[Rohstoffpreis-Informationen – Ausgabe 09/2019] Die Weltrohstoffpreise sind im August 2019 auf Dollarbasis zum Vormonat um 6,1 % gesunken, was sich quer über alle Warengruppen zeigt. Infolge der Aufwertung des US-Dollar zum Euro betrug der Rückgang in Inlandswährung nur 5,3 %. Wir erwarten bis zum Jahresende 2019 eine Bewegung des Wechselkurses um die Marke von 1,14 US-$/€.
Die folgenden Seiten beschreiben die Entwicklungen für einzelne Rohstoffe. Wir weisen explizit darauf hin, dass es bei metallischen Rohstoffen, abweichenden Legierungen so-wie sonstigen Kunststoffsorten zu anderen Preisbewegungen kommen kann. Zudem beobachten wir bei einigen Rohstoffarten größere regionale Preisabweichungen.
Stahlpreise
Die Weltrohstahlproduktion zog bis Ende Juli 2019 um 4,6 % an. Für das Gesamtjahr sehen wir jedoch einen deutlich geringeren Zuwachs. Chinas Stahlausstoß lag um 9 % über dem Vorjahreswert. Das Produktionsniveau in Europa sank um gut 2 %, während es in Nordamerika um 1,7 % anzog. In der Türkei musste infolge der geopolitischen Effekte ein Einbruch von gut 10 % hingenommen werden – hier sehen wir in den nächsten Monaten eine Besserung. In Deutschland erwarten wir im Gesamtjahr eine Tonnage von max. 42 Mio. t. Das Produktionsniveau im Inland dürfte in der zweiten Jahreshälfte leicht anziehen. Umlenkungen von Lieferungen, die ursprünglich für den US-Markt bestimmt waren, stellen weiter ein potenzielles Absatzrisiko dar. Es besteht weiterhin Handlungsbedarf im Sinne von Safeguard-Maßnahmen.
Im Verlauf des August 2019 stagnierten die Schrottpreise weitgehend auf Vormonatsniveau. Lediglich Stahlaltschrott gab um durchschnittlich 5 €/t nach. Einzelne Stahlwerke haben im Sommer Stillstände von Öfen durchgeführt, was zu einem geringeren Schrottbedarf führte. Allerdings ist das Aufkommen bei den meisten Schrottsorten – vor allem auch bei Neuschrotten aus der Automobilindustrie – gesunken. Da die Baukonjunktur noch gut läuft war der Anfall von Altschrotten weitgehend auf normalem Niveau. Die Eisenerz-Spotpreise gaben allerdings im August wieder nach. Sie bewegen sich nun wieder unter der Marke von 100 US-$/t. Eine Belebung der Schrottpreise könnte bei einer anziehenden Nachfrage seitens der Türkei nach der Sommerpause erfolgen. Wir sehen jedoch nur geringe Preisaufschläge bis max. 15 €/t bis Ende 2019.
Die leicht gesunkenen Spotmarktpreise für Eisenerz frei China nehmen etwas den Druck von den Stahlpreisen. Sie liegen allerdings rund 50 % über dem Niveau vom Jahresanfang und dürften deshalb zu anziehenden Kontraktpreisen führen. Die europäischen Rohstahlpreise entwickelten sich weiter unterschiedlich: Die Preise für Warmbreitband gaben im Durchschnitt um 5 €/t entsprechend 1 % nach. Verzinkte Bleche reduzierten sich trotz nachgebendem Zinkpreis etwas geringer. Walzdraht gab dagegen etwas stärker nach. Bei den europäischen Stahlpreisen erwarten wir ein leichtes Anziehen im vierten Quartal 2019 nach der Sommerpause. Insbesondere sind die Stahlhersteller bestrebt, die auch mittelfristig höheren Erzpreise weiterzugeben. Allerdings gehen wir davon aus, dass frühere amerikanische Lieferanten versuchen, ihre Lieferungen nach Europa auszuweiten. Daher dürfen die von der EU ergriffenen Schutzmaßnahmen vorerst nicht gelockert werden.
