[Rohstoffpreis-Informationen –  Ausgabe 09/2020]

Die Weltrohstoffpreise zogen im August 2020 auf Dollarbasis zum Vormonat um gut 7 % an, was sich auch quer über alle Warengruppen zeigt. Infolge der Abwertung des US-Dollar zum Euro betrug der Anstieg in Inlandswährung nur 3,8 %. Wir erwarten bis zum Jahresende 2020 eine Bewegung des Wechselkurses um die Marke von 1,17 US-$/€.

Die folgenden Seiten beschreiben die Entwicklungen für einzelne Rohstoffe. Wir weisen explizit darauf hin, dass es bei metallischen Rohstoffen, abweichenden Legierungen sowie sonstigen Kunststoffsorten zu anderen Preisbewegungen kommen kann. Zudem beobachten wir bei einigen Rohstoffarten größere regionale Preisabweichungen.

Stahlpreise

Die Weltrohstahlproduktion sank bis Ende Juli 2020 um 5,3 %. Für das Gesamtjahr sehen wir jedoch einen geringeren Rückgang. Chinas Stahlausstoß lag um knapp 3 % über dem Vorjahreswert: Das Land dürfte 2020 erstmals über 1 Mrd. t Rohstahl erzeugen. Das Produktionsniveau in Europa und Nordamerika brach dagegen um 19 % ein. In der Türkei fiel der Produktionsausstoß nur um 2,4 %. In Deutschland erwarten wir im Gesamtjahr eine Tonnage von max. 38 Mio. t. Das Produktionsniveau im Inland dürfte aber in der zweiten Jahreshälfte noch leicht anziehen. Bei unserer gesamten Prognose gehen wir weltweit nicht von einem zweiten Shutdown infolge der Corona-Pandemie aus. Unsicherheiten sehen wir derzeit vor allem für Spanien, Frankreich und die Türkei. Es besteht weiterhin Handlungsbedarf im Sinne von Safeguard-Maßnahmen.

Im Verlauf des August 2020 zogen die Schrottpreise durchschnittlich um 10 bis 12 €/t gegenüber dem Vormonatsniveau an. Bei etlichen Stahlwerken erfolgte gegen Ende der Sommerferien eine Auffüllung der Vorräte, zumal auch die Orderbücher der Stahlkocher wieder etwas besser gefüllt waren. Allerdings ist das Aufkommen bei den meisten Schrottsorten – vor allem auch bei Neuschrotten aus der Automobilindustrie – infolge von Kurzarbeit oder nicht voll hochgefahrener Produktion gering. Zudem stützten die Exporte in die Türkei das Preisniveau. Die Eisenerz-Spotpreise zogen im August weiter an. Sie bewegten sich zuletzt bei fast 125 US-$/t. Wir erwarten in den nächsten beiden Monaten weitere Preisaufschläge für Schrott von bis zu 20 €/t. Impulse dürften aus dem Export kommen.

 

Die weiter gestiegenen Spotmarktpreise für Eisenerz frei China liegen rund 45 % über dem Niveau vom Jahresanfang und dürften deshalb zu anziehenden Kontraktpreisen führen. Dies erhöht den Margendruck auf die Stahlpreise. Die europäischen Stahlpreise entwickelten sich weiter unterschiedlich: Die Preise für Warmbreitband zogen im Durchschnitt um fast 20 €/t an, wobei der Sprung ab Monatsmitte erfolgte. Gegenüber Ende Juli 2020 betrug der Anstieg 40 €/t. Verzinkte Bleche erhöhten sich trotz kräftig anziehendem Zinkpreis im Mittel nur um 2 %. Auch Walzdraht verteuerte sich nur um ca. 10 €/t. Bei den europäischen Stahlpreisen erwarten wir ein weiteres Anziehen im vierten Quartal 2020 von nochmals 20 bis 25 €/t. Allerdings gehen wir davon aus, dass südeuropäische Lieferanten versuchen, ihre Lieferungen nach Deutschland auszuweiten. Aufgrund der Produktionsentwicklung in Asien dürfen die von der EU ergriffenen Schutzmaßnahmen nicht gelockert werden.

