[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 1. Dezember 2022]

Am 17. August 2022 hat Präsident Joe Biden den „Inflation Reduction Act“ unterschrieben und somit massive staatliche Investitionen in Erneuerbare Energien und Wasserstoff in den Vereinigten Staaten ermöglicht. Insgesamt geht es bei der Energiesicherung und bei der Bekämpfung des Klimawandels um Steuervorteile und sonstige Anreize in Höhe von 391 Mrd. US-Dollar. In Verbindung mit zahlreichen Investitionen in petrochemische Großanlagen an der US-Golfküste erlebt die USA eine Welle der Reindustrialisierung. Der Standort steht aktuell aufgrund von Technologieoffenheit, weniger scharfen Umweltregularien und günstiger Energiepreise bei Unternehmen hoch im Kurs. Gerade energieintensive Chemieunternehmen wollen von den günstigen Rahmenbedingungen profitieren.  

CO2-Abgaben und Steuererleichterungen machen grünen Wasserstoff wettbewerbsfähig

Im Zentrum der Klimaneutralitätsbemühungen der Chemischen Industrie stehen grüner Wasserstoff und seine Derivate. Im Jahr 2021 hat IHS Markit den globalen Markt für Wasserstoff auf jährlich 78 Mio. t geschätzt. Etwa 93 % werden für die Herstellung von Ammoniak, Methanol, synthetischer Kraftstoffe und als Reduktionsmittel in Raffinerien eingesetzt. 97 % des derzeit verfügbaren Wasserstoffs sind „grau“, werden also auf Basis fossiler Energieträger hergestellt, meist aus Erdgas mittels Dampfreformierung. Hierbei fallen ca. 7 Tonnen CO2 pro Tonne Wasserstoff an. Derzeit ist die Herstellung auch in den USA ohne staatliche Unterstützung nicht wirtschaftlich, trotz niedriger Strompreise. Mögliche Maßnahmen zur Herstellung der Wettbewerbsfähigkeit beinhalten strengere CO2-Emissions-Grenzen, höhere CO2-Abgaben, die Bezuschussung von weniger klimaschädlichem Wasserstoff, höhere technische Effizienz und niedrigere Preise für Erneuerbare Energien.

Dauerhafter Zugang zu günstigem Strom notwendig

Während die Wasserelektrolyse die Vorteile von kleineren Anlagen aufweist, sowie eine höhere Flexibilität in der Anlagenfahrweise, niedrigere Temperaturen bei Ausschluss fossiler Rohstoffe, bietet die Methanpyrolyse trotz negativen CO2-Fußabdrucks die Möglichkeit, wertvolle Carbon-Black-Produkte herzustellen. Beide Technologien benötigen allerdings konstanten Zugang zu günstigem, erneuerbarem Strom. Analysen von IHS Markit zeigen, dass die Produktion von grünem Wasserstoff bei einem aktuellen Strompreis von 60 US-$ / MWh nicht wirtschaftlich ist. Als Grenzkosten sehen Experten einen Preis von 40 US-$ / MWh. Ähnliche Zahlen sind auch aus dem europäischen Markt zu hören. Nichtsdestotrotz zeigt die Analyse, dass klimaneutrale Technologien im Jahr 2030 nur wirtschaftlich sind, wenn der Staat die Kosten subventioniert oder den Prozess der Dampfreformierung durch CO2-Abgaben verteuert. Der Inflation Reduction Act unterstützt den Hochlauf der Wasserstoffindustrie in den USA massiv und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Projekte im Vergleich zu Europa.

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Dennis Rauen
Prokurist Consumer/Retail, Logistics & TMT
E-Mail: dennis.rauen@ikb.de