Legierungsmetallpreise: Nickel, Chrom, Molybdän
Der globale Nickelmarkt stand in den letzten Wochen im Zeichen der Spekulation, dass Indonesien die Ausfuhren von Nickelerzen weiter beschränken will. Am 30.8.2019 erfolgte offiziell die Ankündigung, dass ab 1.1.2020 keine Erze mit einem Reinmetallgehalt unter 1,7 % exportiert werden dürfen. Damit sinkt die Ausfuhr erheblich ab und trifft vor allem China, welches 2020 auf jeden Fall ein Angebotsdefizit aufweisen wird. Der globale Nickelmarkt wird 2019 schon ein Angebotsdefizit von bis zu 100.000 t aufweisen. Der Abbau der Nickel-Lagerbestände an der LME hat sich bei 150.000 t Ende August 2019 verlangsamt. Zudem befinden sich noch 25.000 t an der SHFE. Der höhere Bedarf resultiert primär aus dem erneuten Anstieg der Produktion von rostfreiem Stahl. Wir sehen den Nickelpreis vor dem Hintergrund der aktuellen Ankündigung von Exportverboten bis Ende 2019 in einem Band von +5.000 US-$ um 18.000 US-$/t.
Da wir 2019 insgesamt eine leicht anziehende globale Rostfrei-Produktion sehen, steigt auch der Bedarf an Ferrochrom. Für 2019 erwarten wir allerdings ein hohes Überangebot, denn China hat 2018 eine Kapazitätserhöhung von 600.000 t durchgeführt. Deshalb war es auch nicht überraschend, dass für das dritte Quartal 2019 der europäische FeCr-Benchmarkpreis um rund 13 % reduziert wurde: Er sank auf 1,04 US-$/lb. Dies ist der niedrigste Stand seit 3 Jahren. Allerdings dürften die Veränderungen der Eigentümersituation in Südafrika mittelfristig das Angebot für nicht-chinesische Abnehmer verknappen. Wir prognostizieren für den Ferrochrompreis bis Ende 2019 eine Bewegung um 9,00 US-$/kg Reinchromgehalt. Zudem erwarten wir höhere Benchmark-Preise für 2020.
Das erste Quartal 2019 schloss mit einem Angebotsüberschuss von 1,1 Mio. lb. ab. Einer stabilen weltweiten Molybdänproduktion stand eine um 7 % gesunkene Molybdännachfrage gegenüber. Der Rückgang erfolgte vor allem in China, während der Bedarf in Europa höher ausfiel. Eine Ursache dürfte der Rückgang der Rostfrei-Produktion im Jahresauftaktquartal gewesen sein. Da wir jedoch erwarten, dass die Rostfrei-Erzeugung im Gesamtjahr anzieht, dürfte ein Teil des Produktionsüberschusses noch abgebaut werden. Zudem ziehen die Investitionen der Öl- und Gasexploration, die einen wesentlichen Teil des Verbrauchs abnimmt, an. Wir prognostizieren bis Ende 2019 den Ferromolybdänpreis bei rund 29 US-$/kg mit einer Bandbreite von +5,00 US-$
je kg.
Preise Rostfreier Stahl
Im ersten Quartal 2019 sank die globale Produktion von rostfreiem Edelstahl um 2,5 %. Für das Gesamtjahr sehen wir jedoch einen Anstieg auf knapp 52 Mio. t. Obwohl auch China seine Erzeugung um 1,5 % verminderte, wird für 2019 ein neuer Produktionsrekord erwartet. Die im Verlauf des Jahres 2017 neu in Betrieb genommenen Kapazitäten in Indonesien dürften entsprechend starke Impulse geben. Weltweit könnten sich 2020 erhebliche Veränderungen ergeben, falls es China nicht gelingt, eine ausreichend hohe Nickelproduktion dann mit Hilfe philippinischer Nickelerze aufrecht zu erhalten. Da die europäischen Stahlwerke in starkem Maße Edelstahlschrotte einsetzen, könnten diese eventuell leichte Marktanteilsgewinne erzielen. Unabhängig davon sehen wir in Deutschland nur ein geringes Produktionswachstum.
