[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 25. Februar 2021] Seit fast einem Jahr muss die Pflegebranche enorme Anstrengungen unternehmen, um die Corona-Pandemie bei der täglichen Arbeit mit den – vornehmlich älteren – Pflegebedürftigen in Schach zu halten. Ständig ändern sich die Rahmenbedingungen in den Einrichtungen. Zuletzt verlangten die stetig angepassten Test- und Impfstrategien für weitere Belastungen.
Noch ist die wirtschaftliche Lage stabil
Trotz der angespannten Lage im Pflegealltag deuten die bisherigen Befragungen und Gespräche mit Pflegeheimbetreibern nicht darauf hin, dass sich die Ertragslage trotz Umsatzrückgängen massiv verschlechtert hat. Dies hängt unter anderem mit dem Rettungsschirm für die Pflegeeinrichtungen zusammen, der im November des letzten Jahres bis Ende März 2021 verlängert wurde.
Größte Herausforderung neben der Pandemie bleibt der Fachkräftemangel. Dieser wird sich in den nächsten Jahren nach Angaben des Deutschen Pflegerates nicht nur durch die steigende Nachfrage nach Pflegeleistungen weiter verschärfen. Hinzu kommt, dass ca. 500.000 Pflegekräfte in den nächsten zehn bis zwölf Jahren das Rentenalter erreichen werden: Ein drängendes Problem, auf das Antworten gefunden werden müssen, angesichts der viel zitierten Systemrelevanz des Sektors. Ein Lösungsbaustein ist sicherlich das Thema Bezahlung. Anfang Februar haben sich die Bundesvereinigung der Arbeitgeber in der Pflegebranche (BVAP) und die Gewerkschaft Verdi auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt: Ab August 2021 werden die Löhne von Pflegehelferinnen und Pflegehelfern bis hin zu den examinierten Pflegefachpersonen angepasst. Im Ergebnis werden die Lohnuntergrenzen bis Mitte 2023 in vier Schritten um 25 % angehoben. Das heißt aber auch, in den Pflegesätzen stehen nun entsprechende Schritte bezüglich der Refinanzierung dieses Kostenanstiegs an.
Ausbau der Dienstleistungen entlang der Wertschöpfungskette
Mehr und mehr kristallisiert sich heraus: Die Pflegeunternehmen werden ihr Geschäft entlang der Wertschöpfungskette strategisch ausbauen. Dies fängt bei niedrigschwelligen Angeboten wie der Unterstützung bei Einkauf, Friseurbesuch, Fußpflege, Umgang mit IT etc. an. Es geht weiter über betreute Wohneinrichtungen, ambulante (Intensiv-)Pflegeleistungen bis hin zu spezialisierter stationärer Betreuung in Pflegeheimen. Waren die Anbieter bisher eher auf wenige Services fokussiert, wächst die Zahl der Unternehmen mit breiterer Angebotspalette derzeit merklich. Die fünf größten Betreiber von Pflegeplätzen und Betreuten Wohnungen in Deutschland sind laut der neuesten Umfrage von Care Invest nach wie vor Korian, Alloheim, Orpéa, Victor´s und Convivo. Auch diese arrondieren ihre Dienstleistungen rund um die Pflege immer stärker; sei es durch Zukäufe oder Neubauten, in denen der neue Dienstleistungsmix das Vorort-Angebot erweitert.
Weiter steigendes Interesse von Immobilieninvestoren an energieeffizienten Gebäuden
Gerade in der heutigen Zeit wächst das Investoreninteresse an Gesundheits- und Sozialimmobilien mit ihrem eher als defensiv zu bezeichnenden Anlagecharakter. Die zunehmende Professionalisierung und Spezialisierung auch auf Seiten der Projektentwickler und Betreiber sind neben der demografischen Komponente die treibenden Kräfte. Wir beobachten in diesem Zusammenhang eine verstärkte Aufmerksamkeit für das Thema Energieeffizienz. Nicht verwunderlich, gilt doch der Immobiliensektor als wichtiger Verbündeter im Kampf zur Einhaltung der Klimaschutzziele. Die Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG) wird dies ab 1. Juli 2021 mit zinsgünstigen Darlehen mit Tilgungszuschuss bzw. alternativ als reinen Investitionszuschuss unterstützen.
Johanna Eckert-Kömen betreut als Direktorin im Sektorteam Consumer, Retail, Logistics & Health der IKB insbesondere Unternehmen aus den Branchen Healthcare Services, Medizintechnik, Pharma sowie Kosmetik und ist involviert in Finanzierungs- und Corporate Finance-Transaktionen der Bank. Nach dem Studium der Volkswirtschaft an der Universität des Saarlandes stieß sie bereits 1991 zur IKB.
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