[Kapitalmarkt-News vom 27. Januar 2019]

Auf Grundlage der aktuellen Frühindikatoren sowie der anhaltend robusten gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ist mit einer moderaten BIP-Wachstumsbeschleunigung in der ersten Jahreshälfte 2020 zu rechnen.

Die aktuelle, leichte Eintrübung des ifo Geschäftsklimas ändert an diesem Bild grundsätzlich nichts, da der starke Anstieg im Dezember und der tendenzielle Anstieg des Index seit August 2019 eine grundsätzlich positive Wachstumsdynamik spiegeln.

Insgesamt scheint die Erwartung eines weiterhin schwachen BIP-Wachstumsverlaufs auch in diesem Jahr, den viele Prognosen nach wie vor unterstellen, immer weniger haltbar. Die IKB erwartet für das Jahr 2020 kalenderbereinigt ein BIP-Wachstum von 0,8 % und nicht kalenderbereinigt von 1,2 %. Da hierfür eine nur moderate Erholungsdynamik notwendig ist, kann das Prognoserisiko als ausgeglichen angesehen werden.

Aktuelle Konjunkturdynamik lässt hoffen, ….

Das Statistische Bundesamt attestierte der Wirtschaft ein BIP-Wachstum von 0,6 % im Jahr 2019, was auf eine BIP-Dynamik von rund 0,15 % im vierten Quartal schließen lässt. Entscheidender ist, dass trotz der anhaltend schwachen Produktionszahlen aus der Industrie der eigentlichen Konjunkturverlauf durchaus dynamisch verläuft. Zwar musste die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes im letzten Jahr einen Rückgang von rund 4,5 % hinnehmen. Die Nachfrage der Wirtschaft blieb allerdings intakt und stieg insgesamt um 1,5 %. Belastet wurde die Dynamik im Jahr 2019 durch den Lagerabbau von 0,9 Prozentpunkten.

Die Datenlage stärkt nicht nur die Erwartung einer Bodenbildung, sondern stützt durchaus die Perspektiven für eine Erholung bzw. Wachstumsbeschleunigung der Industrie sowie des gesamten BIPs in diesem Jahr.

  • Der Einkaufsmanagerindex hat sich im Januar für die Gesamtwirtschaft und für die Industrie erholt, bleibt allerdings für die Industrie unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten. 
  • Der deutliche Rückgang der deutschen Industrieproduktion zeigt eine klare Überreaktion im Vergleich zum globalen Verlauf. Auch wenn strukturelle Themen mehr und mehr im Fokus stehen, besteht kurzfristig weiterhin ein gewisses Korrekturpotenzial. Außerdem zeigt auch der globale Zyklus Stabilisierungstendenzen.
  • Ein anhaltender, wachstumsdämpfender Abbau von Lagerbeständen ist nicht zu erwarten.

… auch wenn das aktuelle ifo Geschäftsklima auf den ersten Blick enttäuschte

Nachdem sich die Stimmung der Unternehmen zum Jahresende deutlich aufgehellt hatte, gab es im Januar 2020 eine Eintrübung. Das ifo Geschäftsklima konnte den starken Dezember-Wert nicht halten; es sank leicht um 0,4 Zähler. Dabei verbesserte sich die Lage-Einschätzung geringfügig um 0,3 Zähler. Die Geschäftserwartungen trübten sich hingegen ein. Dieser Teilindex sank um 1,0 Zähler auf 92,9 Punkte.

Dabei ist der aktuelle Rückgang des ifo Index im Kontext des starken Anstiegs im Dezember 2019 zu sehen. Empirische Analysen deuten zudem daraufhin, dass es nicht die einzelnen Komponenten, sondern der gesamte Index ist, der die höchste Aussagekraft für den zukünftigen Konjunkturverlauf aufweist. Das ifo Geschäftsklima hat einen Vorlauf von nur einem Quartal. Der aktuelle Januarwert gibt somit eine erste – allerdings nur grobe – Indikation für den BIP-Wachstumsverlauf für das zweite Quartal 2020. Auch aus dieser Sicht sollte der aktuelle Rückgang nicht isoliert betrachtet und damit nicht überwertet werden. Denn der Anstieg des durchschnittlichen ifo-Werts im vierten Quartal 2019 (auf 95,4) deutet bereits für erste Quartal 2020 auf eine Beschleunigung des BIP-Wachstums hin. Abb. 3 zeigt den BIP-Wachstumsverlauf auf Grundlage des ifo Index.

Für das erste Quartal 2020 haben wir eine leichte Stimmungsaufhellung im Februar und März unterstellt. Demnach würde der Durchschnittswert im ersten Quartal auf 96,1 ansteigen. Verglichen mit dem aktuellen Januar-Wert von 95,9 Punkten ist dies sicherlich kein bedeutender Anstieg. Wie Abb. 3 zeigt, würde diese Stimmungsaufhellung bereits für eine Wachstumsbeschleunigung im zweiten Quartal ausreichen. Der seit August tendenziell verbesserte ifo Index stärkt diese Einschätzung. 

 

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