[Kapitalmarkt-News vom 25. Oktober 2021]

Fazit: Lieferengpässe und hohe bzw. steigende Rohstoffpreise belasten die Stimmung im deutschen Verarbeitenden Gewerbe. Gleichzeitig bleibt die Aussicht für den Dienstleistungssektor aufgrund anhaltender Corona-Maßnahmen und steigender Inzidenzen unsicher. Die Unternehmen schätzen die aktuelle Lage zwar weiterhin relativ gut ein, sie verlieren allerdings an Zuversicht hinsichtlich des zukünftigen Konjunkturverlaufs.

Doch Lieferengpässe und die erhöhte Inflation sind kurzzeitige, vorübergehende Entwicklungen – auch wenn sie bis weit ins Jahr 2022 zu spüren sein könnten. Der aktuelle Rückgang der globalen Industrieproduktion deutet bereits auf Entspannung bei den Rohstoffpreisen sowie der Lieferversorgung hin. Dieser Trend sollte durch verändertes Konsumverhalten hin zu einer stärkeren Dienstleistungsnachfrage verstärkt werden.

Mittelfristig dürften jedoch bei deutschen Unternehmen und Wirtschaftspolitik zunehmend andere Themen im Fokus stehen. Hierzu zählt unter anderem das durch die Corona-Pandemie beschleunigte Bestreben Chinas, industrielle Wertschöpfungsketten verstärkt im eigenen Land zu fördern.

Kurzfristige Implikationen: Fokus bei den Corona-Folgen liegt weiterhin auf Lieferengpässen

Die Folgen der Coronakrise machen sich aktuell vor allem in Lieferengpässen und Inflationsanstieg bemerkbar. Das veränderte Konsumverhalten aufgrund der Lockdown-Maßnahmen und die erhöhte Risikoaversion haben zu einem weltweiten Wachstumsschub bei physischen Gütern geführt – die Nachfrage liegt deutlich über dem Vor-Corona-Niveau. Dies wiederum hat die Indus-trierohstoffpreise nach oben getrieben. Wie schnell im Vergleich dazu der Dienstleistungssektor sein Vorkrisenniveau wieder erreichen wird, bleibt abzuwarten. Trotz hoher Impfquoten in vielen Industrieländern steigt die Inzidenzquote, und das Virus bleibt Teil des wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Lebens. Allerdings wird zum Beispiel durch 3G-Regeln und Abkehr vom Inzidenzwert versucht, eine gewisse Normalität sicherzustellen. Die globale Industrieproduktion hat bereits nachgelassen, was im Verlauf des Jahres 2022 zusammen mit Kapazitätsausweitungen für eine Entlastung sorgen sollte. Eine weitere Normalisierung des Konsumverhaltens hin zu einer höheren Nachfrage nach Dienstleistungen kann ebenfalls in den nächsten Quartalen erwartet werden, was ebenfalls zum Abbau der Lieferengpässe beitragen sollte.

Vor allem kurzfristig bleiben Lieferengpässe und hohe Rohstoffpreise dennoch das bestimmende Thema. So haben sich auch die Stimmungsindikatoren im Oktober weiter eingetrübt. Die Einkaufsmanager-Indizes gaben für die Euro-Zone und Deutschland sehr kräftig nach, blieben aber über der Expansionsschwelle. Auch das ifo Geschäftsklima trübte sich erneut ein. Der Index sank zum vierten Mal in Folge und liegt jetzt bei 97,7 Punkten. Dabei haben die deutschen Unternehmen die aktuelle Lage nur geringfügig schlechter beurteilt. Der Teil-Index sank lediglich um 0,3 Zähler. Die Geschäftsperspektiven bekamen dagegen einen deutlichen Dämpfer; der Teil-Index gab um 1,9 Zähler nach. Hier dürften sich die anhaltenden Lieferengpässe, aber auch die Furcht vor wieder anziehenden Infektionszahlen im Winter und möglicherweise neuen Beschränkungen dokumentieren.

Mittelfristige Implikationen und der neue chinesische 5-Jahresplan

Der 14. Chinesische 5-Jahresplan (2021 bis 2025) kann als weiterer Schritt eines bereits eingeleiteten Prozesses von „Masse zu Klasse“ gesehen werden. China verfolgt das Ziel, die Wertschöpfungsketten zunehmend im eigenen Land zu integrieren. Ziel ist es, eine höhere Wertschöpfung je produziertes Gut sicherzustellen. Damit wird auch die Abhängigkeit von Einfuhren in der Wertschöpfung reduziert. Dies wird vor allem von deutschen Unternehmen mit Sorge betrachtet, da China in ein Segment vorstößt, das insbesondere deutsche Hersteller für sich in Anspruch nehmen. Auch hat der neue 5-Jahresplan kein vorgegebenes Wachstumsziel. Vielmehr wird dieses für jedes Jahr neu festgelegt.

Bereits in den früheren 5-Jahresplänen hat China die Betonung mehr auf Wertschöpfung denn auf Massenproduktion gelegt. So ist ein Ziel, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung jährlich um 7 % zu steigern. China will den Takt seiner wirtschaftlichen Entwicklung und globalen Integration selbst bestimmen. Schon lange sind die Zeiten vorbei, in denen China billiges Spielzeug und Imitate exportierte, um Marktanteile und Wachstum durch Massenfertigung zu sichern. Der aktuelle 5-Jahresplan bekräftigt diese Zielrichtung nochmals deutlich. Gerade die Fokussierung auf Produktionsketten und Wertschöpfung im eigenen Land dürfte auch eine Reaktion auf die globale Unsicherheit infolge der Corona-Pandemie sein.

Der 5-Jahresplan sollte die Tendenz deutscher Unternehmen, zunehmend ihre Wertschöpfung global aufzustellen, weiter verstärken. Dieser Trend ist nun schon seit mehreren Jahren zu erkennen und kann als notwendige Strategie angesehen werden. Schließlich liegt das deutsche Potenzialwachstum schon seit etlichen Jahren um einiges unter dem chinesischen und globalen. Deutsche Unternehmen müssen globale Produktionsfaktoren nutzen, um ihre Marktanteile zu festigen. Die Herausforderung wird sein, inwieweit der Produktionsstandort Deutschland vor dem Hintergrund dieser Internationalisierungsstrategie deutscher Unternehmen hin zu Auslandsstandorten weiterhin eine Rolle spielen wird – vor allem bei Produkten mit hoher Wertschöpfung. Der Gedanke, infolge von Corona käme es zu Produktionsverlagerungen zurück nach Deutschland, ist in diesem Zusammenhang nicht nachvollziehbar.

Dennoch sollten mögliche negative Konsequenzen aus dem chinesischen 5-Jahresplan nicht überbewertet werden. Deutschland hat einen relativ kleinen Anteil am Welt-BIP (3,1 % in den Jahren 2019 und 2020) und sollte immer seine Nische in der höheren Wertschöpfung finden – vor allem bei stabilem globalen Wachstum (siehe IKB-Kapitalmarktnews 4. Oktober 2021).

 

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