Legierungsmetallpreise: Nickel, Chrom, Molybdän

Der globale Nickelmarkt hat sich in den letzten Wochen deutlich stabilisiert. Nachdem der Nickelmarkt im Jahr 2019 ein größeres Angebotsdefizit verzeichnete, dürfte dieser im laufenden Jahr zumindest balanciert abschließen, wahrscheinlich aber einen kleinen Angebotsüberschuss aufweisen. Im ersten Halbjahr war der Shutdown-bedingte Nachfragerückgang stärker als der Rückgang der Nickelerzförderung. Der Abbau der Nickel-Lagerbestände an der LME hat sich nicht weiter fortgesetzt und liegt Ende August 2020 bei 239.000 t. Zudem befinden sich noch 33.000 t an der SHFE. Der Bedarf resultiert weiter primär aus der Produktion von rostfreiem Stahl. Daneben gewinnen aber auch Nickelhalbzeuge an Bedeutung. Wir sehen den Nickelpreis vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung bis Ende 2020 in einem Band von +4.000 US-$ um 15.000 US-$/t.

Da wir für das Jahr 2020 insgesamt eine sinkende globale Rostfrei-Produktion sehen, reduziert sich auch der Bedarf an Ferrochrom. Nach dem hohen Angebotsüberschuss des Jahres 2019 kam es während des Covid-19-Shutdowns gerade in Südafrika zur Schließung von Minen, sodass wir auch auf der Angebotsseite einen Rückgang im laufenden Jahr sehen. Für das dritte Quartal 2020 ging der europäische FeCr-Benchmarkpreis seitwärts: Er liegt weiter bei 1,14 US-$/lb. Allerdings zogen im Verlauf des August die Spotmarktpreise auf dem asiatischen Markt an. Wir prognostizieren für den Preis von Ferrochrom bis Ende 2020 eine Bewegung um die Marke von 7,00 US-$/ kg Reinchromgehalt. Zudem erwarten wir höhere Benchmark-Preise für das vierte Quartal 2020.

 

Das erste Quartal 2020 schloss mit einem Angebotsüberschuss von 16,2 Mio. lb ab. Einer weltweiten um 8 % gesunkenen Molybdänproduktion stand eine um 13 % niedrigere Molybdännachfrage gegenüber. Der stärkste Rückgang erfolgte in China mit 31 %, während der Bedarf in Europa leicht niedriger ausfiel. Der starke Einbruch der Rostfrei-Produktion als auch der Molybdänproduktion in China im Jahresauftaktquartal dürfte sich allerdings insgesamt noch deutlich zurückbilden. Da zudem auch die Investitionen der Öl- und Gasexploration, die einen wesentlichen Teil des Verbrauchs abnimmt, weiter auf niedrigem Niveau bleiben, dürfte sich im Gesamtjahr ein erneuter Angebotsüberschuss ergeben. Wir prognostizieren bis Ende 2020 den Ferromolybdänpreis bei rund
19 US-$/kg mit einer Bandbreite von +4,00 US-$/kg.

Preise Rostfreier Stahl

Im ersten Quartal 2020 brach die globale Produktion von rostfreiem Edelstahl um 8 % ein. Für das Gesamtjahr sehen wir einen Rückgang auf 50,3 Mio. t. Infolge der Shutdowns in China verminderte sich dessen Erzeugung um 9 %, es wird für 2020 aber ein deutlich geringerer Rückgang erwartet. Die niedrigeren Produktionsvolumina waren in allen Regionen zu beobachten. Probleme in der Erholung sehen wir vor allem in den USA und Brasilien, Unsicherheiten bestehen derzeit für Indonesien. Weltweit könnten sich 2020 Veränderungen ergeben, falls es China nicht gelingt, seine hohe Nickelproduktion mit Hilfe philippinischer Nickelerze aufrecht zu erhalten, die die geringeren Lieferungen aus Indonesien kompensieren sollen. Die europäischen Stahlwerke dürften ihren Tiefpunkt erst im Verlauf des zweiten Quartals 2020 gesehen haben. Unabhängig davon sehen wir in Deutschland ein geringeres Produktionsvolumen.

