[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 4. Dezember 2019] Die Chemieindustrie klassifiziert die von ihr produzierten Speziallacke und -harze nach den verwendeten Einsatzstoffen. Die verschiedenen Klassen sind Acrylurethane, Alkydharz-, Epoxidharz- und Polyamidharz- sowie sonstige Lacke. Weiterhin wird zwischen lösemittelhaltigen und wasserbasierten Dispersionen unterschieden. Speziallacke verleihen dem Endprodukt bestimmte äußerliche Eigenschaften. Sie schützen vor Feuer und Hitze, entspiegeln, versiegeln, erleichtern die Anwendbarkeit verschiedener Trägermaterialien, bieten temporären Schutz und verbessern Klebeigenschaften und Korrosionswiderstand der beschichteten Produkte. Wichtigste Abnehmer von Speziallacken sind Bauindustrie, Automotive, Öl und Gas, Konsumgüterelektronik und Luftfahrt. Aktuell treiben insbesondere Investitionen im Bauwesen in den USA, China, Indien, Westeuropa und Japan das globale Wachstum. Der größte Absatzmarkt ist Asien-Pazifik und auch das höchste Wachstum wird in dieser Region erzielt. Bedeutende Hersteller von Speziallacken sind AkzoNobel, Ashland, Axalta, Dow, Evonik und PPG.
Innovative Produkte versprechen zukünftiges Wachstum
Die Kunden der Hersteller von Speziallacken – Bauunternehmen, Automobilbauer und Elektronikkonzerne – stellen kontinuierlich höhere Ansprüche an die von ihnen bezogenen Lacke. Funktionalität, Beständigkeit und längere Lebensdauer gehören zu den am meisten nachgefragten Attributen. Im Bauwesen treiben sowohl Wohn- als auch Gewerbesektor das Wachstum. Beständigkeit gegen Chemikalien, Hitze und Abrieb ist hier besonders gefragt. Eine mögliche Erholung im Automobilsektor und die wachsende Mittelschicht in China, Indien, Mexiko, Brasilien und Malaysia versprechen weiteren Schub. Als wachstumshindernd gelten Nachhaltigkeitsaspekte wie die Verringerung von VOC-Emissionen (volatile organic compounds). Auch deshalb haben erste Anbieter Lacke auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen entwickelt. Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sind essentiell, um den Übergang in eine nachhaltigere Lackproduktion zu sichern. Wir erwarten, dass Mergers & Acquisitions-Aktivitäten im Segment der Speziallacke bedeutend bleiben werden, da die großen Hersteller ihre Marktpositionen verteidigen und Expertise in Spezialsegmenten vertiefen möchten.
Die Inlandsproduktion von Lacken und Farben ist seit Jahren rückläufig
Die deutsche Lack- und Farbenindustrie setzt jährlich ca. 8 Mrd. € um und beschäftigt 25.000 Menschen. 2,3 Mrd. € entfallen auf Speziallacke, wobei die Autoindustrie für gut 45 % der Umsätze verantwortlich ist. Wie in den Vorjahren ist die Produktion von lösemittelhaltigen Speziallacken in Deutschland im Jahr 2018 gesunken. Preiserhöhungen im Zuge erhöhter Rohstoffkosten haben diese Entwicklung teilweise kompensiert und zu einem nur leicht negativen Produktionswert geführt. Bei Dispersionen und wässrigen Anstrichen ist die Produktion kunstharzgebundener Putze und Alkydanstriche und -farben im Jahr 2018 um über 20 % gewachsen, wobei Alkydanstriche sinkende Preise verbuchen mussten. Während der Wettbewerbsdruck für kleine Anbieter und solche mit Standardprodukten immer höher wird, gelingt es Speziallack-Unternehmen mit guter Marktposition noch vereinzelt Wachstum in Deutschland zu generieren.
Sven Anders ist Abteilungsdirektor und Head des Sektorteams Industrials, Mobility & Construction der IKB. Er betreut insbesondere Unternehmen aus den Branchen Chemie und Pharma und ist hier involviert in Finanzierungs- und Corporate Finance-Transaktionen der Bank. Nach dem Master of Science in Finance an der Norwegian School of Economics (NHH) hat er seine ersten beiden Berufsjahre bei einer Unternehmensberatung absolviert, bevor er 2018 zur IKB stieß.
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