Deutsche Wirtschaft: insgesamt überzeugendes Wachstum im zweiten Quartal 2018
[Kapitalmarkt-News vom 14. August 2018] Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 0,5 % gewachsen, nachdem sie im ersten Quartal um 0,4 % zulegen konnte – dies sind gute Zahlen. Zum einen hat sich die Dynamik um 0,1 Prozentpunkte leicht beschleunigt. Zum anderen fiel das Wachstumstempo im zweiten Quartal besser aus, als allgemein erwartet wurde (IKB-Prognose lag bei einer Steigerung von 0,4 % zum Vorquartal). Es sind zudem gute Zahlen, weil sie eher die Einschätzung einer konjunkturellen Verschnaufpause als die einer deutlichen Abkühlung in der ersten Jahreshälfte 2018 stützen; damit sollten sich die konjunkturellen Sorgen etwas relativieren.
Weniger überraschend waren die Treiber des deutschen Wachstums. So haben die Binnennachfrage durch den privaten und staatlichen Konsum, aber auch Investitionen in Bauten und Ausrüstung einen positiven Beitrag geleistet. Wie infolge des anziehenden Welthandels im zweiten Quartal zu erwarten war, konnte auch der deutsche Export zulegen, während die Importe aufgrund der soliden Binnennachfrage noch stärker stiegen.
Ausblick verhalten positiv
Das zu erwartende Konjunkturbild bleibt trotz der ermutigenden Zahlen von heute dennoch unübersichtlich. Zum einen deutet das ifo Geschäftsklima nach wie vor auf keine Stabilisierung der Unternehmensstimmung in Deutschland hin, während Sorgen über die US-Handelspolitik weiterhin ein Thema bleiben. Zum anderen hat der Welthandel an Dynamik zugelegt, und die Voraussetzungen für ein stabiles Wachstum des privaten Konsums (55 % des deutschen BIP) sind nach wie vor äußerst positiv. So haben im zweiten Quartal 44,8 Mio. Erwerbstätige in Deutschland zur Dynamik beigetragen, was im Jahresvergleich ein Plus von 1,4 % darstellt. Zusammen mit den realen Lohnzuwächsen stärkt dies das verfügbare Einkommen und damit den Wachstumsausblick für den privaten Konsum in Deutschland. Auch sollten sich die Gefahren durch die US-Handelspolitik eher in Grenzen halten (siehe IKB-Kapitalmarkt-News 24. Juli 2018). Dennoch ist es nicht ohne Risiko, eine bedeutende Wachstumsbeschleunigung im dritten und vierten Quartal zu erwarten. Doch für eine Wachstumsprognose von um die 2 % für Deutschland im Jahr 2018 ist diese auch nicht notwendig. Die IKB bestätigt mit den heutigen Zahlen ihre BIP-Jahresprognose für Deutschland und erwartet weiterhin ein BIP-Wachstum von um oder knapp unter 2 % für 2018. Mit einem Wirtschaftswachstum von 0,4 % im ersten und 0,3 % im zweiten Quartal bleibt die Konjunkturprognose auch für die Euro-Zone grundsätzlich in Takt. Zudem scheinen sich europäische Frühindikatoren zu stabilisieren und grundsätzlich weiterhin auf Expansion hinzudeuten. Die IKB erwartet ein BIP-Wachstum für die Euro-Zone von rund 2 % für 2018. Die EZB geht von einem BIP-Wachstum von 2,1 % aus, was ebenfalls weiterhin plausibel erscheint. Die Beendigung des Aufkaufprogramms Ende 2018 wird somit durch die Wachstumszahlen für das zweite Quartal bestätigt.
Fazit
Die deutsche Wirtschaft konnte trotz der positiven Revidierungen für das erste Quartal 2018 ihre Wachstumsdynamik im zweiten Quartal 2018 leicht verbessern und somit durch ein grundsätzlich intaktes Konjunkturbild überzeugen. Auch wenn Unsicherheiten durch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft und die US-Handelspolitik den kurzfristigen Ausblick erschweren, ist eine Wachstumsprognose für Deutschland von um oder knapp unter 2 % für 2018 weiterhin mit einem ausgeglichenen Risiko verbunden. Gleiches gilt für die Wachstumsprognose der Euro-Zone (2018: 2,0 %). Von der Beendigung des EZB-Aufkaufprogramms Ende 2018 kann somit weiterhin ausgegangen werden.
Dr. Klaus Bauknecht ist als Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG verantwortlich für die volkswirtschaftlichen Analysen, Prognosen und Einschätzungen der Bank. Zudem lehrt der promovierte Volkswirtschaftler an der Nelson Mandela University in Südafrika. Zuvor arbeitete er in verschiedenen leitenden Positionen anderer Banken und im südafrikanischen Finanzministerium. Er schreibt zu aktuellen und übergeordneten Konjunktur-, Volkswirtschafts- und Marktthemen.
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