Rostfreie Edelstähle des Typs 1.4301 bestehen zu rund 10 % aus Nickel und 18 % aus Chrom. Daher bestimmt deren Preisentwicklung die Preise für diese Güten. Die seit Beginn des dritten Quartals 2020 anziehenden Nickelnotierungen wurden von einem stabilen Ferrochrom-Benchmarkpreis begleitet. Daher gehen für den September 2020 die Legierungsmetallzuschläge weitgehend seitwärts. Die Basispreise blieben nach dem Einbruch gegen Ende Juni 2020 weitgehend konstant und wiesen keine nennenswerten Schwankungen im bisherigen Quartalsverlauf auf. Allerdings dürften diese bis zum Jahresende wieder anziehen und Teile des Rückgangs kompensieren. Bei einer sich leicht belebenden Edelstahlnachfrage sehen wir deshalb für die Basispreise von Flachstahl bis Ende 2020 eine Preisbewegung um 775 €/t. Hinzuzurechnen sind jedoch die Legierungszuschläge, welche im Vergleich zum dritten Quartal 2020 bis zum Jahresende um rund 100 €/t je Sorte höher ausfallen könnten.

Edelstähle des Typs 1.4401 enthalten rund 12 % Nickel, 17 % Chrom sowie etwa 2 % Molybdän. Auch hier folgen die Preise der Entwicklung dieser Legierungsmetalle. Die höheren Nickelnotierungen treffen auch hier auf stabile Ferrochrom- und leicht niedrigere Ferromolybdännotierungen. Daher steigen die Legierungszuschläge in Gänze für Lieferungen im September 2020 gegenüber dem Niveau des Augustwertes nur um 5 €/t. Bei festeren Nickelpreisen dürften diese auch noch weiter anziehen. Die Nachfrage der Güten 1.4401 sollte im Jahr 2021 von den leicht besseren Aussichten im Maschinen- und Anlagenbau profitieren. Für die Basispreise sehen wir bis Ende 2020 bei den Flachprodukten ein Preisniveau um
1.150 €/t zuzüglich der Legierungszuschläge. Allerdings sind auch hier Safeguard-Maßnahmen notwendig.

 

Aluminiumpreise

Die weltweite Primäraluminiumproduktion lag bis Ende Juli 2020 um 1,2 % über dem Vorjahresniveau. Wir erwarten im Gesamtjahr 2020 eine leicht höhere Erzeugung von bis zu 65 Mio. t sowie 11 Mio. t Recyclingaluminium. China überschreitet derzeit das Niveau seiner Vorjahresproduktion um knapp 2 %, in der Golfregion erfolgte ein Anstieg um 6,6 %. In Europa insgesamt war eine leicht geringere Produktion zu beobachten. In Nordamerika zog die Erzeugung trotz Coronakrise etwas an, während sich der seit Jahren rückläufige Trend in Lateinamerika weiter fortsetzte. Die Aussichten für den Aluminiumeinsatz in den Abnehmerbereichen sind positiv: Der Trend zum Leichtbau – nicht nur in der im laufenden Jahr schrumpfenden Automobilindustrie – sichert einen zukünftigen Absatzanstieg.

 

Die Lagerbestände von Primäraluminium an der LME haben sich auf 1,55 Mio. t zurückgebildet: An der SHFE erhöhten sich die Vorräte leicht auf 251.000 t. In den Lagern der Comex befinden sich dagegen nur 49.000 t. Damit ist eine sehr gute Versorgung gegeben. Die LME-Bestände an Recyclinglegierungen machen lediglich 6.100 t aus. Die Vorräte entsprechen dem Gesamtverbrauch (Primär- und Recyclingaluminium) von rund 8,5 Tagen. Mittelfristig dürfte vor allem in China, aber auch in anderen Regionen, der Aufbau weiterer Kapazitäten für Recyclingaluminium zur langfristigen Versorgungssicherheit erfolgen. Bis zum Jahresende 2020 dürfte sich der Lagerabbau bei Primäraluminium weiter abgeschwächt fortsetzen.

