Im Jahr 2024 ist die Chemieproduktion laut dem Branchenverband VCI noch um 4,0 % gestiegen. Für das Jahr 2025 rechnet die IKB jedoch nur mit einem kleinen Anstieg von etwa 0,6 %. Die Chemiekonjunktur hat sich im zweiten Halbjahr 2024 nochmals deutlich abgeschwächt. Ein wesentlicher Treiber ist die schwache Nachfrage aus den nachfolgenden Wertschöpfungsstufen der europäischen Industrie.

Bild eines Solarparks und Windparks im Bau

Das Wichtigste im Überblick:

  • Gedämpftes Wachstum trotz Erholung 2024: Nach einer Erholung der Chemieproduktion um 4,0 % im Jahr 2024 wird für 2025 nur ein geringes Wachstum von 0,6 % prognostiziert.
  • Schwache Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland: Die Anlagenauslastung der chemischen Industrie in Deutschland liegt deutlich unter dem profitablen Niveau von 80-85 % und erreichte im Oktober 2024 nur 73,5 %.
  • Stabile Erzeugerpreise, stagnierende Umsätze: Trotz höherer Produktion im Jahr 2024 sanken die Chemikalienpreise um 2,5 %, was nur zu einem geringen Umsatzwachstum von 2 % führte.
  • Globale Herausforderungen und Handelsbarrieren: Überkapazitäten in Asien, schwache Nachfrage in Nordamerika und Europa sowie Handelsbeschränkungen belasten die deutsche Chemieindustrie.

Chemieindustrie in Europa: Schwache Nachfrage bremst deutsche Chemieproduktion aus

Nach dem Einbruch in den Jahren 2022 und 2023 befand sich die deutsche Chemieproduktion bis Mitte 2024 auf einem moderaten Wachstumspfad. Die Erholung verlief langsam, aber stetig. Das dritte Quartal 2024 brachte neue Sorgen. Die Industrienachfrage ging zurück, asiatische Überkapazitäten waren auf den Weltmärkten auch aufgrund moderater Frachtraten gut verfügbar. Auch die Exportnachfrage konnte sich nicht nachhaltig beleben.

Einige Verarbeiter in der Kunststoff- oder Automobilindustrie stehen unter wirtschaftlichem Druck, achten verstärkt auf ihre Lagerbindung und kaufen vermehrt auf den Spotmärkten ein, statt die eigenen Läger zu füllen. Die Chemieanlagen in Deutschland und Europa arbeiten weiterhin unter ihrer maximalen Kapazität.  Im Oktober 2024 lag die Auslastung der Anlagen laut ifo-Institut bei 73,5 %. Deutlich unterhalb der Vorquartale und auch deutlich unter dem langjährigen, profitablen Durchschnitt zwischen 80 % und 85 %.

Im Ländervergleich: deutsche Chemieproduktion mit besonders schwacher Prognose

Für das Jahr 2025 erwartet die IKB ein reales Wachstum des weltweiten BIP von 2,5 %. Für die Eurozone wird ein Wachstum von 1,1 % und für Deutschland von 0,5 % erwartet. Der VCI geht von einem weltweiten Anstieg der Chemieproduktion von 2,9 % aus. Auf die Europäische Union entfallen voraussichtlich 0,5 % Wachstum und auf Deutschland 0,0 %. Damit ist der Branchenverband in seiner Prognose noch etwas zurückhaltender. Lediglich in China (+ 5,0 %), Südkorea (+ 3,0 %) und Indien (+ 3,0 %) erwartet der Verband bis 2025 deutliche Produktionszuwächse, wenngleich auch China trotz massiver Konjunkturprogramme hinter früheren Wachstumsraten zurückbleiben wird.

Chemiebranche 2025: Stagnierende Umsätze trotz stabiler Produktion

Im Jahr 2024 sind die Preise für Chemikalien im Schnitt um 2,5 % gesunken, weshalb der Umsatz der Branche trotz steigender Produktion nur um ca. 2,0 % gestiegen ist. Für das Jahr 2025 erwartet die IKB aufgrund der stagnierenden Nachfrage und des ausreichenden Angebotspotenzials einen weiterhin moderaten Preisrückgang. Viele börsennotierte Vor- und Zwischenprodukte haben sich aktuell preislich stabilisiert und tendieren, sofern keine weiteren Schocks auf den Weltmärkten auftreten, überwiegend seitwärts bis leicht fallend. Die IKB erwartet deshalb, dass die Umsätze der deutschen Chemieindustrie im Jahr 2025 stagnieren werden.

Keine Entlastung 2025: Chemiebranche bleibt unter Druck

Auch das Jahr 2025 dürfte für die Chemieindustrie in Deutschland nicht der große Befreiungsschlag werden. Zu groß sind die konjunkturellen Unsicherheiten in vielen Abnehmerbranchen sowohl in Europa als auch in Nordamerika. Globale Überkapazitäten in einigen Wertschöpfungsketten werden High-Cost-Anbieter weiter aus dem Markt drängen. Zölle und Handelsbeschränkungen können die Grundstoffindustrie teilweise schützen, andererseits leidet der so wichtige Exportmarkt, der für die deutsche Chemieindustrie immerhin rund 63 % des Umsatzes ausmacht. Die deutschen Chemieunternehmen sind so international aufgestellt wie nie zuvor. Handelsbeschränkungen schaden daher dem Standort Deutschland mehr als den deutschen Unternehmen, da diese häufig über Produktionsstätten auf wichtigen Abnehmerkontinenten verfügen.

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Sven Anders, CFA
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