[Industrials, Mobility & Construction-Information vom 15. Februar 2024]

Gemäß offizieller Aussagen ist nach vorläufiger Rechnungslegung das chinesische Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr um 5,2 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Auch wenn dies im Vergleich mit den westlichen Wachstumsraten ein sehr starker Wert ist, entspricht dieser einem der schwächsten Werte der vergangenen 30 Jahre. International machen sich deshalb starke Konjunktursorgen für die chinesische Volkswirtschaft bemerkbar. Ähnliches gilt für den Maschinenbau in Deutschland, welcher als Spätzykliker noch die Folgen der letzten Krisen spürt und hier unter Umständen vor weiterem Kosten- und Innovationsdruck steht.

Maschinenimporte aus China über die letzten Jahre stark gestiegen

Die chinesische Volkswirtschaft ist für den deutschen Maschinenbau von essenzieller Bedeutung. Nach den USA ist China der zweitwichtigste Markt. Für das Jahr 2022 zeigen die Daten des Statistischen Bundesamtes einen Wert der Ausfuhren von rund 20 Mrd. €, während in die USA Waren im Wert von gut 26 Mrd. € exportiert wurden. Dieser Wert streute in den letzten Jahren in relativ kleiner Bandbreite um den zuletzt berichteten Wert. Dies bestätigt die hohe Relevanz Chinas für den Sektor. Gleichzeitig attestiert dies aber auch eine gewisse Sättigung der chinesischen Volkswirtschaft in der zusätzlichen Aufnahmebereitschaft deutscher Maschinen. Im Gegensatz dazu steigt der Wert der Maschinenimporte aus China über die letzten Jahre kontinuierlich an, auch wenn hier im vergangenen Jahr ein leichter Rückgang wahrscheinlich scheint, so dass Deutschland hier weiterhin Nettoexporteur ist.

Bei aggregierter Betrachtung der westlichen Welt ist aufgrund der Tatsache, dass China zuletzt die höchsten Maschinenexporte aufwies, davon auszugehen, dass China bereits Nettoexporteur ist und der chinesische Maschinenbau deshalb schon jetzt auf Exporte angewiesen ist.

Maschinenexporte werden für China weiter an Relevanz gewinnen

Deshalb sind die politischen Unwägbarkeiten und insbesondere die konjunkturelle Eintrübung in China ein signifikantes Risiko für den deutschen Maschinenbau, um nach der aktuellen Krise wieder stark wachsen zu können. Einerseits ist unter den deutschen Unternehmen ein gewisses Hemmnis hinsichtlich weiterer Investitionen in China zu spüren. Als einer der Gründe wird oftmals angeführt, dass aufgrund von Auftragsvergaben an „lokale“ Unternehmen zukünftig voraussichtlich weniger stark vom chinesischen Inlandswachstum profitiert werden kann. Andererseits kommt hinzu, dass bei einem sich abkühlenden inländischen Absatzmarkt verstärkt der Weg in den Export gegangen wird. Damit ist davon auszugehen, dass im globalen Kontext die etablierten Marktpositionen der deutschen Maschinenbauer verstärkt unter Druck geraten werden.

Serviceleistung und Datensicherheit als Differenzierungsmerkmal

Auf dieser Basis bleibt zu hinterfragen, wie sich die deutschen Maschinenbauer in den Märkten halten oder zum Teil ihre Position auch wieder verbessern können. Innovationskraft und Qualität der Maschinen sind hier zentrale Vermarktungsargumente. Allerdings haben die chinesischen Unternehmen in den letzten Jahren massive Fortschritte gemacht und nicht zwangsläufig Maschinen schlechterer Qualität geliefert. Ein weiteres Beispiel für die innovative Stärke ist die extrem starke Marktposition chinesischer Maschinenbauer im Bereich der Maschinen- und Anlagentechnik für die Batteriezellproduktion.

Signifikante Differenzierungsmerkmale und klare USPs sehen wir für die deutschen Unternehmen aber weiterhin. Insbesondere liegen diese in der starken globalen Servicedienstleistung und zunehmend auch in der Datensicherheit. Der zuerst genannte Punkt wird bereits jetzt schon deutlich von den Unternehmen genutzt, während im zweiten noch Potenziale liegen. Diese Potenziale können unseres Erachtens vor allem durch weitere Erhöhungen der Vernetzungsgrade, weitere Digitalisierung und Hilfsmittel wie etwa KI und die kritische Diskussion der Datensammlung auf Drittanbieterplattformen genutzt werden. Sollte das gelingen, hätten deutsche Produkte einen Vorteil.

Zusammenfassend sehen wir einen weiter zunehmenden Wettbewerbsdruck durch chinesische Unternehmen auf  deutsche Maschinenbauer. Gleichzeitig sind wir allerdings positiv gestimmt, dass die deutschen Unternehmen eine global zentrale Rolle behalten werden, wenn es ihnen weiterhin gelingt, durch einen zusätzlichen added Value das Produktionssystem effizienter zu gestalten.

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Dr. Klaus Bauknecht                  Volkswirtschaft

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