[Rohstoffpreis-Information – Ausgabe 11/2022]
Die Weltrohstoffpreise gaben – primär aufgrund niedriger Energiepreise – im Oktober in Dollar gerechnet um gut 13 % nach. Infolge einer Seitwärtsbewegung des Euro zum US-Dollar lag der Rückgang in Inlandswährung in der gleichen Größenordnung. Unverändert prägen Rezessionssorgen die weltweiten Rohstoffmärkte. Bei börsennotierten Metallen haben sich die Lagerbestände insgesamt nur leicht erhöht. Erfreulich ist jedoch, dass die deutschen Erdgasspeicher nun zu über 98 % gefüllt sind und der bisher milde Herbstbeginn auch im Oktober noch einen Lageraufbau erlaubte. Bei weiter geringer Inlandsproduktion und um 26 % gesunkenen Importen werten wir dies sehr positiv. Allerdings sind weitere Verbrauchsreduzierungen unabdingbar. Der Erdgaspreis dürfte bis Ende 2022 ohne einen strengen Wintereinbruch um die Marke von 150 €/MWh oszillieren. Temporär sind deutlich höhere Preise möglich. Die beschlossene Preisdeckelung für private Haushalte durch die Bundesregierung muss jetzt ergänzt um eine ausreichende Entlastung der Industrie zügig umgesetzt werden. Bei Erdöl war im bisherigen Jahresverlauf die Versorgungslage deutlich besser. Durch die ab Anfang November geltende Kürzung der Fördermenge der OPEC könnte sich diese jedoch etwas verschlechtern. Der Jahresbedarf an Erdöl wird bei 99,67 mbd (= Million Barrel per Day) gesehen, wovon 65,6 mbd aus Non-OPEC-Ländern kommen sollen. Allerdings ist sich selbst die OPEC unsicher über die tatsächliche russische Erdölförderung. Der Bedarf an OPEC-Förderung von 34,07 mbd wird zu 5,39 mbd über NGL (Natural Gas Liquids) gedeckt, sodass nun 28,68 mbd von klassischen Sorten gefördert werden müssten. Jedoch überstieg in Q3 2022 die Förderung diesen Bedarf um rund 1 mbd. Die von der OPEC angestrebte Förderkürzung geht jedoch darüber hinaus. Wir erwarten daher für den Rohölpreis bis Ende 2022 eine Bewegung um die Marke von 95 US-$ je Barrel Brent. Im ersten Halbjahr 2023 sollte es zu einer Preisentspannung kommen. Für 2023 wird im Jahresmittel ein Anstieg der Erdölnachfrage um rund 2,4 mbd gesehen, der eine höhere OPEC-Förderung bedingt.
Für den Wechselkurs des US-Dollar zum Euro sehen wir bis Ende 2022 eine Bewegung um 1,00 US-$/€.
Stahlpreise
Preise für Öl und Gas
Aluminiumpreise
Kuperpreise
Dr. Heinz-Jürgen Büchner ist Direktor und Head of Industrials & Automotive zuständig für die Metallbranche und verantwortlich für die Rohstoffanalysen der Bank. Der promovierte Volkswirt hat nach seinem Studium Lehr- und Assistententätigkeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität ausgeübt und war vor der IKB bei einer anderen Bank tätig. Er schreibt zu aktuellen Metall- und Rohstoffthemen und hält Vorträge auf internationalen Branchenveranstaltungen.
Ein sehr guter Überblick über die aktuelle Lage! Bei den Stahlpreisen war mein Eindruck, dass diese schon vor dem Rückgang der Energiepreise „abgerutscht“ sind und der Entwicklung etwas voraus waren. Jedenfalls ist Stahl jetzt so günstig wie schon lange nicht mehr und das gibt Hoffnung, dass sich die Situation einpendelt und es keinen Absturz gibt. Viele Projekte im Stahlbau wurden während der Hochpreisphase sistiert und werden jetzt wieder attraktiv. Die Stahlbauer brauchen wieder Projekte und machen gerade sehr gute Angebote. Das ist jedoch nur die Materialbetrachtung. Zinsen und Lohnerhöhung haben natürlich auch einen großen Impact.