[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 23. Mai 2019] Kunststoffadditive machen meist nur einen Bruchteil der Masse eines Kunststoffprodukts aus. Dennoch erfüllen die Spezialmoleküle wichtige Aufgaben, die dem Kunststoff besondere Eigenschaften verleihen oder seine Verarbeitung deutlich erleichtern. Zu den Kunststoffadditiven gehören Antioxidantien, Flammschutzmittel, Füllstoffe, Gleitmittel, Pigmente, Schlagzähmodifikatoren, Stabilisatoren, Treibmittel, Weichmacher und einige weitere Stoffe. Der Markt ist in den letzten Jahren stark gewachsen und wird vor allem von der Region Asien-Pazifik getrieben. Nordamerika und Westeuropa, die vormals wichtigsten Absatzmärkte, folgen mittlerweile mit einigem Abstand. Bedeutende Abnehmermärkte neben der Bauwirtschaft und der Verpackungsindustrie sind der Automobilbau sowie die Elektro- und Elektronik-Industrie. Zu den größten Herstellern von Kunststoffadditiven weltweit gehören BASF, Eastman Chemical Company, Clariant, LANXESS und Dow.
Steigende Nachfrage nach Spezialkunststoffen
Das Geschäft mit Kunststoffadditiven ist an die Entwicklung des Kunststoffmarkts gekoppelt. Dieser wird vor allem von einer wachsenden Weltbevölkerung und steigendem verfügbaren Einkommen getrieben. Momentan steht die Branche jedoch im Fokus der globalen Öffentlichkeit. Täglich erreichen uns Nachrichten über Plastikmüll in den Ozeanen und illegale Mülldeponien in Entwicklungsländern. Verschiedene afrikanische Länder und die EU haben nun begonnen, Produkte aus Einwegplastik zu verbieten. Auch in Zukunft wird die Politik einen entscheidenden Einfluss auf den Sektor haben und die Akteure zu Flexibilität, Dynamik und Innovationskraft zwingen. Im Bereich der Additive stehen brom- und chlorhaltige Flammschutz- und Blähmittel in der Kritik. Die Anbieter von Kunststoffadditiven wenden deshalb vermehrt Ressourcen dafür auf, ökonomische und ökologische Alternativen zu finden. Weiterhin beschränken sich einige Marktteilnehmer freiwillig und möchten mit ihrem zukünftigen Produktportfolio zur Nachhaltigkeit beitragen. Während Kunststoffe schon heute im Gebrauch durch z.B. niedrigeres Gewicht zu Energie- und CO2-Einsparungen beitragen können, zeigen Initiativen wie die „Alliance to End Plastic Waste“, dass die globale Industrie sich verstärkt um ein zirkuläres Wirtschaftssystem bemüht. Spezialkunststoffe, die ihre besonderen Eigenschaften zum großen Teil aus den eingesetzten Additiven ziehen, werden in Zukunft die Energieeffizienz über den gesamten Produktlebenszyklus verbessern und somit zum Wachstum von innovativen Additivlösungsanbietern beitragen.
Innovative Gesamtlösungen auf globalem Level versprechen Wachstum
Polymerharzhersteller und Compoundierer sind häufig große, global agierende Unternehmen. Dementsprechend wollen sie weltweit eine möglichst einheitliche Formulierung von Additiven verwenden. Einige stellen deshalb die benötigten Additive selbst her, andere setzen auf große Zulieferer, die ihre Standorte weltweit versorgen können. Gerade in Asien, dem mit Abstand größten und am schnellsten wachsenden Markt, ist die Angebotsseite jedoch noch sehr fragmentiert. Die Konsolidierung der Branche hat in den letzten Jahren begonnen und wird in Zukunft noch weiter an Fahrt aufnehmen. Der Markt verlangt nach starken, global agierenden Unternehmen, die möglichst individuelle Additivlösungen anbieten. Übernahmen wie die von Chemtura durch LANXESS werden daher das Feld der Kunststoffadditive auch weiterhin begleiten. Die Anbieter müssen strategisch und speziell in ihrem R&D-Bereich sehr flexibel sein, denn der Markt für Kunststoffe steht im Fokus von Regierungen, NGOs und der breiten Öffentlichkeit. Sich ändernde Vorschriften auf dem Kunststoffmarkt können zeitkritische Auswirkungen auf die Additivhersteller haben. Ein weiterer Aspekt, der entscheidend zum Erfolg von Herstellern von Kunststoffadditiven beiträgt, ist die reibungslose Integration der gesamten Supply Chain. So muss die Rohstoffseite und der Zukauf von weiteren Additiven gesichert sein, um eine zuverlässige Lieferung zu gewährleisten und innovative, individualisierte Formulierungen und Gesamtlösungen anbieten zu können.
Sven Anders ist Abteilungsdirektor und Head des Sektorteams Industrials, Mobility & Construction der IKB. Er betreut insbesondere Unternehmen aus den Branchen Chemie und Pharma und ist hier involviert in Finanzierungs- und Corporate Finance-Transaktionen der Bank. Nach dem Master of Science in Finance an der Norwegian School of Economics (NHH) hat er seine ersten beiden Berufsjahre bei einer Unternehmensberatung absolviert, bevor er 2018 zur IKB stieß.
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