Trotz oder gerade wegen des angespannten Marktumfelds hat sich der M&A-Markt mit einem weltweiten Dealvolumen von rd. 50 Mrd. Euro im vergangenen Jahr sehr robust gezeigt. Die IKB rechnet auch für das Jahr 2025 vor dem Hintergrund des anhaltend hohen Margen- und Investitionsdrucks in der Branche mit einer fortschreitenden Konsolidierung, die wesentlich von international agierenden Marktteilnehmern getrieben wird.

Bild eines Solarparks und Windparks im Bau

Das Wichtigste im Überblick:

  • Stabiler Dealflow in angespannter Marktlage: Der M&A-Markt zeigt sich mit 310 Transaktionen und einem weltweiten Dealvolumen von rd. 50 Mrd. Euro robust.
  • Milliarden-Deals auch im Jahr 2024: Mit dem Kauf von DS Smith und Berry Global kam es zu zwei Multi-Milliarden-Deals mit europäischer Beteiligung.
  • Margendruck und Investitionsbedarf: Hohe Energie- und Rohstoffkosten belasten zunehmend die Margen und treiben den Dealflow an.
  • Weitere Konsolidierung 2025: Rahmenbedingungen werden herausfordernd bleiben und in einem fragmentierten Markt für M&A-Opportunitäten sorgen.

Zwei Multi-Milliarden-Deals im Jahr 2024

Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen zeigt sich der M&A-Markt in der Papier- und Verpackungsindustrie sehr robust. Im vergangenen Jahr wurden weltweit 310 Transaktionen mit einem Volumen von rd. 50 Mrd. Euro abgeschlossen. Obwohl dies im Vergleich zum Jahr 2023 einem Rückgang der abgeschlossenen Transaktionen um 15 % entspricht, stieg das damit korrespondierende Dealvolumen um 40 %. Die Dynamik bleibt also weiterhin intakt.

Dafür spricht auch, dass nach dem Zusammenschluss von Smurfit Kappa und WestRock im Jahr 2023 der Markt erneut Deals mit Transaktionsvolumina von mehr als 1,0 Mrd. Euro hervorgebracht hat. Im ersten Halbjahr 2024 entschied zunächst der US-Wellpappen- und Verpackungshersteller International Paper ein Bieterrennen mit dem britischen Wettbewerber Mondi um DS Smith für sich und übernahm das in Großbritannien ansässige Unternehmen letztlich für umgerechnet 9 Mrd. Euro. Inzwischen wurde die Transaktion von den zuständigen Kartellbehörden genehmigt und die Transaktion vollzogen.

Im November 2024 folgte mit der Ankündigung der Übernahme des US-Verpackungsherstellers Berry Global durch den Schweizer Wettbewerber Amcor für umgerechnet rd. 16,7 Mrd. Euro der zweite große Deal des Jahres. Vorbehaltlich der Genehmigung der Kartellbehörden, entsteht durch die Übernahme mit einem kombinierten Umsatz von rd. 24 Mrd. Euro eines der größten Verpackungsunternehmen der Welt.

Neben diesen beiden Leuchtturm-Deals gab es auch eine Reihe von nennenswerten Transaktionen im oberen Mid-Cap-Segment mit deutscher Beteiligung. Im Bereich der pharmazeutischen Verpackungen erwarb die Gerresheimer AG im Mai 2024 Bormioli Pharma, einen italienischen Hersteller für pharmazeutische Verpackungslösungen, für 800 Mio. Euro. Im Bereich Wellpappenrohpapier und Wellpappenverpackungen verkündete Mondi nach dem gescheiterten Übernahmeversuch von DS Smith im Oktober 2024 die Akquisition des Westeuropa-Geschäfts des deutschen Unternehmens Schumacher Packaging. Der Unternehmenswert beläuft sich auf 634 Mio. Euro.

Margendruck und Investitionsbedarf künftig Treiber der M&A-Aktivitäten

Wesentliche Motivationen der beschriebenen Transaktionen sind vor allem eine Erweiterung des bestehenden Produktportfolios um komplementäre Produkte oder Services, der Zugang zu neuen Märkten bzw. der Ausbau der Präsenz in bereits besetzten Märkten sowie die Realisierung von Synergieeffekten beispielsweise in der Produktion oder dem Einkauf. Diese Treiber sind keinesfalls neu, unterstreichen aber die Herausforderungen in der Papier- und Verpackungsindustrie und zeigen, wie insbesondere große Marktteilnehmer M&A-Aktivitäten gezielt als Werkzeug nutzen, um ihre Marktposition zu stärken.

Aus Sicht der IKB werden vor allem zwei Themen für einen weiterhin stabilen Dealflow sorgen und die Konsolidierung in ausgewählten Segmenten der Branche weiter vorantreiben:

  • Hoher Margendruck: Gestiegene Kosten, insbesondere Energie- und Rohstoffkosten, gepaart mit einer anhaltenden Nachfragezurückhaltung werden auf absehbare Zeit den Druck auf die Margen hochhalten und sich zunehmend in den Gewinn- und Verlustrechnungen niederschlagen. Dies ist zwar ein strukturelles Problem, trifft Marktteilnehmer jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Für Unternehmen, die beispielsweise aufgrund eines diversifizierten Produktportfolios oder eines hohen Integrationsgrades stabiler durch die derzeit angespannte Marktphase kommen, ergeben sich interessante Opportunitäten, Marktanteile zu gewinnen und die Kostenposition zu stärken.
  • Steigender Investitionsbedarf: Um den steigenden Anforderungen an den Klimaschutz und den damit verbundenen regulatorischen Auflagen in der energie- und ressourcenintensiven Branche gerecht zu werden, sind hohe Investitionen in effizientere Produktionsanlagen, aber auch in Forschung und Entwicklung notwendig. Kleine und mittelständische Marktteilnehmer stoßen in der derzeit schwierigen Marktphase schnell an ihre finanziellen Grenzen, wodurch strategische Partnerschaften mit finanzstarken, meist größeren Marktteilnehmern, in den Fokus rücken. Auch hier ergeben sich für die großen Player im Markt Wachstumschancen.

Die Konsolidierung wird weiter voranschreiten

Aus Sicht der IKB werden die Rahmenbedingungen für die Papier- und Verpackungsindustrie auch im Jahr 2025 herausfordernd bleiben und sowohl die Unternehmensgröße als auch der Integrationsgrad vor dem Hintergrund des hohen Margen- und Investitionsdrucks entscheidend sein. In einer in vielen Segmenten nach wie vor fragmentierten Branche wird dies für einige Marktteilnehmer Opportunitäten für gezielte Zukäufe bieten, wodurch die Konsolidierung in der Branche weiter fortschreiten und der Dealflow stabil bleiben wird. 

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Dennis Rauen
Prokurist Consumer/Retail, Logistics & TMT
E-Mail: dennis.rauen@ikb.de