Rostfreie Edelstähle des Typs 1.4301 bestehen zu rund 10 % aus Nickel und 18 % aus Chrom. Daher bestimmt deren Preisentwicklung die Preise für diese Güten. Die anziehenden Nickelnotierungen wurden nur zum Teil von dem niedrigeren Ferrochrom-Benchmarkpreis kompensiert und hatten höhere Legierungsmetallzuschläge zur Folge. Die Basispreise gingen in der letzten Woche des August 2019 zurück, nachdem vorher eine Seitwärtsbewegung erfolgte (Preisrückgang 50 €/t). Allerdings dürften diese in den nächsten drei Monaten wieder anziehen und den Rückgang kompensieren, da sie den Exportbann Indonesiens noch nicht widerspiegeln. Bei einer weiterhin stabilen Edelstahlnachfrage sehen wir deshalb für die Basispreise von Flachstahl bis Ende 2019 eine Preisbewegung um 1.000 € je t. Hinzuzurechnen sind jedoch die Legierungszuschläge, welche im September 2019 im Vergleich zum Vormonat um rund 175 €/t je Sorte höher ausfallen.
Edelstähle des Typs 1.4401 enthalten rund 12 % Nickel, 17 % Chrom sowie etwa 2 % Molybdän. Auch hier folgen die Preise der Entwicklung dieser Legierungsmetalle. Die höheren Nickelnotierungen überkompensieren auch hier die niedrigeren Ferrochrom- und stabilen Ferromolybdännotierungen. Daher verteuern sich die Legierungszuschläge für Lieferungen im September 2019 gegenüber dem Niveau des Augustwertes um 260 €/t und sollten auch noch weiter anziehen. Die Nachfrage der Güten 1.4401 sollte im Jahr 2020 von den positiven Aussichten im Maschinen- und Anlagenbau profitieren. Für die Basispreise sehen wir bis Ende 2019 bei den Flachprodukten ein Preisniveau um 1.400 € je t zuzüglich der Legierungszuschläge. Allerdings sind auch hier Safeguard-Maßnahmen notwendig.
Aluminiumpreise
Die globale Primäraluminiumproduktion lag bis Ende Juli 2019 nur knapp unter Vorjahresniveau. Wir prognostizieren für das Gesamtjahr 2019 eine leicht höhere Erzeugung von gut 64 Mio. t sowie 13 Mio. t Recyclingaluminium. China unterschreitet derzeit das Niveau seiner Vorjahresproduktion um einen halben Prozentpunkt. Im übrigen Asien und der Golfregion erfolgte ein Anstieg. In Europa insgesamt war eine leicht geringere Produktion zu beobachten. In Nordamerika zog die Erzeugung nach Jahren stark rückläufiger Erzeugung leicht an, während sie in Lateinamerika nochmals um 14 % geringer ausfiel. Die Aussichten in den führenden Abnehmerbereichen sind weiterhin positiv: Der Trend zum Leichtbau – nicht nur in der Automobilindustrie – sichert einen Absatzanstieg.
Die Entwicklung der Primäraluminiumpreise war im bisherigen Jahresverlauf 2019 erheblich von der nachlassenden Automobilkonjunktur geprägt. Daneben belasteten geopolitischen Sorgen (Brexit, Handelskrieg China/USA). Im Gesamtjahr 2019 zeichnet sich trotzdem infolge einer stabilen physischen Nachfrage ein Angebotsdefizit ab. Zukünftig steigt der Aluminiumeinsatz im Pkw vor allem auch wegen dem Trend zur E Mobility erheblich weiter an. Die investive Nachfrage reduzierte sich nochmals: Die Zahl der Handelskontrakte sank im Verlauf des August um 8 %. Bis Ende 2019 erwarten wir eine Preisbewegung für Primäraluminium um die Marke von 1.800 US-$ je t in einem Band von +300 US-$ je t. Die Notierung von Recyclingaluminium an der LME dürfte sich dagegen um rund 600 US-$ je t unter diesen Werten bewegen. Gegen Jahresende 2019 sehen wir tendenziell höhere Notierungen.
