Dr. Uwe Braun, Vorsitzender der Geschäftsführung von ArcelorMittal Hamburg: „Wir sind sehr zufrieden mit der Beratung und Unterstützung, die wir von den Fachleuten der IKB bei der Planung und Beantragung von Fördermöglichkeiten für unsere Demonstrationsanlage erhalten haben. “
ArcelorMittal Hamburg wurde 1969 als Hamburger Stahlwerke GmbH gegründet und ist einer der größten Hersteller von Qualitätswalzdraht in Deutschland.
Was ist der Vorteil der Dekarbonisierungsstrategie von ArcelorMittal Hamburg?
Wir haben in Hamburg die besten Voraussetzungen für klimaneutrale Stahlproduktion, da wir mit der Direktreduktion von Eisenerz mit Hilfe von Erdgas schon jetzt deutlich weniger CO2 emittieren als andere Werke mit integrierter Route. Nun planen wir eine Demonstrationsanlage, die bis 2025 gebaut werden soll und erstmals mit Hilfe von Wasserstoff Eisenschwamm im industriellen Maßstab herstellen soll, der dann zu Stahl verarbeitet wird. Das wird zunächst mit grauem Wasserstoff passieren, den wir aus Erdgas gewinnen, bis ausreichend grüner Wasserstoff zu wirtschaftlichen Preisen verfügbar ist. Parallel dazu soll über den Hamburger Wasserstoffverbund am ehemaligen Kraftwerkwerksstandort Moorburg grüner Wasserstoff in einer neuen Elektrolyseanlage produziert werden, den wir ebenfalls einsetzen können. Dazu soll das Gasnetz entsprechend ausgebaut werden. Darüber hinaus planen wir weitere Elektrolysekapazitäten auf unserem Werksgelände. Es ist unser Ziel, dass ArcelorMittal Hamburg vollkommen klimaneutral wird und damit ca. 800.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einspart.
Was sind die nächsten Schritte? Wann wird der Standort Hamburg klimaneutral sein?
Wir stehen in den Startlöchern für die Umsetzung unserer Projekte, die Detailplanung schreitet zunehmend voran. Mit unseren Technologien ist die klimaneutrale Stahlerzeugung bis 2050 weltweit möglich – mehr noch: Mit unserem Konzept werden wir sogar deutlich schneller sein. In Hamburg wollen wir bis 2030 klimaneutral produzieren. Aber dazu brauchen wir jetzt die aktive Unterstützung der Politik, um unsere Technologien mit Elektrolichtbogenofen und Direktreduktion im industriellen Maßstab zu dekarbonisieren. Die Förderanträge sind gestellt und gemeinsam mit elf weiteren Industrieunternehmen haben wir den Wasserstoffverbund Hamburg gegründet, um die notwendige Infrastruktur vor Ort an den Start zu bringen. Gemeinsam können wir den Weg in eine grüne Zukunft schaffen.
Kann grüner Stahl den Preiswettbewerb mit herkömmlich hergestelltem Stahl gewinnen? Welche Voraussetzungen sind dafür erforderlich?
Das geht nur, wenn die Kosten für Wasserstoff sinken, bzw. am Anfang gefördert werden. Aber zunächst muss Wasserstoff als Energieträger in ausreichendem Maße verfügbar sein. Regionen wie Hamburg arbeiten bereits daran, eine Infrastruktur für Wasserstoff aufzubauen, die auch für andere Industrien wichtig ist. Außerdem müssen die Technologien weiterentwickelt und die Anlagen dafür gebaut werden. Das sind Kosten, die auch die Finanzkraft eines Unternehmens wie ArcelorMittal bei weitem überschreiten. Allein unsere Pilotanlage in Hamburg kostet 110 Millionen Euro. Und sie wird nur rund zwanzig Prozent der Menge produzieren, die in Hamburg benötigt wird. Hier sind wir auf öffentliche Förderung angewiesen, damit die Technologien für klimaneutrale Produktion überhaupt an den Start gehen können. Außerdem ist es wichtig, Wettbewerbsverzerrungen zu korrigieren. Es kann nicht sein, dass Stahl aus China und anderen Regionen, der mit Kohle und ohne entsprechenden Umweltschutz hergestellt wird, einfach nach Europa importiert werden darf. Wir brauchen an den Grenzen Europas also einen Ausgleich für alle, die sich nicht umweltgerecht verhalten: Einen grünen Grenzausgleich für CO2. Kurz: Die Wettbewerbsvoraussetzungen müssen so gestaltet sein, dass sie für alle gleich sind. Dann können wir auf internationaler Ebene konkurrieren.
Finanzierungen mit der IKB
Die IKB hat ArcelorMittal Hamburg bei der Beantragung von Zuschüssen für die Umsetzung der Demonstrationsanlage unterstützt, die die Umstellung der Produktion von Eisenschwamm auf Wasserstoff ermöglichen soll. Aufgrund der Zuschusshöhe ist eine Einzelnotifzierung der EU-Wettbewerbskommission erforderlich. Die endgültige Zusage wird bis Ende 2021 erwartet.
Patrick von der Ehe ist seit etwa 20 Jahren bei der IKB und als Editor u. a. verantwortlich für den Inhalt des Corporate Blog. Zuvor arbeitete der Journalist und Diplom-Geograf als PR-Manager einer Kölner Internet-Agentur und baute die Kommunikation eines Berliner Gründerzentrums auf.
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