[Kapitalmarkt-News vom 26. Juli 2018] Die EZB hatte in ihrer vorletzten Stellungnahme zur geldpolitischen Ausrichtung Spekulationen über Zinsanhebungen in der zweiten Hälfte von 2019 geschürt. Auslöser war die Aussage der Notenbank, dass die Zinsen noch mindestens „bis über den Sommer 2019“ auf dem aktuellen Niveau verweilen werden. Dies führte zu einer Reihe von Spekulationen, was mit dieser Formulierung gemeint sein könnte, und wann konkret die Zinsen angehoben werden sollen – während oder erst nach dem Sommer 2019? Dass keine konkretere Antwort erfolgte, ist nicht überraschend. Unerwartet war hingegen, dass die EZB sich überhaupt über den zukünftigen Zinspfad äußerte – etwas, das sie doch immer abgelehnt hatte. Die Sorge, dass mit der angekündigten Beendigung des Aufkaufprogramms bis Ende 2018 Renditen deutlicher reagieren könnten als unbedingt notwendig, scheint die EZB veranlasst zu haben, Erwartungen über die zukünftige Zinspolitik etwas konkreter zu beeinflussen. Doch die Sorge vor steigenden Renditen hat sich in der Folge als unbegründet erwiesen. Bundrenditen sind aufgrund schwächerer Konjunkturdaten sowie der Furcht vor einem eskalierenden Handelskonflikt wieder relativ deutlich gesunken. Inzwischen verleihen die aufgehellten Konjunkturdaten der EZB erneut Chancen, eine Zinswende 2019 vollziehen zu können – auch wenn dies in erster Linie eine Abkehr von der Negativzinspolitik bedeutet und nicht unbedingt den Beginn von anhaltend steigenden Zinsen und damit einer geldpolitische Straffung.

In der heutigen Stellungnahme wiederholte die EZB ihre Aussage, dass die Leitzinsen mindestens über den Sommer 2019 und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden, um auf mittlere Sicht eine fortgesetzte nachhaltige Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe 2 % sicherzustellen. Auch zum weiteren Ablauf bzw. zur Beendigung des Aufkaufprogramms blieb das Statement unverändert: Das Aufkaufvolumen im Rahmen des Asset Purchase Program (APP) wird im derzeitigen Umfang von 30 Mrd. Euro pro Monat bis September und danach mit 15 Mrd. Euro bis Jahresende 2018 fortgesetzt. Danach wird das Programm beendet. Tilgungsbeträge werden noch für längere Zeit reinvestiert. Die EZB hält sich weiterhin alle Optionen offen, indem sie darauf hinweist, dass alle Aussagen und angedeuteten geldpolitischer Entwicklungen von weiterhin guten Konjunkturdaten abhängen. Draghi betonte, dass der schwelende Handelskonflikt mit den USA ein bedeutendes Risiko darstellt. Die EZB sieht aktuell jedoch keinen Grund, ihre Prognosen diesbezüglich zu ändern.

Die Wachstumsschwäche im ersten und zweiten Quartal sieht die EZB weiterhin als eher temporäre Verschnaufpause an. Die Volkswirtschaften der Euro-Zone befinden sich gemäß der EZB auf einem soliden Wachstumspfad. Dies stützt die Erwartung einer graduellen Konvergenz der Inflationsrate hin zum mittelfristigen Inflationsziel. Jüngste Konjunkturdaten haben sich stabilisiert und bestätigen diese Einschätzung, ebenso wie die im Juni veröffentlichten Wachstums- und Inflationsprognosen der EZB. Das Risiko sieht die Notenbank als ausgeglichen an. Risiken ergeben sich vor allem aus dem globalen Umfeld. Die EZB erwartet weiterhin einen graduellen Anstieg der Kerninflationsrate in Folge der guten Konjunktur und steigender Lohnkosten (siehe IKB-Kapitalmarkt-News 19. Juli 2018). Draghi plädierte erneut für eine stärker wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik sowie für die Notwendigkeit fiskalischer Puffer und damit für mehr fiskalpolitischen Handlungsspielraum.

Fazit

Das Konjunkturumfeld, insbesondere die jüngsten wirtschaftlichen Frühindikatoren geben der angestrebten geldpolitischen Wende der EZB stärkere Glaubwürdigkeit, vor allem im Vergleich zur letzten Sitzung im Juni. Ob die Inflationsrate jedoch das prognostizierte Niveau erreichen wird, ist angesichts der Lohnstückkostenentwicklung mehr als fraglich.

Doch noch hält die EZB an ihren Prognosen fest und bestätigt somit Erwartungen einer Beendigung des Aufkaufprogramms am Ende dieses Jahres sowie möglicher Zinsanhebungen in 2019. Ob die US-Handelspolitik der EZB einen Strich durch die Rechnung macht, bleibt abzuwarten.

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