 

Die Entwicklung der Primäraluminiumpreise war im bisherigen Jahresverlauf 2020 erheblich von den Produktionsstillständen bei Recyclingaluminium im Zuge der Covid-19-Pandemie bestimmt. Teilweise wurde Recyclingaluminium durch Primäraluminium geprägt. Unverändert belasteten geopolitischen Sorgen (Brexit, Handelskrieg China/ USA). Im Gesamtjahr 2020 zeichnet sich trotz einer wieder stabilen physischen Nachfrage ein kleiner Angebotsüberschuss ab. Die investive Nachfrage reduzierte sich allerdings: Die Zahl der Handelskontrakte sank im Verlauf des Monats August um 15 %. Bis Ende 2020 erwarten wir eine Preisbewegung für Primäraluminium um die Marke von 1.800 US-$/t in einem Band von +300 US-$/t. Die Notierung von Recyclingaluminium an der LME dürfte sich dagegen um rund 400 US-$/t unter diesen Werten bewegen. Gegen Jahresende 2020 sehen wir tendenziell höhere Notierungen.

Zink- und Bleipreise

Die Zink-Lagerbestände an der LME stiegen bis Ende August 2020 weiter auf 220.000 t. Damit haben sich diese in den letzten drei Monaten praktisch verdoppelt: Der Lagerbestand an der SHFE stabilisierte sich bei 75.000 t, derjenige an der Comex betrug 200 t – somit ist letzterer vernachlässigbar. Die Bestände entsprechen dem Verbrauch von rund 8 Tagen, was insgesamt eine gute Versorgung bedeutet. Im Jahr 2020 dürfte sich ein Angebotsüberschuss von um die 200.000 t ergeben. Die Bleivorräte an der LME liegen bei 125.000 t, die Bestände an der SHFE machen nur noch 27.000 t aus. Die Vorräte an der Comex sind mit 750 t weiterhin unbedeutend. Das absolute Niveau der Bleivorräte entspricht dem Verbrauch von knapp 5 Tagen. Damit ist die Versorgungssituation bei Blei knapp. Der Markt könnte 2020 einen Angebotsüberschuss von rd. 80.000 t verzeichnen.

Im ersten Halbjahr 2020 sank die Zinkminenproduktion um 7,5 %. Dies ist das Resultat von Produktionsunterbrechungen in einigen Minen u. a. in Asien und Lateinamerika. Für 2020 dürfte ein leicht geringerer Rückgang realistisch sein. Die Raffinadeproduktion sank bis Ende Juni 2020 um 0,7 %, dürfte im Jahr 2020 aber weitestgehend auf Vorjahresniveau verharren. Der Verbrauch reduzierte sich gegenüber 2019 um 3,7 %: Ein geringerer Verbrauch war praktisch in allen Verbrauchsregionen zu beobachten. Impulse erhält Zink primär von verzinkten Blechen und der Zinkchemie. 2020 dürfte der globale Bedarf um 1,5 % sinken, was mit einem Angebotsüberhang von 200.000 t einhergeht. Wir prognostizieren für den Zinkpreis bis Ende 2020 eine Bewegung um eine Marke von 2.600 US-$/t mit einer Schwankungsbreite von +500 US-$.

 

Die Bleiminenproduktion sank im ersten Halbjahr 2020 um knapp 5,5 %, im Gesamtjahr könnten es jedoch 2 % sein. Heute stammen über 60 % der gesamten Bleiproduktion aus Recyclingmaterial. Die Raffinadeproduktion reduzierte sich um 4,3 %, im Gesamtjahr 2020 halten wir rund 11,4 Mio. t für möglich. Der Verbrauch sank um knapp 6 %. Für 2020 insgesamt erwarten wir einen Verbrauchsrückgang auf 11,3 Mio. t. Insbesondere die neuen Anwendungen – wie z. B. Energiespeicherung – bestimmen zukünftig die Nachfrage; aber auch die Batterieproduktion hat weiter einen hohen Bedarf. Insgesamt gehen wir davon aus, dass der Markt 2020 mit einem Angebotsüberschuss von 80.000 t bis zu 100.000 t abschließen könnte. Daher sehen wir für den Bleipreis bis Ende 2020 eine Bewegung um 2.000 US-$/t mit einer Bandbreite von +300 US-$ je Tonne.

