[Industrials & Automotive-Information vom 23. März 2021]
Durch den technischen Fortschritt ist die gesammelte und verteilte Datenmenge in den letzten Jahren exponentiell gestiegen. Diese Daten werden unter anderem im privaten Umfeld erzeugt, verschickt und verarbeitet, der weitaus größere Teil der Datenerzeugung findet aber im gewerblichen Umfeld statt. Nicht nur im Handel und in der Finanzwelt entstehen signifikante Datenmengen, sondern auch im Produzierenden Gewerbe. Dort haben in Europa ca. 20 % der erzeugten Datenmenge ihren Ursprung.
Material- und Prozessverständnis von essenziellem Interesse
Ein Großteil der Daten im Verarbeitenden Gewerbe beruht auf real erfassten Messgrößen. Beispiele hierfür sind die Daten von Positionssensoren in Werkzeugmaschinen oder Temperaturmessfühler bzw. -geräte bei der Herstellung von gehärteten Bauteilen, wie etwa Kurbelwellen. Um die Daten nun zielführend im Sinne der Prozesssteuerung und -optimierung nutzen zu können, ist es erforderlich, die zu Grunde liegende Prozesse und Materialien ausreichend charakterisiert zu haben. Über diesen Sachverhalt gewinnt die Mess- und Prüftechnik als Teildisziplin des Maschinenbaus eine entscheidende Relevanz der Digitalisierung der Produktion. Die Herstellung von Sensoren ist klassischerweise als Teildisziplin der Elektrotechnik definiert und steht hier nicht im Fokus, auch wenn es einige Analogien gibt.
Positive Entwicklung während der letzten Jahre
Die zunehmende Bedeutung der Mess- und Prüftechnik für die deutsche Industrie spiegelt sich auch in den steigenden Produktionswerten der letzten Jahre, wie VDMA und Statistisches Bundesamt berichten. Und obwohl bereits im Jahr 2019 ein spürbarer Rückgang der Produktion beobachtet werden konnte, zeigt die Maschinenproduktion des Teilsegments im Zeitraum von 2012 bis 2019 sehr hohe Zuwächse (CAGR12-19 = 5,1 %): Der Produktionswert stieg von rund 4,7 auf 6,7 Mrd. €. Das Jahr 2020 war aber wie für nahezu alle Teilsegmente des Maschinenbaus ein herausforderndes Jahr; es ist mit einem Produktionswert von ca. 5,8 Mrd. € auszugehen. Trotz dieses Rückschritts blickt die IKB optimistisch auf das Teilsegment und erwartet, dass die Unternehmen an die positiven Wachstumsraten der letzten Jahre anknüpfen können.
Diese positive Stimmung wird seit Beginn des Jahres 2021 auch von den Unternehmen der Branche bestätigt – sowohl in Bezug auf die aktuelle Geschäftslage als auch hinsichtlich der Geschäftserwartung für die nächsten sechs Monate. Dies zeigen die Zahlen des ifo Institutes. In der dargestellten Form als Konjunkturuhr lässt sich der letzte Konjunkturzyklus gut erkennen. Nach einer schnellen Erholung der Indikatoren im Nachgang des Einbruchs der Finanzkrise zeigt die Entwicklung bis in das Jahr 2019 hinein eine Boomphase, sowohl mit positiver Geschäftslage als auch positiver Geschäftserwartung. Im Verlauf des Jahres 2019 verschlechterte sich zusehends die Geschäftserwartung, bei noch guter Geschäftslage, was einen Abschwung andeutete. Dieser fand letztlich in der Corona-Krise statt, als die Indikatoren in Teilen des ersten und zweiten Quartals 2020 eine Rezessionsphase belegten. Allerdings hellte sich die Stimmung sukzessive mit verbesserten Geschäftserwartungen bis zum Ende des Jahres 2020 auf.
Stabiles Wachstum nach dem Einbruch der Corona-Krise
Seit Beginn des Jahres 2021 deuten die Kennwerte schon wieder einen Boom an. Dieser wird sich aus unserer Sicht auch in den nächsten Monaten und Jahren fortsetzen, da die oben angesprochene Datenmenge im Produzierenden Gewerbe weiter zunehmen wird, was den Absatz des Segments unterstützen dürfte. Zur zielführendenden Nutzung der Daten und damit zur weitergehenden Digitalisierung hin zur Smart Factory ist das Verständnis der physikalischen Produkteigenschaften erforderlich, die durch die Daten beschrieben werden. Diese wiederum lassen sich durch neuartige oder genauere Prüf- oder Messhilfsmittel erfassen, so dass aus Sicht der IKB die Mess- und Prüftechnik ein entscheidender Schlüssel zur Digitalisierung der industriellen Produktion wird. Dies dürfte sich auch im Wachstum des Branchenumsatzes bzw. der deutschen Maschinenproduktion zeigen, für die wir in den nächsten drei Jahren ein Wachstum von 6,7 % pro Jahr erwarten.
Dr. David Blass ist Abteilungsdirektor und Advisor im Bereich Transformation Advisory. Er ist involviert bei der strategischen Beratung unserer Kunden bei den Themen ESG und Sustainable Finance. Nach dem Studium des Maschinenbaus und der Promotion im Bereich der Produktionstechnik an der TU Braunschweig war er zuletzt für ein internationales Multi-Technologie-Unternehmen tätig, bevor er 2020 zur IKB stieß.
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