[Kapitalmarkt-News vom 23. Mai 2023]

Fazit: Die Produktion der Industriebranchen entwickelte sich im Jahr 2022 sehr heterogen. Verantwortlich dafür waren Lieferengpässe, hohe Energiekosten und eine schwache Konjunktur. Zwar scheint sich die Situation auf der Angebotsseite entspannt zu haben, eine synchrone Erholung ist angesichts der absehbaren Konjunktureintrübung dennoch nicht zu erwarten. Vielmehr ist in den kommenden 12 Monaten mit weiteren Belastungen für die Produktion zu rechnen.

Besonders betroffen hiervon sind die Automobil- und Metallindustrie, während die Chemieproduktion ohne Pharma, die traditionell konjunktursensitiv ist, von Aufholeffekten profitieren könnte. Insgesamt wird die Konjunktur in Deutschland kaum Impulse liefern, um die in vielen Branchen anstehende notwendige Transformation am Standort Deutschland kurzfristig voranzutreiben.

Aufgrund nachlassender Lieferengpässe konnte das Verarbeitende Gewerbe seine Produktion im bisherigen Verlauf von 2023 deutlich steigern. Das Niveau bleibt aber insgesamt deutlich unter dem von Anfang 2022. Dabei verlief die Entwicklung allerdings sehr heterogen. Schlusslicht ist die Chemieindustrie, deren Produktion durch die hohen Energiekosten belastet wurde und im März immer noch 17 % unter dem vergleichbaren Vorjahresmonat lag. Die Automobilindustrie hat dagegen vom Nachlassen der Lieferengpässe profitiert und einen Produktionsschub erfahren; im März endete diese positive Entwicklung allerdings abrupt. Insgesamt zeigten im März nur drei Branchen am Standort Deutschland ein Produktionsplus im Vergleich zum Vorjahr: Ernährung, Elektro und Automotive.

Die Treiber der Branchen waren in den letzten Jahren sehr unterschiedlich. Lieferengpässe, deren Beseitigung sowie Energiekosten haben sich unterschiedlich auf die Branchen ausgewirkt. Dies gilt vor allem auch deshalb, weil es keine kräftigen Konjunkturimpulse gab, die einheitlich für Auftrieb sorgten. Das Restjahr 2023 und 2024 sollten vor allem durch eine zunehmend breite Nachfrageschwäche gekennzeichnet sein. Denn die geldpolitische Straffung in den USA sowie in der Euro-Zone wird die Konjunktur spürbar belasten. Auch kann Chinas Konjunkturentwicklung aktuell nur wenig überzeugen. Ein deutlicher chinesischer Schub für das globale Wirtschaftswachstum scheint unwahrscheinlich. Deshalb wird allgemein für das aktuelle sowie kommende Jahr eher von einem stagnierenden bzw. kaum wachsenden deutschen BIP ausgegangen. Für dieses Jahr liegen die BIP-Wachstumsprognosen für Deutschland bei ca. 0 %, für das kommenden Jahr bei ca. 1 %.

Mit dem Abklingen von Lieferengpässen und spezifischen Branchenherausforderungen ist seit Anfang 2023 wieder verstärkt der allgemeine Konjunkturverlauf bestimmender Faktor für die einzelnen Branchen. Dies bestätigt auch die Empirie, da der Umfang der Produktion aktuell ausreichend und allein durch die Konjunkturentwicklung erklärt werden kann. Allerdings belastet die sich eintrübende Konjunktur den Wachstumsausblick des Verarbeitenden Gewerbes und wird eine generelle Belebung verhindern. Eine spürbare synchrone Erholung der Branchen scheint deshalb in den nächsten 12 Monaten eher unwahrscheinlich, auch wenn dieser angesichts der anstehenden strukturellen Transformationen in Deutschland sicherlich wünschenswert wäre.

Der Ausblick konjunktursensibler Branchen wird durch die erwartete Eintrübung eher negativ sein. Hierzu gehört vor allem die Automobilindustrie. Deren Produktion zeigt eine Elastizität zur allgemeinen Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes von deutlich über 1, was sie besonders konjunkturabhängig macht. Die durch nachlassende Lieferengpässe getriebenen positiven Produktionseffekte der letzten Monate werden sich deshalb nicht fortsetzen. Anders bei der Chemieindustrie: Die Chemieindustrie ohne Pharmaindustrie ist deutlich weniger abhängig von der aktuellen Konjunkturentwicklung. Hier sind es vor allem strukturelle Herausforderungen, die die Produktion am Standort Deutschland schon seit Jahren prägen und für einen negativen Trend sorgen. Dieser sollte allerdings im laufenden Jahr durch Aufholeffekte nach dem Einbruch im Jahr 2022 vorübergehend durchbrochen werden. Schätzungen bestätigen, dass die Produktion der Elektroindustrie und des Maschinenbaus weniger von der Konjunktureintrübung betroffen ist – vor allem im Vergleich zur Automobil- und Metallindustrie. Abb. 2 zeigt also die Entwicklung einzelner Branchen, wenn das Wachstum des Verarbeitenden Gewerbes insgesamt um einen Prozentpunkt zulegt. Im Fall der Chemieindustrie sind es aufgrund der dominierenden strukturellen Themen nur 0,3 Prozentpunkte, bei der Automobilindustrie hingegen 2 Punkte.

Doch wie stellt sich der Ausblick für das Verarbeitende Gewerbe insgesamt dar? Abb. 3 zeigt die Prognosespanne mit den oben genannten Annahmen zum BIP-Wachstum von 0 % für 2023 und 1 % für 2024. Der Erwartungswert deutet auf eine stagnierende Industrieproduktion hin, die sich erst in der zweiten Hälfte 2024 etwas erholen sollte. Auch kann aufgrund der aktuellen Prognosen zum BIP-Wachstum mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass das Vor-Corona Produktionsniveau – geschweige denn das Niveau von 2018 – in den nächsten 18 Monate nicht erreicht werden wird (obere Grenze). Zudem besteht zumindest bis Mitte 2024 negatives Korrekturpotenzial (untere Grenze). Die Abwärtsrisiken dominieren also – zumindest in den nächsten 12 Monaten. Auch sind Produktionsrückgänge in der Automobil- und Metallindustrie eher wahrscheinlich. Bei der Chemieindustrie sollten hingegen Aufholeffekte die negativen Konjunktureinflüsse überlagern.

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