[Rohstoffpreis-Information – Ausgabe 07/2022]
Die Weltrohstoffpreise stiegen im Verlauf des Junis leicht an. In Dollar gerechnet betrug der Anstieg knapp 2 %. Aufgrund eines relativ stabilen Wechselkurses lag der Anstieg in Inlandswährung auf einem ähnlichen Niveau. Die börsennotierten Metalle verbilligten sich jedoch deutlich. Gleichzeitig sind die Lagerbestände der Börsen weiter stark rückläufig. Es hat sich die Sorge durchgesetzt, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine länger andauert und eine kräftige Rezession vor allem in Europa zur Folge hat. Allerdings besteht auch ein hohes Risikopotenzial für zukünftig kräftige Preisausschläge nach oben: Bei Aluminium z.B. sind die LME-Vorräte auf den niedrigsten Stand seit über 15 Jahren gesunken. Zieht die Nachfrage wieder an, dürfte der Preis nach oben springen. Die Versorgung mit Erdgas hat sich weiter verschlechtert. Nachdem Russland schon einen Gaslieferstopp für Polen und Bulgarien umgesetzt hatte, wurden auch Lieferungen in andere europäische Länder gekürzt. Bei Erdöl ist die Versorgungslage entspannter, da der Markt bis Mai 2022 sogar eine leicht höhere OPEC-Produktion als notwendig verbuchen konnte. Die angekündigte Fördermengenausweitung der OPEC sollte entlasten. Unverändert bestehen jedoch Transportprobleme. Wir erwarten daher für den Rohölpreis bis Ende Q3 2022 eine Bewegung um die Marke von 112 US-$/Barrel Brent. Da zudem Russland momentan Indien – und wohl auch China – zu Dumpingpreisen beliefert, setzt dies OPEC-Mengen frei. Daher erwarten wir gegen Jahresende eine Preisentspannung. Bei Erdgas ist die Versorgungslage bei weiter geringer Inlandsproduktion extrem eng: Zwar sind die Speichersalden zuletzt weiter angestiegen, die Sorge, dass Russland nach den regulären Wartungsarbeiten im Juli 2022 kein Gas mehr durch die Nord Stream 1 Pipeline leitet, wird den Gaspreis bis Ende Q3 22 um die Marke von 140 €/MWh halten. Ein kompletter Lieferstopp führt zum Peak von 200 €/MWh. Die hieraus resultierenden Belastungen der deutschen Industrie wären immens.
Für den Wechselkurs des US-Dollar zum Euro sehen wir bis Ende September 2022 eine Bewegung um 1,05 US-$/€.
Stahlpreise
Preise für Öl und Gas
Aluminiumpreise
Kupferpreise
Dr. Heinz-Jürgen Büchner ist Direktor und Head of Industrials & Automotive zuständig für die Metallbranche und verantwortlich für die Rohstoffanalysen der Bank. Der promovierte Volkswirt hat nach seinem Studium Lehr- und Assistententätigkeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität ausgeübt und war vor der IKB bei einer anderen Bank tätig. Er schreibt zu aktuellen Metall- und Rohstoffthemen und hält Vorträge auf internationalen Branchenveranstaltungen.
Hinterlasse einen Kommentar