[FX-Präsentation vom 3. November 2021]
Die Inflation in Europa und Deutschland überrascht weiterhin nach oben, und Zweitrundeneffekte sowie Lohnsteigerungen dürften auch im Jahr 2022 für einen erhöhten Inflationsdruck sorgen – vor allem in Deutschland. Auch wenn die EZB immer wieder betont, dass der aktuelle europäische Inflationsschub temporär ist, so wird sie genötigt sein, in ihrer Dezember-Sitzung ihre Inflationsprognose für 2022 nach oben anzupassen. Erwartungen von Zinsanhebungen Ende 2022 oder im Verlauf von 2023 scheinen jedoch unangebracht – zumindest für die Euro-Zone. Denn bereits 2023 könnte die Inflationsrate in der Euro-Zone wieder unter die 2 % sinken, vor allem wenn eingeleitete Ausweitungen von Produktionskapazitäten den Kostendruck dämpfen. Bereits aktuell ist infolge der rückläufigen globalen Industrieproduktion ein Dämpfer bei Preisen von industrienahen Rohstoffen zu erkennen. Auch werden die hohen Schuldenquoten eine andauernde Überhitzung der Wirtschaft kaum zulassen. Kurzfristig könnten allerdings ambitionierte fiskalische Programme die Wirtschaft im Euro-Raum stützen. Dies gilt für 2022, aber auch für 2023. So ist die EZB gut beraten, ihr Ankaufvolumen im Jahr 2022 zu reduzieren, was vor allem dem langen Ende der Zinskurve Auftrieb geben sollte. Auch in den USA ist ab Dezember 2021 von einem konkreten Tapering auszugehen. Zinsanhebungen der Fed Ende 2022 erscheinen ebenfalls plausibel. Allerdings muss das BIP-Wachstum in den USA dann überzeugender ausfallen als im dritten Quartal 2021.
Die nachstehende Präsentation dokumentiert Fundamentalprognosen der IKB für ausgewählte Devisenkurse. Unsere Einschätzungen basieren auf Modellen, die sich auf unserem makroökonomischen Ausblick stützen und somit als Fair-Value- oder Fundamentalprognosen anzusehen sind. Diese Einschätzungen sollen als mittelfristiger Anker der Wechselkursentwicklung dienen. Der Prognosehorizont erstreckt sich bis Ende 2022.
Dr. Klaus Bauknecht ist als Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG verantwortlich für die volkswirtschaftlichen Analysen, Prognosen und Einschätzungen der Bank. Er schreibt zu aktuellen und übergeordneten Konjunktur-, Volkswirtschafts- und Marktthemen. Zudem kommentiert er regelmäßig konjunkturelle Entwicklungen in renommierten Wirtschaftsmedien und ist mit seinen pointierten Präsentationen häufiger Gast bei Verbänden und Unternehmen. Zuvor arbeitete Klaus Bauknecht in verschiedenen leitenden Positionen anderer Banken und im südafrikanischen Finanzministerium.
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