[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 27. April 2023]

Die MedTech-Industrie ist nach wie vor globaler und nationaler Wachstumsmotor. Doch die Innovationskraft wurde durch die Änderungen in der Medical Device Regulation (MDR) empfindlich gestört. Der schon seit vielen Jahren zu beobachtende Trend zur Produktionsverlagerung nach Asien erhielt dadurch neue Nahrung. Hinzu kommen verstärkte Bemühungen europäischer Hersteller, Standorte in Nordamerika aufzubauen.

Globale MedTech-Industrie weiterhin im Aufwind

Die weltweite Medizintechnikindustrie zeigt in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Leistungskurve. Inzwischen ist der Markt bei mehr als 570 Mrd. US-$ angekommen und auch für 2023 wird ein Plus von 5 bis 6 % prognostiziert. Besonders starke Zuwächse von 40 % und mehr verzeichneten im Betrachtungszeitraum 2016 bis 2022 Geräte für Diagnostik und Therapie, die mit der Zunahme chronischer Krankheiten wie Diabetes und Herz-/ Kreislauf zusammenhängen. Auch die Fortschritte bei patientenschonenden Verfahren, die neben diagnostischen Zwecken auch zur Unterstützung chirurgischer Eingriffe eingesetzt werden, stützen diese Entwicklung. Ein Beispiel dafür ist die Endoskopie.

Aktuelle Herausforderungen für europäische Hersteller

Die mittelständische deutsche Medizintechnikbranche, die zwei Drittel ihrer Produktion ins Ausland exportiert, erzielte 2022 einen geschätzten Umsatz von knapp 38 Mrd. € (+ 3,5 %). Laut einer Umfrage der DIHK haben 47 %  der befragten Medizintechnikunternehmen eine schlechtere und nur 11 % eine bessere Erwartung für ihre Geschäftsentwicklung im Jahr 2023. Das Wachstum dürfte daher nach Meinung der IKB auch dieses Jahr mit ca.
3-4 % etwas schwächer ausfallen als im langfristigen Mittel; es wird aber immer noch deutlich über dem Rest der deutschen Wirtschaft liegen. Für letztere prognostiziert die IKB 2023 ein Minus beim realen BIP von -0,2 %.

Nach wie vor prägen die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die damit zusammenhängenden Kostensteigerungen, Lieferschwierigkeiten und der Fachkräftemangel das Bild. Zusätzlich zu diesen Themen, die Unternehmen in unterschiedlichen Branchen treffen, beeinflusst die MDR der EU speziell die Firmen aus der Medizintechnik. Immerhin ist in diesen Punkt Bewegung gekommen. Nach dem Europäischen Parlament hat im März auch der Rat den Vorschlag der EU-Kommission angenommen, die Übergangsfristen für die Re-Zertifizierung der Medizinprodukte zu verlängern: je nach Gefahrenklasse bis 2027 bzw. 2028. Ob das den Trend der international agierenden Unternehmen eindämmen wird, Produktion in Asien und Nordamerika auf- und auszubauen, bleibt abzuwarten. Denn neben der Zulassungsthematik spielen die dortigen großen und wachsenden Abnehmermärkte eine zentrale Rolle für die langfristigen Investitionsentscheidungen.

Darüber hinaus regelt das Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz (LkSG) seit diesem Jahr erstmals verbindlich die Verantwortung von Unternehmen für den Schutz bestimmter Menschenrechte und umweltrechtlicher Belange entlang der Lieferketten eines Unternehmens. Aktuell betroffen sind alle Unternehmen, die in Deutschland mehr als 3.000 Mitarbeitende beschäftigen. Ab dem 1. Januar 2024 gilt das Gesetz ab einer Grenze von 1.000 Beschäftigten. Insbesondere große Abnehmer wie Klinikbetreiber oder sonstige marktbedeutende Unternehmen aus der Gesundheitsindustrie müssen Berichtspflichten erfüllen. Daher sind kleine und mittelständische Medizinprodukte-Hersteller sowie ihre Zulieferer dann mittelbar vom Gesetz betroffen, wenn sie ein Unternehmen, das selbst direkt in den Anwendungsbereich des LkSG fällt, mit Medizinprodukten, Halbfertigerzeugnissen, Produktteilen oder Rohstoffen beliefern.

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