Globale Konjunktur hellt sich auf
[Kapitalmarkt-News vom 25. Juni 2018] In den letzten Monaten kannten die Frühindikatoren der Euro-Zone nur eine Richtung – sie waren abwärts gerichtet. Das hat Skepsis über den weiteren konjunkturellen Verlauf aufkommen lassen. Vor allem die Industrieproduktion hat in 2018 bisher enttäuscht. Allerdings ist festzuhalten, dass der aktuelle Rückgang der deutschen Produktion im Zusammenhang mit dem starken Anstieg im letzten Jahr zu sehen ist. Somit deuten die Indikatoren und die Industrieproduktion eher auf eine Normalisierung des Wachstums hin als auf einen konjunkturellen Einbruch. Dementsprechend hat die IKB ihre BIP-Wachstumsprognose für Deutschland reduziert, erwartet für 2018 aber immer noch eine Wirtschaftsdynamik von ca. 2 % oder knapp darunter.
Die Einkaufsmanager-Umfragen für die Euro-Zone und Deutschland haben im Juni positiv überrascht und den ersten Anstieg seit Januar verzeichnen können. Auch scheint die Dynamik des Welthandels erneut zuzulegen, was als Indiz für eine anziehende globale Industrieproduktion zu sehen ist (siehe IKB-Kapitalmarkt-News 21. Juni 2018). Zwar bleibt Trumps Handelspolitik ein Unsicherheitsfaktor, aber abgesehen vom Szenario eines globalen Handelskrieges sollte dieser Einfluss nicht überbetont werden.
ifo Geschäftsklima trübt sich im Juni leicht ein
Das ifo Geschäftsklima, das als bedeutendster Indikator für die deutsche Wirtschaft gilt, hat sich hingegen im Juni nach der Stabilisierung im Vormonat erneut leicht eingetrübt. Der Index sank um 0,5 Zähler auf 101,8 Punkte. Unerwartet stark hat die Beurteilung der aktuellen Lage nachgelassen. Dieser Teil-Index verringerte sich um 1,0 Zähler auf 105,1 Punkte, befindet sich aber nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau. Die Geschäftsperspektiven für die nächsten sechs Monate blieben dagegen unverändert. Der Index verharrte bei 98,6 Punkten.
Verbesserte Rahmenbedingungen geben Indiz für Wachstumsbeschleunigung in der zweiten Jahreshälfte
Insgesamt verbessern sich die Wachstumsperspektiven aufgrund der vorliegenden aktuellen Daten – allerdings erst für das dritte Quartal 2018. Aus dieser Sicht sollte der Rückgang des ifo Geschäftsklimas im Juni nicht überbewertet werden, auch weil sich die Erwartungskomponente des Index zu stabilisieren scheint, da es durch das sich verbessernde globale Umfeld in den kommenden Monaten weiter gestützt werden sollte. Das ifo Geschäftsklima als Frühindikator mit der höchsten Aussagekraft für den kurzfristigen Wachstumsverlauf der deutschen Wirtschaft signalisiert allerdings keine Wachstumsbeschleunigung im zweiten Quartal.
Das ifo Geschäftsklima hat seine höchste Relevanz für das BIP-Wachstums des Folgequartals: Der ifo Index im zweiten Quartal hat also vor allem eine Aussagekraft für das BIP-Wachstum im dritten Quartal. Abb. 3 zeigt den BIP-Wachstumspfad für das zweite und dritte Quartal auf Basis des Ifo Index und der IKB-Einschätzung. So sind die Prognoserisiken für das zweite Vierteljahr eher nach unten gerichtet, während vor allem die Erwartungen einer Aufhellung des globalen Umfelds – trotz des erneuten ifo Rückgangs – den Ausblick für das dritte Quartal stützen. Damit die BIP-Prognose von 2 % für das Gesamtjahr 2018 aufrecht erhalten werden kann, muss sich das Geschäftsklima in der zweiten Jahreshälfte aufhellen. Es ist durchaus damit zu rechnen, dass nicht nur der private und staatliche Konsum in der zweiten Jahreshälfte verstärkt positive Wachstumsbeiträge liefern sollten, sondern auch Ausrüstungsinvestitionen und Export.
Fazit
Zwar ist das ifo Geschäftsklima im Juni erneut leicht zurückgegangen, die Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft scheinen sich dennoch perspektivisch zu verbessern. Denn es gibt Anzeichen für eine Belebung des Welthandels und der globalen Industrieproduktion. Auch Frühindikatoren wie die europäischen und deutschen Einkaufsmanager-Umfragen deuten auf eine mögliche Stabilisierung hin. Hält diese Entwicklung an, wird sie erst in der zweiten Jahreshälfte zum Tragen kommen. Damit ein BIP-Jahreswachstum von rund 2 % für Deutschland in 2018 noch erreicht werden kann, muss auch der ifo Index in den kommenden Monaten zulegen. Insgesamt scheint sich das Prognoserisiko trotz der aktuellen Eintrübung des ifo Geschäftsklimas leicht reduziert zu haben.
Dr. Klaus Bauknecht ist als Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG verantwortlich für die volkswirtschaftlichen Analysen, Prognosen und Einschätzungen der Bank. Zudem lehrt der promovierte Volkswirtschaftler an der Nelson Mandela University in Südafrika. Zuvor arbeitete er in verschiedenen leitenden Positionen anderer Banken und im südafrikanischen Finanzministerium. Er schreibt zu aktuellen und übergeordneten Konjunktur-, Volkswirtschafts- und Marktthemen.
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