anziehen, dürfte der Naphthapreis in Europa im dritten Quartal 2020 die 275 €/t-Marke überschreiten. Der Kontraktpreis für das Folgeprodukt Ethylen (C2) zog für Juni 2020 um 60 €/t an, das Angebot in Europa könnte im Gesamtjahr um 8 bis 10 % fallen. Auch bei Propylen zogen die Kontraktpreise (C3) um 60 €/t an. Stützend wirkte auch eine Force majeure in Osteuropa. Wir sehen bis Ende Q3 2020 Preisanhebungen für den Ethylen-Kontraktpreis C2 um 50 €/t, während derjenige für Propylen C3 um weitere 80 €/t anzieht.
Bei Benzol erhöhte sich der Kontraktpreis im Mai 2020 um 56 US-$/t. Für die USA wird für das dritte Quartal 2020 ein knapperes Angebot erwartet, das preisstützend wirken dürfte. Ein Anstieg des Kontraktes um 60 US-$/t ist wahrscheinlich. Seit dem Tiefpunkt Anfang April 2020 zogen die Styrolpreise um rd. 100 US-$/t an. Wartungsbedingte Produktionsunterbrechungen stützten. Insgesamt werden die Spotmarktpreise für Styrol im Verlauf des dritten Quartals 2020 jedoch nochmals leicht anziehen. Daneben haben auch infolge der anziehenden Vormaterialpreise die Polymerpreise ihren Tiefpunkt weitestgehend schon überschritten.
Bei HDPE sehen wir aktuell eine Preisanhebung infolge des höheren Ethylenkontraktes, der teilweise weitergegeben wird. Bis Ende des dritten Quartals 2020 erwarten wir eine Bewegung um das Niveau von 900 €/t. Bei Polypropylen hat die Preisbelebung schon Mitte Mai eingesetzt: Der höhere Propylen Kontraktpreis (C3) dürfte durchgereicht werden. Daher gehen wir von Preisen um 950 US-$/t aus. Bei Polystyrol geht man von einer weiter stabilen Nachfrage und mittelfristig auf einigen Teilmärkten von einem knappen Angebot aus: Es sind Preisanhebungen bis zu 50 US-$/t möglich. Bei PVC dürfte eine leichte Abschwächung der bisher noch guten Baukonjunktur eher zu weiteren Preissenkungen von bis zu 40 €/t führen. Der Markt für PET ist sehr gut versorgt, nachdem die Nachfrage nach Kleingebinden ab April massiv eingebrochen war. Die Preise haben Potenzial nach unten (minus 25 €).
Dr. Heinz-Jürgen Büchner ist Direktor und Head of Industrials & Automotive zuständig für die Metallbranche und verantwortlich für die Rohstoffanalysen der Bank. Der promovierte Volkswirt hat nach seinem Studium Lehr- und Assistententätigkeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität ausgeübt und war vor der IKB bei einer anderen Bank tätig. Er schreibt zu aktuellen Metall- und Rohstoffthemen und hält Vorträge auf internationalen Branchenveranstaltungen.
Hinterlasse einen Kommentar