[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 30. März 2023]
Laut der Studie „Health care climate footprint report“ entfallen 4,4 % der globalen Treibhausgasemissionen auf den Gesundheitssektor. Die CO2-Emissionen der Pharmaindustrie sind im Vergleich zu anderen Branchen gering: Im Jahr 2020 emittierte die Branche laut Verband Forschender Arzneimittelhersteller 1,2 Mio. Tonnen CO2 und damit 0,6 % der 199 Mio. Tonnen CO2 des verarbeitenden Gewerbes. Dennoch reduzierte die pharmazeutische Industrie die CO2-Intensität in Deutschland von 60 Tonnen je Mio. Euro Wertschöpfung im Jahr 2010 auf 25 Tonnen im Jahr 2020.
Um Scope 1-Emissionen zu senken werden Anpassungen im Produktionsprozess vorgenommen. Eine Möglichkeit ist die Umstellung des Produktionsverfahrens von Chargenproduktion auf kontinuierliche Produktion. Zur Senkung der Scope 2-Emissionen reduzieren die Unternehmen den eigenen Energieverbrauch und stellen auf Erneuerbare Energien um.
Über 85 % der CO2-Emissionen in der Pharma-Branche entfallen allerdings auf Scope-3-Emissionen. Diese umfassen einerseits vorgelagerte Aktivitäten, wie Forschung & Entwicklung, Lohnherstellung und den Bezug von pharmazeutischen Wirkstoffen und Zwischenprodukten sowie Geschäftsreisen. Die Scope-3-Emissionen nachgelagerten Aktivitäten beinhalten zudem Verpackung, Logistik, die Nutzung der hergestellten Arzneimittel, Recycling und Abfallbehandlung. Der größte Teil davon entfällt auf den Kauf von Waren und Dienstleistungen. Um diese zu messen und zu senken, binden Pharmaunternehmen ihre Lieferanten ein und berücksichtigen deren Aktivitäten und Ziele zur Energieeffizienz und Emissionsreduktion. Viele Anbieter veröffentlichen aktuell aufgrund der fehlenden Datenlage ausschließlich Scope-3-Emissionen aus Geschäftsreisen. Um Nachhaltigkeitskriterien über die gesamte Lieferkette zu berücksichtigen, werden diese bei Ausschreibungen berücksichtigt. Lieferanten werden darin verpflichtet Informationen zu liefern und den Verhaltenskodex des Unternehmens einzuhalten. In der Logistik fallen insbesondere bei hitzeempfindlichen Präparaten wie Insulinen oder Impfstoffen hohe Emissionen an.
Neben der Reduzierung von Treibhausgasemissionen ist der Schutz von Wasserressourcen ein wesentliches Umweltziel der Pharmaindustrie. Dabei sollen der Frischwasserverbrauch reduziert und kontaminierte Abwässer kontrolliert werden.
Die Umstellung auf nachhaltige Verpackungslösungen ist für die Pharmaindustrie besonders herausfordernd, da die Arzneimittelverpackung Teil des Zulassungsverfahrens wird. Zwar bieten Plastik- und Glasverpackungen einen besseren Schutz der Medikamente vor äußeren Einflüssen als Papierverpackungen. Trotzdem versuchen viele Pharmaunternehmen Verpackungsmaterial einzusparen. Trotz Einführung der elektronischen Packungsbeilage (eLeaflet) ist die Abschaffung des Papierbeipackzettel in der EU aktuell nicht vorgesehen.
Verwendete Lösungsmittel werden in der Regel thermisch verwertet und belasten die Umwelt. Pharmaunternehmen versuchen deshalb die Lösungsmittel zurückzugewinnen und ihren Einsatz zu reduzieren. Um deren Auswirkungen auf die Biodiversität zu vermindern, arbeiten Pharmaunternehmen zudem daran, Rückstände von Arzneimitteln in der Umwelt zu reduzieren. Dazu fördern sie beispielsweise Programme für die Rückgabe von Arzneimitteln.
Soziales: Verbesserung des Zugangs zu Arzneimitteln
Wesentliches soziales Ziel der Pharmaunternehmen ist die Verbesserung der Arzneimittelversorgung von Patienten mit ungedecktem Bedarf, insbesondere in Ländern mit niedrigen bis mittleren Einkommen. Die Verbesserung erfolgt über Spendenprogramme, günstigere Konditionen oder den Aufbau einer preiswerten lokalen Produktion. Entscheidend ist das Produktportfolio des Unternehmens und das Preisniveau, sodass aktuelle Initiativen vor allem etablierte generische Wirkstoffe umfassen.
Unternehmensführung: Verpflichtung zu geltender Regulatorik
Die Sicherstellung einer einwandfreien Produktqualität von Arzneimitteln erfolgt nach den Grundsätzen und Leitlinien der Guten Herstellungspraxis (GMP) für Humanarzneimittel. Daneben verpflichten sich die Unternehmen die geltende Gesetzgebung einzuhalten und Korruption zu vermeiden.
Die Pharmaindustrie wird in Zukunft weiterhin eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Gesundheitsherausforderungen spielen. Die eigene Aufstellung in Nachhaltigkeitsaspekten ist essenziell. Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten spielt auch bei der Finanzierung eine immer größere Rolle. Die IKB steht ihren Kunden mit ihrer Fördermittelexpertise und als Finanzier zur Seite.
Claudia Klein ist Prokuristin in der Industriegruppe Healthcare, Pharma & Chemicals der IKB. Sie ist involviert in Finanzierungs- und Corporate Finance-Transaktionen der Bank. Neben dem Master of Science an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management hat sie ihre ersten fünf Berufsjahre bei einer Sparkasse und in einer Unternehmensberatung absolviert, bevor sie 2019 zur IKB stieß.
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