Kupferpreise

Die globale Kupferminenproduktion sank aufgrund temporärer Minenschließungen im Zuge des Shutdowns bis Ende Mai 2020 um 2,2 %. Die Kapazitätsauslastung der Kupferminen reduzierte sich um rd. 2 %. Während die Erzeugung in Peru wegen zusätzlicher operativer Probleme in größeren Minen besonders stark sank, konnte sie in Chile, Indonesien und dem Kongo teilweise noch deutlich anziehen. In Indonesien bzw. im Kongo wurden im Vorjahr Minen erweitert bzw. neu erschlossen, Chile erholt sich von den Produktionseinschränkungen im Jahr 2019. Die Raffinadeproduktion zog bei einer 2 % geringeren Kapazitätsauslastung leicht um 0,5 % an, wobei die stark rückläufige Sekundärproduktion aufgrund des geringen Schrottangebots belastete. Der Rückgang beim weltweiten Verbrauch beträgt 2 %. Die Erholung beim Verbrauch führte in China zu einem Anstieg um 3,5 %, konnte aber den Rückgang der Verbräuche in anderen Regionen (USA, EU, Japan) von durchschnittlich 8 % nicht kompensieren.

Die Kupfervorräte an der LME sanken im Laufe des August 2020 um rd. 30 % auf noch 89.350 t. Kompensierend wirkte der Anstieg der Lagerbestände an der SHFE auf rd. 171.000 t und an der Comex auf 85.425 t. Bis Jahresende erwarten wir einen weiteren Abbau der Bestände, der vor allem in den asiatischen Lagerhäusern erfolgen dürfte. Ein Großteil der Volumina dient der Absicherung von Finanztransaktionen. Die weltweiten Vorräte reichen für den Bedarf von knapp 6 Tagen. Nach dem Angebotsdefizit von 414.000 t im Jahr 2019 erwarten wir auch für das Gesamtjahr 2020 ein leichtes Angebotsdefizit. Zwar war im ersten Quartal 2020 ein deutlicher Angebotsüberschuss im globalen Kupfermarkt von 130.000 t aufgelaufen, dieser wurde aber schon in den Monaten April und Mai komplett abgebaut.

 

Der Kupferpreis zog im Verlauf des August 2020 um rund 280 US-$/t an. Für den weiteren Jahresverlauf erwarten wir eine steigende Nachfrage insbesondere aus der Automobil- und Elektroindustrie. Die angestrebte Energiewende in Europa als mittelfristiger Treiber der Nachfrage hat in den vergangenen Monaten weitere politische Unterstützung erhalten. Die nachfragesteigernden Trends der Automobilindustrie zur E-Mobility und einem vermehrten Elektronikeinsatz im Pkw sind ebenfalls ungebrochen. Preissteigernd wirkte sich im August 2020 die Entwicklung der investiven Nachfrage aus: Die Zahl der Handelskontrakte stieg um rund 11 %. Bis Ende 2020 erwarten wir ein Preisniveau von 6.700 US-$/t mit einer Bewegung in einem Band von +500 US-$/t um diese Marke. 

Edelmetallpreise: Gold, Silber, Palladium

Die Corona-Pandemie bestimmte auch im zweiten Quartal 2020 die Goldnachfrage. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sank diese um 11 %; damit lag der Nachfragerückgang im ersten Halbjahr bei 6 %. Die investive Nachfrage verdoppelte sich dabei, getrieben durch die sehr hohen Orders von Gold gedeckten Exchange Traded Funds. Barren und Münzen (-32 %) waren im zweiten Quartal weiterhin weniger gefragt, und die Schmucknachfrage brach im zweiten Quartal sogar um die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr ein. Auch die industrielle Nachfrage hatte weiterhin starke Einbrüche (- 18 %) zu verzeichnen, aufgrund der Produktionsunterbrechungen in vielen Industrieunternehmen. Die Zentralbanken fragten im Vergleich zum Vorjahresquartal 50 % weniger Gold nach. Auf der Angebotsseite kam es weiterhin zu Verwerfungen, die die gesamte Minenproduktion um 15 % schrumpfen ließen. Wir sehen den Goldpreis im vierten Quartal bei der Marke von 2.000 US-$/oz., in einer Bandbreite von 400 US-$.

