[Energiesektor-Radar – Ausgabe 01/2019] Neben energiepolitischen Diskussionen zur Energiewende, die im 2. Halbjahr 2018 große Aufmerksamkeit erregten, beinhaltet diese Ausgabe einen Spezial-Beitrag zur Klärschlammverbrennung und Phosphorrückgewinnung sowie bedeutende Markt(-Segment)Entwicklungen.
1. Branchentwicklungen
- Mit dem Energiesammelgesetz konnten Ende 2018 endlich zentrale Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt werden und sich auf EEG, KWKG und EnWG auswirken. Die vorgesehene Verlängerung der KWK-Förderung bis 2025 wird einige Investitionsprojekte vorantreiben, denen bisher die Befristung bis Ende 2022 entgegen stand.
- Auch die dritte Ausschreibung für KWK zeigte ein überschaubares Wettbewerbsniveau. Bei den EEG-Ausschreibungen für Wind Onshore ergaben sich sogar Unterzeichnungen des ausgeschriebenen Volumens. Insgesamt war bei Wind und Photovoltaik (PV) 2018 ein Anstieg der durchschnittlichen Zuschlagswerte zu verzeichnen.
- Weitere Themen, die den Markt im 2. Halbjahr 2018 bewegten, waren unter anderem die Preisentwicklung für CO2-Zertifikate, der Fahrplan der Kohle-Kommission und die Netzstabilitätsreserve.
2. Branchen-Bewertung
- Die IKB-Peer-Gruppe, bestehend aus börsennotierten Energieversorgungsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH), wird im Durchschnitt mit 9,7x EBITDA 2019E bewertet. Die Bewertungsbandbreite erstreckt sich von 6,4x bis 17,5x EBITDA 2019E.
- Die weite Bewertungsbandbreite resultiert aus einer sehr heterogenen Entwicklung der Aktienkurse innerhalb der Peer-Gruppe sowie Sondersituationen bei einigen der Versorgungsunternehmen. Sie spiegelt aber nicht wider, dass die Bewertung der Versorgungsunternehmen insbesondere aufgrund des branchenweiten Abbaus von Nettoverschuldung gegenüber dem 1. Halbjahr 2018 mehrheitlich rückläufig war.
3. Fremdkapital-Märkte
- Konjunktursorgen haben europäische Kapitalmarktrenditen Ende 2018 erneut unter Druck gesetzt. Auch US-Renditen konnten ihre Niveaus trotz weiterer Fed-Zinsanhebungen nicht halten. Insgesamt hat sich zum Jahresende die Zinskurve in den USA und Deutschland deutlich verflacht.
- Der Markt für Corporate Schuldscheindarlehen hat erneut die Marke von 20 Mrd. € platziertem Volumen überschritten, wenngleich das Volumen hinter den Rekordjahren 2016 und 2017 zurückbleibt. Typischerweise sind die Transaktionen aufgrund der starken Nachfrage seitens Investoren weiterhin überzeichnet und entsprechend niedrig sind die Margen.
- Mit dem neuen, technologieoffenen und branchenübergreifenden Förderpaket „Energieeffizienz und Prozesswärme aus Erneuerbaren Energien in der Wirtschaft“ setzt das BMWi neue Impulse in der Energieeffizienzförderung. In Abhängigkeit der CO2-Einsparung können signifikante (Tilgungs-)Zuschüsse auf förderfähige Investitionen beantragt werden.
4. M&A-Transaktion
- Mit rund 130 M&A-Transaktionen (inkl. Erneuerbare Energien) ist im 2. Halbjahr 2018 eine deutliche Zunahme zu sehen. Neben Portfoliobereinigungen und Rekommunalisierungen nimmt das Interesse von Energieversorgungsunter-nehmen (EVUs) und Stadtwerken an Dienstleistungs- und Start-up-Unternehmen einen immer höheren Stellenwert ein.
- M&A-Aktivitäten bei Erneuerbaren Energien werden weiterhin von On- und Offshore-Wind-Transaktionen mit der größten Anzahl an Projekten dominiert. Weitere Transaktionen erfolgten im PV- und mit großem Abstand im Bioenergie-Sektor.
- Für 2019 kündigen sich bereits größere Transaktionen an. Uniper ist in exklusiven Verhandlungen mit der tschechischen EPH über den Verkauf der Frankreich-Aktivitäten. EWE beabsichtigt die Veräußerung ihrer Türkei-Aktivitäten, größte Chancen hat der Staatskonzern Socar aus Aserbaidschan. Vortex Energy plant den Verkauf von 49 % an einem europäischen Windpark-Portfolio (rd. 1.000 MW). Der niederländische Energieversorger Eneco wird privatisiert. Für STEAG und EWE wird jeweils ein neuer Mitgesellschafter gesucht.
Bernd Rupieper ist Leiter der Industriegruppen. Mit seinen Sektorspezialisten/-teams betreut er Unternehmen aus den Kernbranchen Industrials & Automotive, Healthcare, Pharma & Chemicals, Consumer & Retail sowie Energy & Utilities, die in allen wichtigen Finanzierungs- und Corporate Finance-Transaktionen der Bank involviert sind. Nach seinem Elektrotechnikstudium arbeitete er rd. 10 Jahre im Kraftwerksanlagenbau der Siemens AG, daneben studierte er Wirtschaftsingenieurwesen. 1999 stieß er dann zur IKB, wo er die ersten 10 Jahre in der strukturierten Finanzierung das Energieportfolio der IKB aufbaute. Die Energiewirtschaft ist nunmehr seit 30 Jahren seine fachliche Domäne.
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