[Fördermittel-Infomation vom 2. Juli 2019] Nicht nur als Alternative zum klassischen Verbrennungsmotor und zur E-Mobility in Automobil-Sektor wird Wasserstoff zunehmend ernsthaft diskutiert. Auch energieintensive Industrien, allen voran die Stahlindustrie, sehen im Wasserstoff eine realistische Alternative zu den klassischen Energieträgern: Wenn in Hochöfen täglich hunderte Tonnen Roheisen auf Temperaturen von über 1000°C erhitzt werden, fallen bei Kohle und Gas jährlich Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid an. Das passt nicht zum Pariser Klimaabkommen und den immer ehrgeiziger werdenden Zielen der bundesdeutschen Politik. Wasserstoff kann hier die Lösung sein, insbesondere wenn er als Grüner Wasserstoff mit erneuerbarer Energie erzeugt wird. Damit ließen sich die CO2-Emissionen im Idealfall auf ein Zehntel reduzieren. Da auf der anderen Seite die stetig teurer werdenden Emissionszertifikate drücken, wundert es wenig, dass sich fast jeder große Stahlerzeuger in Deutschland intensiv mit dieser Thematik beschäftigt.
Solchen vielversprechenden Ansätzen steht aktuell oft noch die Wirtschaftlichkeit entgegen. Wenn die USA und China weiterhin ihre heimische Stahlproduktion auf Basis fossiler Energieträger fördern und günstige Kapazitäten in den internationalen Märkten anbieten, stellt sich die Frage, welcher Käufer bereit ist, einen Aufpreis zu zahlen, nur weil der Rohstoff CO2-arm hergestellt ist.
Wer also soll die Mehrkosten des Energieträgers Wasserstoff zahlen? Zwar verhalten, aber dennoch spürbar entstehen erste Förderprogramme auf deutscher und europäischer Ebene, die auf Dekarbonisierung und Wasserstofftechnologie setzen. Hierbei rangiert die Innovationsförderung auf den vorderen Plätzen: Forschungsprojekte und Demonstrationsvorhaben, die sich mit entsprechenden Technologien beschäftigen, können sich einer Förderung von bis zu 50 % erfreuen. Auf EU-Ebene geht im Einzelfall noch mehr, auch wenn der Weg zum Ziel hier in der Regel noch einmal deutlich steiniger ausfällt, als bei nationalen Förderprogrammen.
Hinterher hinken jedoch noch Förderprogramme, die weniger auf die Forschungsseite, sondern auf die entsprechende Umrüstung von Produktionsanlagen abstellen. Bislang bietet die Bundesregierung hier nur eine Übergangslösung, denn im Rahmen des bereits seit Jahrzehnten angebotenen Umweltinnovationsprogramms gibt es seit wenigen Monaten ein Sonderbudget zur Dekarbonisierung der Industrie. Die kommunizierte Kapitalausstattung dieses Fördertopfes von 45 Mio. € steht allerdings in keinem ausgewogenen Verhältnis zum Umfang der Investitionen, die aus Sicht der Industrie anstehen; in der Regel sprechen wir hier über sieben- bis achtstellige Investitionssummen. So steigen die Erwartungen an ein umfängliches und eigenständiges „Wasserstoffprogramm“, das der Bund für das Jahr 2020 angekündigt hat. Bislang scheint sich diesbezüglich allerdings noch nicht allzu viel konkretisiert zu haben.
Die Option für alle, die „nur“ in die Energieeffizienz ihrer Produktionsanlagen investieren wollen: Für derartige Investitionen, welche die Energieeffizienz des Produktionsprozesses steigern und auf diesem Wege zu einer CO2-Einsparung führen, hat das BMWi schon zum Jahreswechsel ein umfängliches und technologieoffenes Förderprogramm „Energieeffizienz in der Wirtschaft“ aufgelegt. Das Programm bietet Zuschüsse von bis zu 30 % und ist hinlänglich ausgestattet.
Jens Fröhlich ist Leiter Public Loans, Sector & Transformation Advisory und zusammen mit seinem Team verantwortlich für die Akquisition und Umsetzung von Kundenprojekten in den entsprechenden Bereichen und hält den Kontakt zu allen hierfür relevanten öffentlichen Stellen. Er studierte Volkswirtschaft in Duisburg und Soka (Japan) sowie Rechtswissenschaften in Münster. Seine ersten Berufsjahre absolvierte er in auf den Mittelstand ausgerichteten Beratungsunternehmen, bevor er 2000 zur IKB stieß. Er schreibt zu aktuellen Themen, die relevant für die Förderpolitik, Förderkredite und Zuschussförderung sowie die Exportfinanzierung des deutschen Mittelstands sind.
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