[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 13. Februar 2020]
Der weltweite Umsatz mit rezeptfreien Arzneimitteln ist von 2012 bis 2019 um eine jährliche Wachstumsrate von 3,3 % gestiegen. In Deutschland wird der Markt von Husten- und Erkältungsmitteln dominiert. Die stärksten Expansionsraten werden weltweit in Südamerika erwartet.
Der deutsche OTC-Markt wird von apothekenpflichtigen Arzneimitteln dominiert
Viele Verbraucher in Deutschland setzen auf die Anwendung freiverkäuflicher Arzneimittel. Apotheken und -versandhandel verkauften 2018 laut IMS Health und Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie 923,7 Mio. Packungseinheiten von rezeptfreien Arzneimitteln (Over-the-Counter, OTC). Der OTC-Markt gliedert sich in apothekenpflichtige, freiverkäufliche Arzneimittel und Gesundheitsmittel. Den größten Umsatzanteil mit 72,1 % nehmen apothekenpflichtige Arzneimittel ein. Der Umsatzanteil der Gesundheitsmittel, etwa Nahrungsergänzungsmittel, beträgt 23,7 % und ist in den letzten Jahren stark gestiegen; 2009 waren es noch 16,5 %. Der Absatz ist im gleichen Zeitraum von 16,3 % auf 19,5 % gestiegen, sodass die Umsatzsteigerung auf deutliche Preissteigerungen zurückzuführen ist. Der durchschnittliche Preis eines Gesundheitsmittels in der Apotheke ist von 9,53 € im Jahr 2013 auf 11,89 € im Jahr 2018 gestiegen.
Deutsche Verbraucher erwerben freiverkäufliche Arzneimittel zunehmend über den Apothekenversandhandel. 2018 wuchsen die Umsätze auf dem deutschen OTC-Markt sowohl in der Apotheke (+ 4,0 %) als auch im -versandhandel (+ 7,9 %). Der Umsatzanteil der Versandapotheken betrug im Jahr 2014 12,7 % und ist auf 15,9 % im Jahr 2018 gestiegen.
In Deutschland werden insbesondere Husten- und Erkältungsmittel gekauft
Deutsche Verbraucher gaben 2018 im Schnitt 41,16 € für rezeptfreie Arzneimittel aus. Dieser Wert befindet sich geringfügig über dem mittel- und westeuropäischen Niveau von 38,59 €. Weltweit kaufen die Verbraucher mit 16,69 € pro Kopf deutlich weniger. Mit 33,02 € am zweitstärksten ist der Verbrauch in den USA, während in Ost-Europa 14,14 € pro Kopf in freiverkäufliche Medikamente investiert wurden.
Mit 5,0 % die größte Umsatzsteigerung auf dem deutschen OTC-Markt erzielten Husten- & Erkältungsmittel. Damit nimmt dieses Segment 47 % der deutschen Umsätze ein. Jeweils ca. 15 % der Umsätze verteilen sich auf die drei Kategorien Hautmittel, Verdauungsmittel und Schmerzmittel. Während Schmerzmittel mit +3,8 % und Hautmittel mit +2,2 % einen Umsatzanstieg im Vergleich zum Vorjahr verbuchen konnten, sind die Umsätze mit Verdauungsmitteln um 2,2 % gefallen. Der Umsatzanteil des Segments Vitamine, Mineralstoffe & Nahrungsergänzungsmittel beträgt 9 % und ist um 3,7 % gestiegen.
OTC-Wachstumsmärkte liegen insbesondere in Asien-Pazifik und Südamerika
IQVIA prognostiziert für den weltweiten OTC-Markt ein durchschnittliches jährliches Wachstum (Compound Annual Growth Rate, CAGR) in den Jahren 2017 bis 2020 in Höhe von 4,20 %. Für den europäischen Wirtschaftsraum, der ein Marktvolumen von ca. 40 % hält, wird ein Wachstum auf dem weltweiten Niveau erwartet. Dieses wird insbesondere durch Länder in Zentral- und Osteuropa und im Mittleren Osten getrieben. In Asien-Pazifik gehen wir von einem – im Vergleich zum Vorjahr – verlangsamten Wachstum aufgrund der gegenläufigen Entwicklungen in Australien und Japan aus. Das CAGR in Höhe von 4,60 % wird dort durch die steigende Bevölkerung und verbesserte politische Rahmenbedingungen insbesondere in China und Indien getragen. Der stärkste Marktzuwachs wird in Lateinamerika, insbesondere in Brasilien, mit einem CAGR von 6,9 % erwartet. Während in Asien und Südamerika hohe Kosteneinsparungen erzielt werden können, zeichnen sich deutsche OTC-Hersteller insbesondere durch hohe Qualität und innovative Lösungen aus.
Laut Robert Koch Institut hat die Grippewelle 2020 in Deutschland in der 2. Kalenderwoche gestartet: Es ist also auch in diesem Jahr mit einem anziehenden Geschäft für Hersteller von Husten- und Erkältungsmitteln zu rechnen.
Claudia Klein ist Prokuristin in der Industriegruppe Healthcare, Pharma & Chemicals der IKB. Sie ist involviert in Finanzierungs- und Corporate Finance-Transaktionen der Bank. Neben dem Master of Science an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management hat sie ihre ersten fünf Berufsjahre bei einer Sparkasse und in einer Unternehmensberatung absolviert, bevor sie 2019 zur IKB stieß.
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