Edelstähle des Typs 1.4401 enthalten rund 12 % Nickel, 17 % Chrom sowie etwa 2 % Molybdän. Auch hier folgen die Preise der Entwicklung dieser Legierungsmetalle. Die höheren Nickelnotierungen überkompensieren auch hier die niedrigeren Ferrochrom- und stabilen Ferromolybdännotierungen. Daher verteuern sich die Legierungszuschläge für Lieferungen im September 2019 gegenüber dem Niveau des Augustwertes um 260 €/t und sollten auch noch weiter anziehen. Die Nachfrage der Güten 1.4401 sollte im Jahr 2020 von den positiven Aussichten im Maschinen- und Anlagenbau profitieren. Für die Basispreise sehen wir bis Ende 2019 bei den Flachprodukten ein Preisniveau um 1.400 € je t zuzüglich der Legierungszuschläge. Allerdings sind auch hier Safeguard-Maßnahmen notwendig.
Zink- und Bleipreise
Die Zink-Lagerbestände an der LME sanken bis Ende August 2019 weiter auf gut 67.000 t. Damit haben sich diese in den letzten drei Monaten weiter verknappt: Der Lagerbestand an der SHFE stabilisierte sich bei 72.000 t, derjenige an der Comex bei 2.000 t – somit sind letztere vernachlässigbar. Die Bestände entsprechen dem Verbrauch von weniger als 4 Tagen, was insgesamt eine enge Versorgung bedeutet. Im Jahr 2019 dürfte sich ein Angebotsdefizit von um die 200.000 t ergeben. Die Bleivorräte an der LME liegen bei 78.000 t, die Bestände an der SHFE machen nur noch 31.000 t aus. Die Vorräte an der Comex sind mit 750 t weiterhin unbedeutend. Das absolute Niveau der Bleivorräte entspricht dem Verbrauch von etwas mehr als 3 Tagen! Damit ist die Versorgungssituation bei Blei sehr knapp. Der Markt könnte 2019 ein Angebotsdefizit von rd. 50.000 t verzeichnen.
Im ersten Halbjahr 2019 stieg die Zinkminenproduktion um 1,9 %. Dies ist das Resultat der Hochlaufphase neuer Minenkapazitäten u. a. in Australien und Südafrika. Für 2019 ist ein leicht höherer Zuwachs realistisch. Die Raffinadeproduktion sank bis Ende Juni 2019 um 0,4 %, dürfte im Jahr 2019 aber um über 2,5 % zulegen. Der Verbrauch überstieg das Vorjahresniveau um 0,2 %: Ein geringerer Verbrauch in Europa und Japan wurde von anderen Verbrauchsregionen überkompensiert. Impulse erhält Zink primär von verzinkten Blechen und der Zinkchemie. 2019 dürfte der globale Bedarf um 1 % anziehen, was mit einem Angebotsdefizit von 200.000 t einhergeht. Wir prognostizieren für den Zinkpreis bis Ende 2019 weiter eine Bewegung um eine Marke von 2.400 US-$/t mit einer Schwankungsbreite von +500 US-$.
Die Bleiminenproduktion zog im ersten Halbjahr 2019 um knapp 1 % an, im Gesamtjahr könnten es jedoch 2 % sein. Heute stammen jedoch gut 60 % der gesamten Bleiproduktion aus Recyclingmaterial. Die Raffinadeproduktion expandierte um 1,8 %, im Gesamtjahr 2019 halten wir rund 1,9 Mio. t (+2,5 %) für möglich. Der Verbrauch wuchs um über 2 %. Für 2019 insgesamt erwarten wir einen kleinen Verbrauchsanstieg auf 11,95 Mio. t. Insbesondere die neuen Anwendungen – wie z. B. Energiespeicherung – bestimmen zukünftig die Nachfrage; aber auch die Batterieproduktion hat weiter einen hohen Bedarf. Insgesamt gehen wir davon aus, dass der Markt 2019 mit einem kleinen Angebotsdefizit von etwa 50.000 t abschließen könnte. Daher sehen wir für den Bleipreis bis Ende 2019 eine Bewegung um 2.000 US-$/t mit einer Bandbreite von +300 US-$ je Tonne.
