[Kapitalmarkt-News vom 25. Juli 2023]

Fazit: Die deutsche Wirtschaft erhält im laufenden Jahr kaum Wachstumsimpulse. Die in- und ausländische Nachfrageschwäche macht sich in nahezu allen Branchen bemerkbar. Im nächsten Jahr ist nur eine moderate Belebung zu erwarten. Zudem belasten strukturellen Herausforderungen den Ausblick für die energieintensiven Branchen und die Automobilindustrie. Ebenfalls dürfte sich der Fachkräftemangel als zunehmendes Wachstumshemmnis erweisen. Die IKB erwartet im laufenden Jahr eine leichte Schrumpfung der Wirtschaftsleistung und 2024 dann nur eine moderate Belebung von 0,8 %.

Stimmung verschlechtert sich – Unternehmen spüren mehr und mehr Nachfrageschwäche

Das ifo Geschäftsklima hat sich im Juli weiter eingetrübt. Der Index sank deutlich um 1,3 Zähler. Dabei waren die Unternehmen insbesondere mit ihren laufenden Geschäften merklich unzufriedener; die Lagebeurteilung fiel um 2,4 Zähler. Die ohnehin schon pessimistischen Geschäftsperspektiven haben sich geringfügig weiter eingetrübt.  

Bezogen auf die Sektoren liegen nur noch die Dienstleistungen leicht im Stimmungsplus, sie haben aber auch an Optimismus verloren. Für alle anderen Bereiche – Bau, Verarbeitendes Gewerbe sowie Groß- und Einzelhandel – befinden sich die Stimmungssalden klar im Minus. Ähnliches zeigt sich auch beim PMI-Index. Der Konjunkturpessimismus dominiert. Die Unternehmen spüren mehr und mehr die fehlenden Wachstumskräfte. Die Exporte bekommen durch die nur moderate weltwirtschaftliche Entwicklung keinen Schwung, und im Inland werden Konsum und Investitionen noch durch die Inflation bzw. zunehmend durch die straffe Geldpolitik beeinträchtigt.

2023 – negative Kräfte überwiegen

Die Industrie konnte die Dynamik aus dem ersten Quartal im laufenden Vierteljahr nicht halten. Trotz der kräftigen Produktionsanstiege im Januar und Februar ist der Produktionsindex in der Tendenz rückläufig. Nachdem die Hoffnung aufkam, dass der Rückgang bei den energieintensiven Produktionsbereichen im Einklang mit dem deutlich gefallenen Gaspreis zu Jahresbeginn gestoppt werden konnte, hat sich dies in den Folgemonaten wieder umgekehrt. Die Produktion der energieintensiven Bereiche hat jüngst dreimal in Folge nachgegeben, was nicht nur mit einer schwachen Nachfrage begründet werden kann; dauerhafte Produktionsverlagerungen ins Ausland oder Geschäftsaufgaben dürften auch eine Rolle gespielt haben.

In der Automobilindustrie dominieren dagegen aktuell positive konjunkturelle Dynamiken. Die Produktion lag im Mai fast 5 % über dem Vormonat und 18 % über dem Niveau von Anfang 2022. Noch geben Aufholeffekte und die Abarbeitung von Bestellungen Auftrieb. Die strukturellen Herausforderungen dieser Branche sind allerdings angesichts neuer Antriebstechnologien bekannt, ebenso wie die anhaltende Verlagerung der Wertschöpfung ins Ausland. So lag die inländische Produktion im Mai rund 14 % unter dem Niveau von Anfang 2018 und in etwa auf dem Niveau von 2010. Mit der aktuellen Konjunktureintrübung dürften sich nun konjunkturelle und strukturelle Dynamiken auch für die Automobilindustrie verstärken. So besteht die Gefahr, dass sich der negative Produktionstrend der letzten Jahre durch eine Konjunktureintrübung verstärkt. Die aktuelle Erholung der Produktion am Standort Deutschland sollte deshalb zunehmend Gegenwind erhalten.

Im Vergleich zum Vorjahr dürften neben der Automobilindustrie aufgrund der beschriebenen Sondereffekt nur der Maschinenbau, die Nahrungsmittel- und die Elektroindustrie ein positives Jahreswachstum erzielen. Alle anderen Branchen werden voraussichtlich schrumpfen. Die Elektroindustrie und die konjunkturunabhängige Nahrungsmittelindustrie sind die einzigen Branchen, die ihr Vorkrisenniveau von 2019 überschritten haben.

Im laufenden Jahr wird es für das Verarbeitende Gewerbe insgesamt keine Impulse geben. Dämpfend auf die Industriekonjunktur wirkt, dass die globale Nachfrage deutlich an Dynamik verloren hat. Aufgrund der schwachen Auftragslage werden zunehmend die Auftragsbestände abgearbeitet.

Im Baugewerbe wird sich die Rezession fortsetzen. Nach der witterungsbedingt kräftigen Ausweitung der Produktion im ersten Quartal dürfte diese im Jahresverlauf deutlich nachlassen. Insbesondere der Wohnungsbau spürt die gestiegene Zinslast, was sich in anhaltend hohen Stornierungszahlen niederschlägt. Auch die hohen Preise für diverse Bauvorhaben – auch wenn die Preise nachlassen – dämpfen die Nachfrage.

Der Handel und konsumnahe Dienstleistungen wurden vor allem durch die Inflation belastet. Diese Bereiche fassen mit nachlassendem inflationärem Druck aber wieder Tritt. Unternehmensnahe Dienstleistungen dagegen leiden wie die Industrie zunehmend unter Auftragsmangel.

2024 – nur moderate Belebung

Im nächsten Jahr sollte die gesamtwirtschaftliche Produktionsdynamik ebenfalls nur moderat wachsen. In der Industrie wird das Wachstum aufgrund nur schwacher Impulse aus dem Ausland und eines sinkenden Auftragsbestands gedämpft verlaufen. Zudem belasten die strukturellen Anpassungen in den energieintensiven Branchen und der Automobilindustrie. Das Baugewerbe sollte sich seiner Talsohle nähern, da die Zins- und Preisbelastung sich nicht mehr verstärken. Konsumnahe Dienstleistungen und der Einzelhandel sollten vom nachlassenden Preisdruck und Einkommenszuwächsen der Konsumenten profitieren.

Einschätzung

Neben der schwachen Konjunktur macht sich der demografische Wandel als Wachstumshemmnis zunehmend bemerkbar. So dürfte die Dynamik bei den beschäftigungsintensiven Wirtschaftsbereichen spürbar nachlassen, und der Fachkräftemangel könnte eine wieder kräftiger anziehende Baukonjunktur behindern.

Alles in allem wird das BIP im Jahresdurchschnitt 2023 um 0,4 % sinken. Im kommenden Jahr dürfte die gesamtwirtschaftliche Leistung dann um 0,8 % zulegen.

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