[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 2. Januar 2019] Die Nachfrage nach Kunststoffprodukten ist in den vergangenen Jahrzehnten überproportional stark angestiegen. Kunststoffe ersetzen herkömmliche Materialien wie Stahl, Glas und Textilien, da sie oftmals ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis bieten. Weiterhin überzeugen Kunststoffe über den gesamten Produktlebenszyklus häufig durch höhere Energieeffizienz und individuell anpassbare Produkteigenschaften. Gleichzeitig hat die Öffentlichkeit erkannt, dass die Entsorgung von Kunststoffresten eine Herausforderung für den Umweltschutz und das globale Ökosystem darstellt.

Deutschland ist ein Nettoexporteur von Kunststoffen

Laut einer aktuellen Studie von Conversio wurden in Deutschland 2017 21,8 Mio. Tonnen Kunststoffe hergestellt. Hiervon sind lediglich 8,7 % Rezyklat. Bei den Produkten handelt es sich häufig um mit Additiven versetzte Mischungen, die nur sehr aufwändig voneinander getrennt werden können. Die größten Herstellmengen bei Neuware stellen laut Conversio Polyethylen (Low Density: 1.630kt; High Density: 1.340kt) und Polypropylen (2.250kt), die hauptsächlich für Verpackungen und im Fahrzeugbau verwendet werden. Die stärksten durchschnittlichen Wachstumsraten seit 2015 erreichen Expandiertes Polystyrol (PS-E) mit einem Plus von 6,7 % und sonstige Thermoplaste wie PET mit 5,9 %. Von den 14,4 Mio. Tonnen Kunststoff (exkl. Rohstoffe für Kleber, Fasern, Lacke, etc.), die in Deutschland verarbeitet werden, gehen 2,6 Mio. Tonnen in den Export.

Den Lebenszyklus im Blick behalten

Problematisch für die Umwelt sind vor allem Kunststoffe, die nur ein Mal oder nur für sehr kurze Zeit in Gebrauch sind. Dies waren laut Conversio in Deutschland 2017 rund 6,2 Mio. Tonnen Kunststoff. Beim Abfall kommen im Wesentlichen die energetische und die werkstoffliche Verwertung zum Einsatz. Ein kleiner, nicht verwertbarer Rest wird deponiert. Laut Conversio wurden in Deutschland 2017 von den 6,2 Mio. Tonnen Kunststoffabfällen 2,1 Mio. Tonnen in Müllverbrennungsanlagen  und 1,1 Mio. Tonnen als Ersatzbrennstoffe energetisch verwertet.  2,9 Mio. Tonnen wurden werkstofflich aufbereitet.  Aus den 2,2 Mio. Tonnen, die in Deutschland werkstofflich verwertet wurden, sind 1,98 Mio. Tonnen Rezyklat entstanden, die wieder dem Produktkreislauf zugeführt wurden.

Mögliche Lösungsansätze für die deutsche Kunststoffindustrie erfordern zunächst eine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit. In gewissen Situationen kann die oft kritisierte energetische Verwertung durchaus die ökonomisch und ökologisch sinnvollere Alternative sein, sollte das Produkt über seinen Lebenszyklus genug Alternativressourcen eingespart haben. Weiterhin wird es für die Industrie vonnöten sein die Endanwendung des Produkts bereits zu kennen und die Additivmischungen und Kunststoffe so darauf abzustimmen, dass sie ihren Verwendungszweck optimal erfüllen und gleichzeitig ressourcenschonend wiederverwertet werden können. Das wird nur funktionieren, wenn sich die Chemieindustrie vertikal vernetzt und auch Mittel der Digitalisierung nutzt, um den gesamten Lebenszyklus eines Stoffes besser planen zu können. Die innovative deutsche Chemie- und Kunststoffindustrie sollte diese Herausforderungen als Chance sehen, eine ökonomisch sinnvolle und ökologisch nachhaltige Zukunft zu gestalten.