Kupferpreise
Die globale Kupferminenproduktion sank bis Ende Mai 2019 um 1 %. Die Kapazitätsauslastung der Kupferminen reduzierte sich ebenfalls um 1 %. Die geringere Erzeugung ist primär auf Chile und Indonesien zurückzuführen. In Indonesien ist dies ein temporärer Effekt, da bei zwei Minen neue Abschnitte erschlossen werden. Die Raffinadeproduktion sank im gleichen Umfang bei einer um 3 % geringeren Kapazitätsauslastung. Der weltweite Verbrauch stagnierte hingegen. Ein Nachfrageanstieg von 4 % in China sowie in anderen Ländern wurde durch geringeren Verbrauch in anderen Regionen (USA, Japan, EU) kompensiert. Bis Ende Mai ist ein Angebotsdefizit von 190.000 t entstanden, welches sich jedoch im Gesamtjahr noch etwas reduzieren dürfte.
Die Kupfervorräte an der LME zogen zuletzt wieder an: Insgesamt betrugen diese Ende August 2019 rund 337.000 t. Die Lagerbestände an der SHFE reduzierten sich dagegen leicht auf nun 144.000 t. Die Bestände der Comex erhöhten sich bis Ende August 2019 leicht auf 43.000 t. Ein Großteil der Volumina dient der Absicherung von Finanztransaktionen. Die weltweiten Vorräte reichen für den Bedarf von knapp 8 Tagen. Falls die Umstrukturierungs- und Neuerschließungsarbeiten in Indonesien länger dauern, könnte sich die Versorgung jedoch leicht verschlechtern. Aktuell ist die Gefahr eines harten Brexit relativ hoch geworden. Daher könnte sich für deutsche Verarbeiter von Kupferschrott der Import aus UK nach dem Brexit erschweren.
Der Kupferpreis brach in der ersten Woche des August 2019 um rund 300 US-$/t ein, obwohl die physische Nachfrage weiter ungebrochen ist. So zeigt die internationale Automobilausstellung IAA im September 2019 eine ganze Reihe von Neuerungen, die alle zu einem vermehrten Kupfereinsatz im Pkw führen. Daneben bedingen die Energiewende und der Ausbau der Digitalisierung sowie das hohe Wachstum der ITK-Branche einen weiteren Kupferbedarf. Der Markt erhielt kräftige Impulse von der investiven Nachfrage: Die Zahl der Handelskontrakte stieg im August um 45 % auf den höchsten Stand seit Mai 2018. Für den Kupfermarkt sehen wir auch 2019 ein Defizit, welches sich um die Marke von 150.000 t bewegen dürfte. Bis Ende 2019 erwarten wir ein Preisniveau von 5.900 US-$/t mit einer Bewegung in einem Band von +500 US-$ je t um diese Marke.
Edelmetallpreise: Gold, Silber, Platin, Palladium
Die globale Goldnachfrage wurde im ersten Halbjahr 2019 vor allem von dem starken Ankauf der Zentralbanken geprägt, die knapp ein Sechstel der gesamten Produktion aufkauften. Mit Käufen von 370 t war dies der höchste Wert seit 2010. Die Schmucknachfrage zog infolge starker Käufe in Indien an, während die industrielle Nachfrage fiel. Bezogen auf die investive Nachfrage wurden die Bestände der ETF’s (Exchange Traded Funds) massiv ausgeweitet, während die Nachfrage nach Barren und Münzen zurückging. Angebotsseitig ist sowohl eine Ausweitung der Minenproduktion sowie des Goldrecyclings erfolgt. Insgesamt ist die Marktsituation primär von den geopolitischen Konflikten und den Handelskriegen geprägt. Sie dürften die investive Nachfrage weiter stimulieren. Wir sehen den Goldpreis bis Ende 2019 um die Marke von 1.500 US-$/oz. mit einer Bandbreite von +300 US-$.
Auch 2019 dürfte die physische Platinnachfrage (geringerer Bedarf der Automobilindustrie) erneut sinken. Wir erwarten nicht, dass dies durch ein Anziehen der investiven Nachfrage überkompensiert wird. Der Markt dürfte jedoch einen Angebotsüberschuss von rd. 200.000 oz. aufweisen. Dies drückt weiter auf das Preisniveau. Der Platinpreis bewegt sich daher bis Ende 2019 um die Marke von 900 US-$/oz. in einem Band von +250 US-$.
