[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 25. März 2021]
Lohnhersteller unterstützen Pharmaunternehmen bei der Versorgung von Patienten mit Arzneimitteln – das zeigt sich einmal mehr in der aktuellen Diskussion um Kapazitäten für Covid-19-Impfstoffe. Der Markt ist stark fragmentiert und bietet Potenziale für europäische Hersteller.
In Europa liegt der Fokus der CDMO auf der Herstellung
Lohnhersteller (CDMO = Contract Manufacturing and Development Organization) bieten Pharmaunternehmen Outsourcingangebote entlang der gesamten Wertschöpfungskette und des Lebenszyklus eines Arzneimittels an – von der Forschung über klinische Studien bis zum Vertrieb. In der Vergangenheit haben sich die Drittanbieter oftmals auf die Kernkompetenz der Wirkstoff-Produktion zentriert. Heute sind diese Unternehmen aufgrund geringerer Produktionskosten insbesondere in Asien angesiedelt, vor allem in China und Indien.

Quellen: pwc; Grand View Research
Das Geschäftsmodell ist zunehmend auch für europäische Unternehmen interessant. Das anhaltende Wachstum der Pharmaindustrie wird von neuen Produkten und Innovationen getrieben, z.B. bei personalisierten Medikamenten. Auch der Anteil der Biopharmazeutika am weltweiten Umsatz mit Arzneimitteln ist in den letzten Jahren von 20 % im Jahr 2012 auf 29 % im Jahr 2019 gestiegen. 2019 machten Biopharmazeutika 45 % der Neuzulassungen in der EU aus. Doch viele Biotechnologie-Firmen agieren als virtuelle Unternehmen ohne eigene Produktionskapazitäten. CDMOs bieten solchen Akteuren die Möglichkeit, schnell Produktionskapazitäten zu erschließen und flexibel zu reagieren. Dadurch können Zeiten und Einstiegskosten sowie die Risiken für die Einführung neuer Arzneimittel reduziert werden. Diese Rahmenbedingungen bieten somit hohes Potenzial für europäische Lohnhersteller, da in der Biopharmazeutik umfangreiches Know-how vorhanden ist.
Lohnhersteller profitieren je nach Geschäftsmodell von der Corona-Pandemie
CDMOs haben während der Corona-Pandemie eine wichtige Rolle gespielt, die Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln sicherzustellen. Die Unternehmen mit entsprechenden Produktionskapazitäten profitieren derzeit inbesondere von der starken Nachfrage nach Covid-19-Impfstoffen und -Therapeutika. Zeitgleich ist der Umsatz im gesamten Pharmamarkt (Apotheken und Kliniken) in Deutschland in 2020 um 6,7 % zurückgegangen. Insbesondere der Kliniken nahmen im Jahr 2020 aufgrund verschobener operativer Eingriffe weniger Medikamente ab. Auch im OTC-Markt (Over the counter: rezeptfreie Arzneimittel) hat es umfangreiche Verschiebungen gegeben.
Lohnhersteller müssen also weiterhin auf Veränderungen reagieren, flexibel bleiben, aber auch die Grenzen der eigenen Produktionskapazitäten beachten. Viele Unternehmen sind spezialisiert, was an der starken Fragmentierung des Marktes erkennbar ist: 75 % der Unternehmen weisen Umsätze unter 50 Mio. US-Dollar auf. Auf der anderen Seite stehen große CDMOs, die Umsätze zwischen 3 und 5 Mrd. US-Dollar generieren. Diese Unternehmen agieren oft als Komplettanbieter und bieten alle Lösungen aus einer Hand an. Aufgrund intensiver M&A- und Private Equity-Aktivitäten wird die Konsolidierung voranschreiten. Der Ansatz des Full-Service-Anbieters und eine Spezialisierung auf bestimmte Dosierungsformen gelten weiterhin als Wettbewerbsvorteil.

Claudia Klein ist Prokuristin in der Industriegruppe Healthcare, Pharma & Chemicals der IKB. Sie ist involviert in Finanzierungs- und Corporate Finance-Transaktionen der Bank. Neben dem Master of Science an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management hat sie ihre ersten fünf Berufsjahre bei einer Sparkasse und in einer Unternehmensberatung absolviert, bevor sie 2019 zur IKB stieß.
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