Wie erwartet – die Stimmung erhält einen Dämpfer
[IKB-Kapitalmarkt-News vom 22.März 2018] Die Sorgen über einen eskalierenden Handelsstreit mit den USA haben der Stimmung der Unternehmen in Deutschland, wie erwartet, einen Dämpfer verpasst. Das ifo Geschäftsklima – bedeutendster Stimmungsindikator für die deutsche Wirtschaft – ist von 115,4 Punkten im Februar 2018 auf 114,7 Zähler im März gesunken. Dabei haben sich die Geschäftserwartungen und auch die Beurteilung der Geschäftslage verschlechtert. Der Index für die aktuelle Lage fiel leicht um 0,5 Punkte auf 125,9 Zähler; hier wurde eine deutlichere Eintrübung erwartet. Damit schätzen die Unternehmen ihre aktuelle Situation nach wie vor trotz der geringfügigen Verschlechterung sehr gut ein. Der Indikator für die Geschäftsperspektiven trübte sich dagegen, wie erwartet, deutlicher um einen Punkt ein und liegt jetzt bei 104,4 Zählern. Die Sorgen über einen eskalierenden Handelsstreit mit den USA lassen die Unternehmen folglich etwas weniger optimistisch in die Zukunft blicken.
Implikationen für das BIP-Wachstum
Der ifo Index gilt als einer der aussagekräftigsten Frühindikatoren für das deutsche BIP-Wachstum, insbesondere für das Folgequartal. So hatte der Index für Januar und Februar 2018 bereits eine Wachstumsverlangsamung für die nächsten Monate des Jahres signalisiert. Mit dem März-Wert liegt nun das durchschnittliche ifo Ergebnis für das erste Quartal vor und liefert damit die Indikation für das BIP-Wachstum im zweiten Quartal. Da bereits im vorigen Monat von einem erneuten Rückgang ausgegangen worden war, hat sich die auf dem ifo basierende Wachstumserwartung für das zweite Quartal 2018 nicht wesentlich verändert. Die IKB erwartet jeweils ein BIP-Wachstum zwischen 0,6 % und 0,5 % für das erste und zweite Vierteljahr 2018 (zum Vorquartal). Dabei ist der Hinweis wichtig, dass nicht das Niveau für die Prognose entscheidend ist, da es über die Jahre einen positiven Trend entwickelt hat. Bedeutender ist die Veränderung des ifo Geschäftsklimas. Wie Abb. 2 zeigt, ist deshalb ein weiterhin stabiles, wenn auch etwas weniger dynamisches BIP-Wachstum zu erwarten.
Einschätzung
Vor dem Hintergrund des möglichen Handelsstreits mit den USA mussten auch die anderen Stimmungsindikatoren – wie die ZEW-Konjunkturerwartungen und der Einkaufsmanager-Index – Einbußen hinnehmen. Dennoch bleiben die Indikatoren auf einem hohen Niveau und attestieren der Wirtschaft weiterhin eine gute Stimmungslage. Allerdings haben sie sich von ihren Hochständen inzwischen deutlich verabschiedet. So ist der PMI-Index seit Februar rückläufig, und auch das ifo Geschäftsklima hatte sich jetzt in den letzten zwei Monaten eingetrübt. Dementsprechend hatte die IKB bereits signalisiert, dass sich der konjunkturelle Aufschwung nicht im gleichen Tempo fortsetzen sollte und mit einer Verlangsamung der Dynamik zu rechnen sei. Ein Einbruch der Wirtschaft ist damit nicht verbunden. Aber es scheint sich zumindest die Einschätzung zu bestätigen, dass eine weitere Beschleunigung des Wachstums eher unwahrscheinlich ist. Die IKB sieht es deshalb auch weiterhin als eher unwahrscheinlich an, dass die Gesamtwirtschaft im Jahr 2018 mit über 2,5 % zulegen könnte. Ein BIP-Wachstum von leicht über 2 % wird durch die Daten eher bestätigt als eine Wachstumsrate von über 2,5 %. Daher bleibt die IKB für 2018 für die deutsche Wirtschaft bei ihrer BIP-Prognose von 2,3 %.
Fazit
Die Sorge über einen Handelskonflikt lässt die deutschen Unternehmen vorsichtiger in die Zukunft blicken. Grundsätzlich hatte sich die Euphorie schon in den letzten Monaten gelegt. Das ifo Geschäftsklima hatte sich in der Tendenz recht deutlich eingetrübt. Dementsprechend hatte die IKB bereits signalisiert, dass sich der konjunkturelle Aufschwung nicht im gleichen Tempo fortsetzen sollte und mit einer Verlangsamung der Dynamik zu rechnen sei. Ein Einbruch der Wirtschaft ist damit aber nicht verbunden. Folglich bleibt die IKB für Deutschland bei ihrer BIP-Wachstumsprognose von 2,3 % für das laufende Jahr und rd. 2,0 % für 2019.
Dr. Klaus Bauknecht ist als Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG verantwortlich für die volkswirtschaftlichen Analysen, Prognosen und Einschätzungen der Bank. Zudem lehrt der promovierte Volkswirtschaftler an der Nelson Mandela University in Südafrika. Zuvor arbeitete er in verschiedenen leitenden Positionen anderer Banken und im südafrikanischen Finanzministerium. Er schreibt zu aktuellen und übergeordneten Konjunktur-, Volkswirtschafts- und Marktthemen.
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