Bei Palladium kann es 2019 zu einem Angebotsdefizit von bis zu 1,5 Mio. oz. kommen. Die physische Nachfrage aus der Automobilindustrie ist weiter hoch, auch andere industrielle Nutzer melden einen höheren Bedarf. Mittlerweile haben die investiven Anleger schon wieder Bestände aufgebaut, sodass diese zukünftig als Puffer dienen können. Daher erwarten wir bei Palladium bis Ende 2019 weiter eine Bewegung um 1.500 US-$/oz. in einem Band von +300 US-$.
Der Kupferpreis brach in der ersten Woche des August 2019 um rund 300 US-$/t ein, obwohl die physische Nachfrage weiter ungebrochen ist. So zeigt die internationale Automobilausstellung IAA im September 2019 eine ganze Reihe von Neuerungen, die alle zu einem vermehrten Kupfereinsatz im Pkw führen. Daneben bedingen die Energiewende und der Ausbau der Digitalisierung sowie das hohe Wachstum der ITK-Branche einen weiteren Kupferbedarf. Der Markt erhielt kräftige Impulse von der investiven Nachfrage: Die Zahl der Handelskontrakte stieg im August um 45 % auf den höchsten Stand seit Mai 2018. Für den Kupfermarkt sehen wir auch 2019 ein Defizit, welches sich um die Marke von 150.000 t bewegen dürfte. Bis Ende 2019 erwarten wir ein Preisniveau von 5.900 US-$/t mit einer Bewegung in einem Band von +500 US-$ je t um diese Marke.
Preise für Öl und Gas
Im laufenden Jahr 2019 wird die Weltrohölnachfrage um 1,1 mbd (Million Barrel per Day) zulegen und erstmals die Schwelle von 100 mbd erreichen. Neben der Förderausweitung außerhalb der OPEC – welche zu 90 % aus Nordamerika stammt – ergibt sich 2019 ein Bedarf für eine OPEC-Produktion von 35,5 mbd (davon 4,8 mbd so genannte NGL-Sorten). Zuletzt hat die OPEC jedoch die notwendige Fördermenge hierfür unterschritten, sodass sich der Vorratsabbau weiter fortgesetzt hat. Vor allem der Iran, aber auch Venezuela, fördern deutlich weniger. Die ersten Annäherungen zwischen Iran und den USA lassen auf eine Lockerung der Sanktionen hoffen. Daher sehen wir den Rohölpreis bis Ende 2019 um 60 US-$ je Barrel Brent in einer Bandbreite von +10 US-$ schwanken. Die amerikanische Referenzsorte WTI liegt um rund 8 US-Dollar je Barrel darunter.
Zuletzt hat sich in den USA der Lagerabbau fortgesetzt: Die Rohölvorräte überschritten allerdings Ende August 2019 den Vorjahreswert um rund 5 % und betrugen insgesamt 423 Mio. Barrel. Die übrigen Destillate lagen mit gut 133 Mio. Barrel auf der Höhe des Vorjahresniveaus. Gleiches gilt für Benzin unterschreitet dagegen mit 230 Mio. Barrel. In Vorbereitung auf dir Heizsaison wurden die Propanbestände im Vergleich zu 2018 schon um ein Drittel aufgestockt. Die Anzahl der aktiven Bohrlöcher hat sich in den USA auf 742 zurückgebildet. Die Inlandsförderung liegt aber um 13 % über dem Niveau von 2018 und erlaubte der USA ihre Importe um ein Achtel zurückzufahren. Insgesamt reichen die amerikanischen Bestände für den Verbrauch von knapp 25 Tagen. Die Versorgung ist damit unverändert auf einem hohen Niveau.
