Größte elektrische Tiegelofenanlage Europas, mit der Fritz Winter die anfallenden CO2-Emissionen um 25 Prozent reduzieren wird – das entspricht rund 43.000 Tonnen pro Jahr.
Die im Jahr 1951 gegründete Fritz Winter Eisengießerei ist ein in dritter Generation geführtes Familienunternehmen und stellt u. a. Motorblöcke und Bremsscheiben her. Ist dies in Zeiten von Klimaneutralität ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell?
Das Erste, woran man bei einer Gießerei denkt, sind schmutzige Fabrikhallen, rauchende Schornsteine und ein hoher Bedarf an fossilen Energieträgern wie beispielsweise Koks und Gas. Doch Fritz Winter hat gezeigt, dass es auch anders geht, denn Nachhaltigkeit ist bei uns gelebtes Selbstverständnis und kein Lippenbekenntnis. Bereits seit 1953 setzen wir 100 % Stahlschrott als Werkstoffgrundlage ein und treiben die Nutzung von Abwärme, erneuerbaren Energien und damit die Kreislaufwirtschaft voran. Von 1988 bis heute konnten wir z. B. den Trinkwasserverbrauch für die Produktion von einer Tonne Eisenguss um 67 % senken.
Unser Ziel ist es, als Gießerei bis 2045 CO2-neutral zu produzieren. Dies wollen wir erreichen, indem wir den Einsatz fossiler Energieträger deutlich reduzieren, nachhaltig erzeugten Strom nutzen und unsere Produkte und Prozesse ständig hinsichtlich Umwelt- und Ressourcenschonung verbessern. So haben wir beispielsweise Beschichtungsverfahren ecoCoating für Bremsscheiben entwickelt, die den Feinstaub beim Bremsabrieb um 90% reduzieren. Unser innovatives Gießverfahren ecoCasting kommt ohne Formsand aus und benötigt deutlich weniger Ressourcen wie Wasser und CO2. Im Übrigen können die von uns hergestellten Antriebsmodule auch mit E-Fuels oder Wasserstoff betrieben werden.
Für unsere Bemühungen, überwiegend in klimafreundliche Maschinen und Anlagen zu investieren, haben wir von der IKB insgesamt fünf Zertifikate mit einem Volumen von mehr als € 50 Mio. ausgehändigt bekommen.
Dieses Geld ist in den vergangenen Jahren unter anderem in energieeffiziente Bearbeitungsmaschinen in das Technologiezentrum Bremsen in Stadtallendorf und in den US-Standort Fritz Winter North America in Franklin, Kentucky, sowie in umweltfreundliche Technologien wie ecoCasting geflossen.
Dies alles zeigt, wir stellen uns den Herausforderungen unserer Zeit und investieren in die Eisengießerei von morgen. Wir sind bereit für die Zukunft.
Klimaneutralität wird eher durch einen Prozess der Transformation als durch eine einmalige Finanzierung erreicht. Wie hat die IKB Ihnen auf Ihrem Weg geholfen?
Über Jahrzehnte ist die IKB nicht nur ein Finanzierer für unsere Investitionen, sondern durch ihre hohe Fördermittelkompetenz und ihr ausgeprägtes technisches Verständnis ein kompetenter Berater und Begleiter unseres Transformationsprozesses. Fritz Winter und die IKB passen einfach zusammen. Beides traditionsreiche Unternehmen, die etwas „Bewahrendes“ auszeichnet: Erhalt des Produktionsstandorts Deutschland, Bewahrung traditioneller Industrien und damit verbunden die Sicherung von Arbeitsplätzen. Wir sprechen dieselbe Sprache und haben das gleiche Verständnis über Themen und Herausforderungen einer Gießerei. Dadurch ist die IKB über die letzten Jahrzehnte ein vertrauensvoller und verlässlicher Partner in allen bedeutenden Investitionsentscheidungen von Fritz Winter geworden. Mit der IKB kann ich mich über die Substitution eines Kupolofens durch Elektro-Tiegelöfen genauso austauschen wie über eine dafür notwendige optimale Finanzierung.
Gibt es etwas, was Sie der IKB zu ihrem 100-jährigen Jubiläum sagen möchten?
Wir wünschen uns, die IKB auch in Zukunft als verlässlichen Partner auf unserem Weg zur Klimaneutralität an unserer Seite zu haben. Mit Banken wie der IKB, die ein tiefes Verständnis für die Themen von Unternehmen wie unseres hat, gehen wir der weiteren Transformation mit Zuversicht entgegen. Ich wünsche der IKB deshalb auch für die nächsten 100 Jahre alles Gute und viel Erfolg. Der deutsche Mittelstand braucht für seine Transformation Finanzinstitute wie die IKB. Bleibt auch in Zukunft so nahe am Puls der deutschen Industrie wie in den letzten 100 Jahren!
Dr. Klaus Bauknecht ist als Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG verantwortlich für die volkswirtschaftlichen Analysen, Prognosen und Einschätzungen der Bank. Er schreibt zu aktuellen und übergeordneten Konjunktur-, Volkswirtschafts- und Marktthemen. Zudem kommentiert er regelmäßig konjunkturelle Entwicklungen in renommierten Wirtschaftsmedien und ist mit seinen pointierten Präsentationen häufiger Gast bei Verbänden und Unternehmen. Zuvor arbeitete Klaus Bauknecht in verschiedenen leitenden Positionen anderer Banken und im südafrikanischen Finanzministerium.
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