Jürgen Heindl, CEO Progroup AG ©Hartmut Nägele
Progroup ist einer der führenden Wellpappenrohpapier- und Wellpapphersteller in Europa. Das Unternehmen betreibt in sechs Ländern Zentraleuropas Produktionsstandorte. Dazu zählen aktuell drei Papierfabriken, elf Wellpappformatwerke, ein Logistikunternehmen und ein EBS-Kraftwerk.
Was ist das Besondere an Ihrer neuen Papierfabrik PM3?
Ich bin davon überzeugt, dass Ökonomie und Ökologie einander bedingen. Denn Sie müssen bedenken: Eine Papiermaschine läuft mindestens 50 Jahre. Eine wichtige Rolle kommt dabei der Nachhaltigkeit zu. Mangelnde Nachhaltigkeit wird immer mehr zu einem Kostenfaktor werden. Deshalb tun wir gut daran, intensiv in die CO2– Neutralität und das Prinzip der Kreislaufwirtschaft zu investieren. Für uns sind Innovation und Investition Geschwister: Ohne ständige Investitionen in innovative Technologien und Verfahren, auch unter ökologischen Aspekten, wird man die ökonomischen Konsequenzen tragen müssen.
Wir haben deshalb eine neuartige Kreislaufwasserbehandlungsanlage integriert, die mittels modernster Technologien einen vollständig geschlossenen Wasserkreislauf ermöglicht. Sie arbeitet wie eine biologische Niere und bereitet das eingesetzte Prozesswasser auf, um es in die Produktion zurückzuführen. Dadurch sparen wir der Umwelt rund 3.750.000 Kubikmeter Frischwasser pro Jahr. Zugleich erzeugt die Anlage Biogas, das wir zum Betreiben der Fabrik verwenden. So verbraucht die Papiermaschine zehn Prozent weniger fossile Brennstoffe als vergleichbare Anlagen. Es lohnt sich also gleich doppelt.
Und wodurch zeichnet sich Wellpappe aus?
Wir produzieren das Massengut Wellpappe mit modernster Technik so effizient, dass unsere Kunden auch kleinste Bestellungen für ihre Verpackungen kostengünstig, zeit- und mengengenau geliefert bekommen. Unsere drei Papierfabriken versorgen unsere elf Wellpappwerke mit Wellpappenrohpapier und machen uns unabhängig vom schwankenden Papiermarkt.
Wellpappe ist ein Produkt mit Zukunft, das bestätigen die Wachstumsraten der Wellpappindustrie eindrucksvoll. Sie liegen seit Jahren deutlich über denen des Wirtschaftswachstums in Deutschland. Aktuelle Studien zeigen, dass zahlreiche Verbraucher in Deutschland generell Waren kaufen möchten, für die möglichst wenig Verpackungsmaterial verwendet wird. Die von uns produzierten und in Verkehr gebrachten Papiere und Wellpappformate bedienen diesen Trend. Sie sind recyclingfähig und Teil einer sehr effizienten und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Dabei spielt die kontinuierliche technologische Weiterentwicklung eine große Rolle.
Unser Bestreben ist es, die Dinge zu erneuern, sie besser zu machen. Der Treiber unseres Erfolgs ist dabei immer unsere Innovationskraft. Wir setzen nicht auf Standards, sondern denken in die Zukunft und welche Anforderungen für unsere Produkte entstehen könnten. Werksübergreifend prüfen wir regelmäßig, wo und wie wir den Einsatz modernster und umweltschonender Techniken für unsere Ziele verwenden können.
Woher rührt Ihre Innovationskraft?
Progroup pflegt enge Partnerschaften mit den Anlagenherstellern. Gemeinsam mit ihnen gestalten unsere Experten an den verschiedenen Standorten die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens. Um Innovationen voranzutreiben, scheuen wir uns auch nicht, vielversprechende Prototypen in Betrieb zu nehmen. Unsere 19 Jahre alte Papierfabrik PM1 in Burg haben wir unlängst erfolgreich mit einer solchen Pilotanlage, dem sogenannten „HardNip“, ausgestattet. Das ist ein Aggregat, das Stärke auf die Papierbahn aufbringt und dadurch die Festigkeit des Papiers beeinflusst. Der Mut hat sich ausgezahlt. Wir produzieren dort seitdem nicht nur energieeffizienter, auch die Produktqualität wurde deutlich verbessert.
Progroup ist bereit für die Industrie 4.0. Grundlage für Business Intelligence sind „big data“, also riesige Datenmengen. Diese Datenbasis nutzen wir entlang unserer kompletten Wertschöpfungskette. Wir entwickeln eine intelligente, übergeordnete Vernetzung aller Prozesse und Standorte. Künstliche Intelligenz und das Internet of Things sind für uns integrative Bestandteile unserer Fertigung. Bei der Papierherstellung gingen mit dem Start von PM3 zum Beispiel bereits neue Services live. Virtuelle Sensoren helfen hier, den Ressourcenverbrauch bei gleichbleibender Qualität zu senken. In diesen Bereich zu investieren, ist ein wichtiger Schritt, um auch in Zukunft ein nachhaltiges Wachstum sicherzustellen.
Aktuelle Finanzierung mit der IKB
Aufgrund der guten Erfahrungen aus vorangegangenen Projekten mandatierte uns die Progroup eine optimale KfW-Fördermittelstruktur für die Investition in die Papierfabrik PM3 zu erarbeiten und als Kreditgeber zu begleiten. Die effiziente Zusammenarbeit führte zur schnellen Genehmigung des Förderkredits mit bedeutendem Zuschuss.
Patrick von der Ehe ist seit etwa 20 Jahren bei der IKB und als Editor u. a. verantwortlich für den Inhalt des Corporate Blog. Zuvor arbeitete der Journalist und Diplom-Geograf als PR-Manager einer Kölner Internet-Agentur und baute die Kommunikation eines Berliner Gründerzentrums auf.
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