Die US-Gasvorräte liegen trotz einer weiteren Aufstockung immer noch deutlich unter dem langjährigen Durchschnittswert. Allerdings übersteigen sie mittlerweile den niedrigen Vorjahresbestand. Zudem hat die Inlandsförderung angezogen, was die möglichen Preisanstiege begrenzt. Ende August 2019 lagen die Notierungen im amerikanischen Spotmarkt um den Wert von 2,25 US-$ je mm btu. Das deutsche Inlandspreisniveau wird weiter unterschritten. In Deutschland sank die Inlandsgewinnung von Erdgas bis Ende Juni 2019 um ein Sechstel, die Importe stiegen dagegen um rund 24 % an. Im Juni 2019 gaben die Grenzübergangspreise weiter nach, sie erreichten das tiefste Niveau seit September 2016. Bei schwächeren Rohölpreisen dürfte der Grenzübergangspreis bis Jahresende 2019 ein überschaubares Aufwärtspotenzial von max. 5 % aufweisen.
Preise von Polymer-Vorprodukten und Kunststoffen
Da die Rohölpreise zuletzt nachgaben – infolge der Sorgen um einen Handelskrieg zwischen USA/China sowie ersten Entspannungen mit dem Iran –, drückte dies die Notierungen für Naphtha. Marktteilnehmer befürchten, dass Polymermengen, die ursprünglich von den USA nach China gehen sollten, auf die anderen Märkte umgelenkt werden. Die Notierungen könnten unter die 400 €/t fallen. Zudem könnten Force Majeures bei asiatischen Ethylenanlagen eine verringerte Abnahme bedeuten. Zuletzt zog der Kontraktpreis für das Folgeprodukt Ethylen (C2) schon wieder an, mehrere Force Majeure – auch in Europa – stützten hier den Preis. Bis Ende 2019 dürften die Preise jedoch nur in kleinem Umfang anziehen. Auch Propylen profitierte teilweise von Force Majeure. Für die Kontraktpreise (C3) sehen wir bis Ende 2019 eher eine Seitwärtsbewegung.
Bei Benzol zog der Kontraktpreis im August 2019 an. Für den US-Markt wurden schon weitere Preisanhebungen für den Kontraktpreis per September angekündigt. Damit ist dann das von uns erwartete Aufwärtspotenzial ausgeschöpft. Neue Benzol-Kapazitäten in Asien dürften mittelfristig auf die Preise drücken. Zwischenzeitlich hatten die Styrolpreise von einer Produktionsunterbrechung in Asien profitiert. Insgesamt werden die Spotmarktpreise für Styrol im Verlauf des Jahresendquartals 2019 jedoch nachgeben. Der Markt ist mittlerweile gut versorgt. Gleichwohl dürfte das Gros der Vormaterialpreise mittlerweile ihren Preistiefpunkt schon erreicht haben.
Bei HDPE drückt das aktuelle Angebot auf die Preise. Produktion aus den Golfanrainern wird in Asien nur mit Abschlägen verkauft. Bis Ende 2019 erwarten wir eine Bewegung um das Niveau von 1.000 €/t. Bei Polypropylen drücken Lieferungen aus Asien auf den europäischen Markt: Daher gehen wir von Preisen zwischen 1.000 und 1.100 US-$/t bis zum Jahresende 2019 aus. Der Markt für Polystyrol ist wieder besser versorgt. Knapper ist der europäische Teilmarkt: Es sind jedoch weitere kleinere Preisrückgänge bis zu 50 US-$/t möglich. Bei PVC stützt zwar die gute Baukonjunktur, russische Exporteure machen aber bereits erhebliche Preiszugeständnisse. Weitere Preissenkungen von bis zu 25 €/t sind wahrscheinlich, es sei denn, eine asiatische Force Majeure dauert länger an. Die EU hat Importzölle auf indisches PET erhoben. Dies dürfte die Preise nach den letzten Rückgängen stabilisieren.

Dr. Heinz-Jürgen Büchner ist Direktor und Head of Industrials & Automotive zuständig für die Metallbranche und verantwortlich für die Rohstoffanalysen der Bank. Der promovierte Volkswirt hat nach seinem Studium Lehr- und Assistententätigkeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität ausgeübt und war vor der IKB bei einer anderen Bank tätig. Er schreibt zu aktuellen Metall- und Rohstoffthemen und hält Vorträge auf internationalen Branchenveranstaltungen.
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