Die investive Nachfrage nach Silber ist im ersten Halbjahr 2020 um 10 % gestiegen. Vor allem die Orders von Silber-gedeckten Exchange Traded Funds sowie eine solide Nachfrage nach Barren und Münzen erklären diesen Trend. Die Industrienachfrage hat im ersten Quartal 2020 ihren größten Einbruch erlitten und erholt sich seit Mai wieder langsam. Diese wird trotz einer leichten Erholung der Abnehmermärkte geringer ausfallen als im Vorjahr. Für die Nachfrage nach Silberschmuck wird für 2020 ein Rückgang um 7 % erwartet. Nachdem das Silberangebot schon im Jahr 2019 gesunken ist (-1,3 %), wird sich dieser Trend aufgrund der Produktionsunterbrechungen während des Lockdowns weiter fortsetzen. Erwartet wird ein Rückgang der globalen Minenproduktion von 7 %.
Wir erwarten, dass der Silberpreis bis Ende 2020 bei 26,00 US-$/oz. in einem Band von 4,00 US-$ liegt.

Die Platinnachfrage wird auch zum Ende des laufenden Jahres hinter den Vorjahreswerten zurückbleiben. Trotz einer leichten Erholung auf den industriellen Abnehmermärkten wird die Nachfrage aus diesem Segment weiterhin schwach sein, die investive Nachfrage dagegen hoch. Wir sehen den Platinpreis bis Ende des Jahres bei
900 US-$/oz. in einem Band von 200 US-$. Trotz der Erholung der Automobilindustrie, wird die Nachfrage nach Palladium für Verbrennungsmotoren niedriger ausfallen als im Vorjahr. Das Angebotsdefizit des letzten Jahres wird dadurch begrenzt. Wir erwarten eine volatile Bewegung des Palladiumpreises um 2.000 US-$/oz. innerhalb eines Bandes von 400 US-$.

Preise für Öl und Gas

Im laufenden Jahr 2020 wird die Weltrohölnachfrage um 9,1 mbd (Million Barrel per Day) absinken und lediglich 90,6 mbd erreichen, um 2021 wieder um 7 mbd zuzulegen. Da die Fördermenge außerhalb der OPEC – welche zur Hälfte aus Nordamerika stammt – sich nur um 3 mbd vermindert, ergibt sich 2020 ein Bedarf für eine OPEC-Produktion von 28,5 mbd (davon 5,2 mbd so genannte NGL-Sorten). Zuletzt hat die OPEC diese Fördermenge weitgehend eingehalten, sodass sich der Vorratsabbau nicht nennenswert weiter fortgesetzt hat. Vor allem Venezuela und Libyen fördern deutlich weniger. Die Förderung des Iran scheint eine Bodenbildung zu verzeichnen. Daher sehen wir den Rohölpreis bis Ende 2020 um 45 US-$ je Barrel Brent in einer Bandbreite von +10 US-$ schwanken. Die amerikanische Referenzsorte WTI liegt um rund 4 bis 5 US-Dollar je Barrel darunter.

Zuletzt setzte sich in den USA der Lagerabbau abgeschwächt fort: Die Rohölvorräte überschritten allerdings Ende August 2020 den Vorjahreswert um fast 18 % und betrugen insgesamt 498 Mio. Barrel. Die übrigen Destillate lagen mit 177,5 Mio. Barrel rund ein Drittel über dem Vorjahresniveau. Benzin liegt dagegen mit 235 Mio. Barrel auf dem Niveau von 2019. Gleiches gilt auch für die Propanbestände. Die Anzahl der aktiven Bohrlöcher hat sich in den USA auf 180 zurückgebildet. Die Inlandsförderung lag Ende August 2020 um 22 % unter dem Niveau von 2019, erlaubte aber der USA ihre Importe um 30 % zurückzufahren. Die Versorgung ist somit auch während der laufenden Hurrikansaison auf einem hohen Niveau.

