[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 14. April 2021]

Der europäische Medizintechnikmarkt repräsentiert mit einem Marktvolumen von rund 120 Mrd. € einen Weltmarktanteil von 27 %. Damit liegt Europa auf Platz zwei hinter Nordamerika, das einen Anteil von 43 % hält. Asien folgt mit knapp 26 %. Mit einem Umsatzvolumen von über 33 Mrd. € ist Deutschland mit weitem Abstand der größte europäische Anbieter vor Frankreich, UK, Italien und Spanien. Europäische Hersteller müssen sich auf den Emerging Markets und insbesondere in Asien frühzeitig positionieren, denn der Bedarf an medizinischen Geräten wird innerhalb der nächsten Jahre aufgrund der dort wachsenden Mittelschicht stark ansteigen und damit Europa von Platz zwei der wichtigsten Märkte verdrängen. Haben wir letztes Mal den Markt für Endoskopie und Orthopädische Geräte betrachtet, so legen wir dieses Mal den Fokus auf Entwicklungen in bildgebender Diagnostik sowie Kardiologie.

Alternde Bevölkerung, steigende Inzidenz bei chronischen Krankheiten und der Trend zu frühzeitiger Diagnose lassen bildgebende Diagnostikverfahren wachsen

Das Ziel, Krankheiten früher zu erkennen und damit besser behandeln zu können führt dazu, dass auch bildgebende Diagnostiken wie CT-, MRT-, Ultraschall-, Röntgen- und Nuklearmedizinische Geräte von diesem Trend profitieren. Im Zuge der Corona-Pandemie sahen wir zwischenzeitliche Einbrüche bei den bildgebenden Untersuchungen aufgrund der geringeren Patientenzahl in den Kliniken und Arztpraxen. Doch nach dieser Delle hat sich der Markt wieder deutlich erholt und letztendlich betrug das Marktvolumen für bildgebende Geräte in Europa im Gesamtjahr 2020 7,6 Mrd. US-$. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Blockchain-Technologien in der Bildgebung wird voraussichtlich erhebliche Wachstumschancen bieten. Die höhere Effizienz durch KI bzw. Machine Learning ermöglicht es Radiologen, mehr wertschöpfende Aufgaben wahr zu nehmen und eine wichtige Rolle in multidisziplinären klinischen Teams zu spielen. Europa bietet im Vergleich zu Nordamerika in der Regel bessere regulatorische Bedingungen, um Medizinprodukte zuzulassen und anschließend in die Kostenerstattung zu nehmen. Aus diesen Gründen erwarten wir bei bildgebenden Diagnostikverfahren ein jährliches Wachstum von durchschnittlich mehr als 5 %, wobei insbesondere nuklearmedizinische Geräte wie Positronen-Emissions-Tomographen von einem niedrigen Niveau kommend überproportional zunehmen. Zu den Marktführern in diesem Segment gehören Siemens Healthineers, Koninklijke Philips, GE, Hitachi, Shimadzu, Hologic, Canon, Fujifilm, Carestream Health, Esaote und Samsung.

Geräte für die interventionelle Kardiologie profitieren in Europa von der Demographie und der hohen Inzidenz an Herz- und Gefäßerkrankungen

Jedes Jahr sterben in Europa ca. 1,8 Mio. Menschen an Erkrankungen des Herzens und der Gefäße. Sie machen damit mehr als ein Drittel aller Todesursachen aus. Die Änderungen der Lebensstile verursachten in den vergangenen Jahrzehnten einen Anstieg von Bluthochdruck, Diabetes, Fettleibigkeit und Fettstoffwechselstörungen, die verstärkt zu kardiovaskulären Krankheiten führten. Darüber hinaus sind die operativen Verfahren in der Kardiologie in den letzten Jahren minimalinvasiver geworden. Der Markt für interventionelle Kardiologie in Europa hatte 2020 ein Volumen von rund 4,8 Mrd. $. Dazu zählen Geräte für die Ballondilatation und zur Entfernung von Plaque in den Herzkranzgefäßen, zur Blutflussmessung, Herzkatheter, Stents etc. Bis 2025 prognostiziert die IKB einen jährlichen Anstieg von über 6 %. Führende Unternehmen in diesem Segment sind Boston Scientific, Abbott Laboratories, Medtronic, Cordis, Terumo, Bard, Biosensors, B. Braun oder Biotronik. Wachstumsraten in ähnlicher Größenordnung prognostizieren wir auch für Geräte für Herzüberwachung und Herzrhythmussteuerung.

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Dennis Rheinsberg
Direktor und Head des Sektorteams Energy, Utilities & Resources
E-Mail: dennis.rheinsberg@ikb.de