 

Nach größeren Aufstockungen liegen die US-Gasvorräte nun am oberen Ende der langjährigen Durchschnittswerte. Positiv hat sich die stabile Inlandsförderung ausgewirkt. Es kam nicht zu größeren Produktionsunterbrechungen durch die Covid-19-Pandemie, was die möglichen Preisanstiege begrenzt. Ende August 2020 lagen die Notierungen im amerikanischen Spotmarkt um den Wert von 2,50 US-$ je mm btu. Das deutsche Inlandspreisniveau wird weiter unterschritten. In Deutschland sank die Inlandsgewinnung von Erdgas bis Ende Juni 2020 um knapp 11 %, die Importe reduzierten sich um 2 %. Im Juni 2020 lagen die Grenzübergangspreise deutlich unter Vorjahresniveau. Bei deutlich festeren Rohölpreisen dürfte der Grenzübergangspreis bis Jahresende 2020 ein Aufwärtspotenzial von bis zu 10 % aufweisen.

 

Preise von Polymer-Vorprodukten und Kunststoffen

Die nochmals festeren Rohölpreise im August hielten die Naphthanotierungen weitgehend stabil. Innerhalb Europas kam es jedoch im Monatsverlauf zu einem Anziehen nach Ende der Sommerferien. Dieser dürfte sich in den nächsten Monaten fortsetzen: Die Notierungen dürften wieder die 400 €/t erreichen. Propylen profitierte im August teilweise von einer Force Majeure in den USA. Die Kontraktpreise (C3) für September 2020 blieben stabil, bis Ende 2020 sehen wir nochmals einen Preisanstieg von 40 bis 50 €/t. Obwohl die gleiche Force Majeure auch das Ethylenangebot tangierte, gaben infolge einer guten Marktversorgung die Spotmarktpreise nach. Der Kontraktpreis für Ethylen (C2) im September verbleibt ebenfalls auf dem im August erreichten Niveau. Bis Ende 2020 dürften die Preise jedoch in kleinem Umfang anziehen.

 

Bei Benzol kamen die Spotmarktpreise in der zweiten Monatshälfte August unter Druck. Der Kontraktpreis hat kurzfristig kein Aufwärtspotenzial, bis Jahresende sehen wir jedoch einen Anstieg auf bis zu 400 €/t als realistisch an. Neue Benzol-Kapazitäten in Asien – bis 2022 sollten die Gesamtkapazitäten auf 71 Mio. t weltweit anziehen – dürften mittelfristig auf die Preise drücken. Nach einer Kapazitätsausweitung könnte der Markt bei Styrol im Schlussquartal 2020 balanciert sein. Insgesamt werden die Spotmarktpreise für Styrol im Verlauf des Jahresendquartals 2020 daher eher seitwärts gehen. Der Markt ist mittlerweile sehr gut versorgt.

Bei HDPE zogen zuletzt insbesondere die Preise auf dem asiatischen Markt weiter an. Die schnelle Erholung des Industriesektors in China spiegelt sich hier wider. Bis Ende 2020 erwarten wir eine Bewegung auf das Niveau von 950 €/t. Bei Polypropylen verknappt eine Force Majeure bei Total das Angebot auf dem europäischen Markt: Daher gehen wir von Preisen zwischen 900 und 950 US-$/t bis zum Jahresende 2020 aus. Der Markt für Polystyrol bekam zuletzt wieder mehr Impulse aus dem Bausektor. Dagegen verläuft die Nachfrage aus dem Verpackungssektor eher schwächer. Es sind jedoch weitere kleinere Preisaufschläge von bis zu 50 US-$/t möglich. Bei PVC stützt ebenfalls die gute Baukonjunktur, zudem sind derzeit die Importe auf dem westeuropäischen Markt vergleichsweise niedrig. Dagegen ziehen die Ausfuhren in die Türkei an. Weitere Preisanhebungen von bis zu 25 €/t sind wahrscheinlich. Die Preise für PET zogen in Asien zuletzt deutlich an. Daher dürften sich die Preise auch in Europa weiter festigen.

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